Duisburg. .

Sein Leben lang hatte sich ein 79-jähriger ehemaliger Priester nichts zu Schulden kommen lassen. Bis zum 23. Oktober 2009, als er im Dellviertel, in der Nähe seiner Wohnung, den Wagen eines Nachbarn anfuhr - und dies nicht einmal bemerkte.

Freitag fand sich der Rentner wegen fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs und Unfallflucht vor dem Amtsgericht wieder. Der studierte Theologe und langjährige Ordenspriester war 1976 aus dem Kirchendienst geschieden, weil er mit den Veränderungen des 2. Vatikanischen Konzils nicht einverstanden war. „Aber ich hatte ja noch Sozialwissenschaften studiert und hab umgesattelt.“ Duisburg kannte er von Urlaubsvertretungen in einer Pfarrei im Duisburger Süden, erzählte der Rentner. „Ich habe mich damals in die Stadt verliebt, mir hier meinen Wohnsitz genommen und mir eine Arbeit gesucht“, so der gebürtige Niederländer.

„In Gedanken woanders“

Leider haperte es mit der Gesundheit. „Wegen einer Atemwegserkrankung muss ich seit vielen Jahren regelmäßig in stationäre Therapie“, berichtete der Angeklagte. „Aber mir hat nie jemand gesagt, dass ich danach kein Auto fahren darf.“

Und so sei er auch am Tag nach seiner letzten Entlassung ans Steuer gekrabbelt, um zur Apotheke zu fahren. „Das sind nur 600 Meter.“ Auf dem Rückweg habe es kurz vor seiner Haustür geknirscht. „Ich habe gesehen, dass mein Seitenspiegel eingeklappt war.“ Er klappte ihn kurzerhand wieder in die richtige Position. „Ich habe nicht mal gesehen, dass meine rechte Fahrzeugseite beschädigt war. Und nach dem Auto, dass ich anscheinend gestreift hatte, habe ich auch nicht geschaut. Ich war wohl mit den Gedanken bei der Krankheit.“

Den ehemaligen Kirchenmann rettete seine Anküdigung, dass er seinen Führerschein gar nicht wiederhaben wolle. „Das Risiko ist mir zu groß.“ Und der Schaden an Nachbars Wagen sei auch reguliert. Grund genug für Staatsanwalt und Strafrichter, das Verfahren gegen den 79-Jährigen einzustellen.