Duisburg. .

Die Staatsanwaltschaft hält seit Donnerstagmorgen weitere Duisburger Stadt-Dokumente zur Loveparade in Händen. Die bisher übergebenen 37 Aktenordner hatten sich bei ihrer Überprüfung als lückenhaft erwiesen.

Loveparade-Aufklärung, nächster Akt: Die Stadt Duisburg habe am Donnerstag, so heißt es in einer Stadt-Mitteilung, einen weiteren Schwung Akten zur Loveparade an die Staatsanwaltschaft übergeben – zusätzlich zu den 37 Aktenordnern, die man bisher den Ermittlern überantwortet hatte. „Bei deren Durchsicht hat die Staatsanwaltschaft festgestellt, dass diese Unterlagen, die auf verschiedene Ämter verteilt sind, noch nicht vollständig vorliegen“, heißt es. Bei dem Termin am Donnerstagmorgen seien Stadt und Staatsanwaltschaft die Unterlagen in den Ämtern nochmal gemeinsam durchgegangen.

Die Mitteilung der Stadt umfasst gerade mal sechs Zeilen. Um was für Unterlagen es sich handelt, wie viele Dokumente übergeben wurden oder ob noch weitere Termine zur gemeinsamen Aktendurchsicht vereinbart sind – all das geht daraus nicht hervor. Derweil stellte das Boulevard-Portal bild.de den Vorgang am Morgen als regelrechte Razzia im Rathaus dar. „Das ist Unsinn“, sagt Stadt-Sprecher Josip Sosic. Es habe keinen Durchsuchungsbefehl gegeben, der Termin sei im Vorfeld zwischen Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und den Ermittlern vereinbart gewesen. Auf Details zu den neuen Unterlagen, die sich jetzt im Besitz der Staatsanwaltschaft befinden, will sich der Stadtsprecher nicht einlassen, was beim Rundgang durch die Ämter besprochen wurde, weiß er nicht, „ich war nicht dabei“. Am Mittag schwenkte das Boulevard-Portal denn auch auf eine gemäßigte Darstellung um.

Kurzfristig anberaumt

Von einer Razzia könne keine Rede sein, bestätigt auch die Staatsanwaltschaft. Der Termin sei abgestimmt gewesen – wenn auch kurzfristig anberaumt, nämlich im Laufe dieser Woche abgesprochen, so Staatsanwalt Rolf Haferkamp. Die erste Akten-Tranche – besagte 37 Ordner – seien direkt nach der Katastrophe übergeben worden, teils noch in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli. Dass nicht alles vollständig war, überrasche unter diesen Umständen nicht: „Wir gehen davon aus, dass nichts bewusst zurückgehalten wurde“, sagt der Staatsanwalt. Mutmaßlich seien angesichts des Zeitdruckes einfach Dinge vergessen worden. Welche Akten die Ermittler am Donnerstag mitnahmen, wie viele Ordner, aus welchen Ämtern die Vorgänge oder Dokumente stammen – „darüber habe ich jetzt auch noch keinen Überblick“, sagt Haferkamp. Die Prüfung in den nächsten Wochen werde zeigen, ob noch mehr fehle. Die Staatsanwaltschaft hofft jedoch, nun alles zu haben, um sich ein umfassendes Bild zu machen.

Nach der Massenpanik mit 21 Toten auf der Rampe zum Loveparade-Gelände am 24. Juli wurden mehr als 220 Strafanzeigen gestellt, unter anderem gegen die Duisburger Stadtspitze, gegen Veranstalter Rainer Schaller und jüngst auch gegen Ruhr.2010-Chef Fritz Pleitgen. Die Ermittler stehen vor einer Waren Datenflut: Mehr als 50 Terabyte an Materialien müssen ausgewertet werden, mehr als 1000 Zeugenhinweise sind zu bearbeiten.