Duisburg. .
Die Stadt gilt mit 272 Allgemeinmedizinern als überversorgt. Noch – denn langfristig droht Duisburg ein Problem: Fast jeder vierte Arzt hat die 60 schon überschritten. Der Nachwuchs fehlt, die Attraktivität des Berufes ist im Keller.
Schon seit Jahren dürfen sich in Duisburg keine Hausärzte mehr niederlassen. Die Stadt gilt mit 272 Allgemeinmedizinern als überversorgt. Erfüllte die Stadt diese politisch gewollten Planvorgaben mit 100 Prozent, dürften nur 232 Mediziner praktizieren. Doch langfristig droht Duisburg ein ganz anderes Problem. Fast jeder vierte Arzt hat die 60 schon überschritten. Der Nachwuchs fehlt, die Attraktivität des Berufes ist im Keller.
Langfristig könnte die heutige Versorgungsqualität in der Stadt gefährdet sein. Dr. Helmut Gudat, örtlicher Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, glaubt, dass es zumindest in einigen sozial benachteiligten Stadtteilen Probleme geben könnte. So fehlen in Walsum statistisch heute schon Hausärzte. Die Soll-Verhältniszahl liegt nach der Bedarfsplanung bei 2134 Einwohnern pro niedergelassenem Arzt. Tatsächlich müssen die 19 Hausärzte in Walsum durchschnittlich 2684 Patienten versorgen. In Hamborn mit ebenfalls 51 000 Einwohnern stehen 51 Hausärzte zur Verfügung.
Deutlich wird der Unterschied in den Bezirken auch bei der Versorgung mit Kinder-ärzten. In Meiderich Beeck (78000 EW) bestehen zwei Praxen, in Hamborn acht, in Homberg-Ruhrort-Baerl (40670) vier, in Rheinhausen (77600) fünf.
Administrativ geregelt
Gudat, selbst Allgemeinmediziner, kritisiert, dass die Versorgung nur noch administrativ geregelt wird. „Seit die Politik die Messzahlen festgelegt hat, hat es keine Anpassung mehr gegeben. Die Ärzte sind älter geworden, der Zustrom wurde drastisch reduziert. Das letzte Wort hat die Politik.“
114 Hausärzte sind in Duisburg zwischen 50 und 59 Jahre alt, 84 Mediziner zwischen 40 und 49 und nur 13 sind jünger als 40. Bei den Kinderärzten ist die Altersstruktur ähnlich. Von den 31 Fachmedizinern sind acht schon älter als 60 und 13 zwischen 50 und 59 Jahre alt. Nur vier Kinderärzte sind noch keine 40. Auch in anderen Fachdisziplinen werden in absehbarer Zeit die Nachfolger fehlen.
Gudat ist überzeugt, dass der medizinische Nachwuchs nur dann zu gewinnen ist, wenn der Beruf unter anderem durch Förderungsprogramme und Unterstützung der Weiterbildung in Arztpraxen attraktiver werde. Vor allem müssten Kollegen eine wirtschaftliche Perspektive haben. Die sieht Gudat zur Zeit kaum: „Hier in unserem Bezirk sind wir die schlecht bezahltesten Ärzte in ganz Deutschland.“ Pro Kopf und Jahr werde eine Summe festgelegt, egal wie oft Patienten zum Arzt gingen oder nicht. Der Mediziner berichtet von einer Kollegin, die ihre Praxis mit der Begründung aufgegeben habe, heute das gleiche zu verdienen wie vor 30 Jahren.
Auch andere Arbeitszeitmodelle hält der Mediziner für erforderlich. 60 Prozent der Studienanfänger sind Frauen. Um Beruf und Familienplanung vereinbaren zu können, müssten flexible Einsatzmöglichkeiten geschaffen werden. Und dass sich die Verdienstmöglichkeiten verbessern müssten, sehe man schon am Verhalten vieler Mediziner nach dem Studium. Dr. Helmut Gudat: „Viele gehen ins Ausland oder wechseln in die Industrie.“