Wenn Männer und Frauen nicht zusammen passen – und vieles spricht dafür, wie schon Loriot herausgearbeitet hat – dann wohl auch kaum gemeinsame Träume und Sehnsüchte.

Die Frauen in „Garage d’or“ jedenfalls wollen Kinder und Sicherheit oder auch Geld, die Männer aber sehnen sich nach der Weite der Meere oder gar des Universums, sie streben danach, Neues zu erfinden und entdecken.

Als Koproduktion mit dem Theater Duisburg wurde am Freitag im Rahmen des Akzente-Theatertreffens „Garage d’or“ von „Familie Flöz“ uraufgeführt: Ein Stück ohne Worte über das Kind im Mann, der von Ehe und Familie zerrieben wird.

Das Ensemble mit Paco Gonzalez, Björn Leese, Benjamin Reber, Hajo Schüler (auch Masken) und Regisseur Michael Vogel, das sich im Ruhrgebiet zusammengefunden hat, arbeitet inzwischen in Berlin und tourt durch die Welt. Die von Michael Vogel und Hajo Schüler entwickelte Kombination aus Masken- und Körpertheater ist einmalig. Dazu kommen Grafik, Video und Animation von Silke Meyer und Andreas Dihm.

Die ausdrucksstarken Masken, die viel über den Charakter ihrer Figur vermitteln, sind etwas größer als ein Kopf, dadurch wirkt der Körper kleiner. Schon diese Veränderung der Proportion wirkt skurril. Und bei aller Melancholie, die bei den Flöz-Produktionen mitschwingt, gibt es viel Komisches. Wobei das Lachen oft Wiedererkennen bedeutet: So spielt das Leben.

Gleich in der ersten Szene von „Garage d’or“ bastelt Theo, ein Woody-Allen-Typ und Psychotherapeut, an einer Rakete, mit der ihn sein Sohn schließlich in die Luft jagt. Auch sonst ist Theo gebeutelt. Seine esoterisch angehauchte Frau, die lieber reist und musiziert, die gebildet, aber nicht sexy ist, hat ihn wegen einer Affäre rausgeschmissen. Dieses blonde Glück aber war nur von kurzer Dauer: Es hinterlässt Theo mit herunter gelassenen Hosen.

Theo therapiert Lothar, den gestressten Hausmann mit berufstätiger Ehefrau und drei nervigen Kindern. Lothar kann sich nicht von seinem Buddelschiff trennen. Auf diesem Schiff steht er in seinen Träumen am Steuer. Das führt im Familienleben die dominante Gattin; die hat angeordnet, die Flasche im Altglascontainer zu entsorgen. Die „Therapiesitzung“ Theos mit Lothar ist wunderbar. Sprachlos wie ja der ganze Abend, werden hier das Hin und Her um das Buddelschiff, Lockerungs- und Entspannungsübungen zur beredten Szene.

Bruno, der Malocher im Blaumann, ist der handfeste, handwerklich geschickte Typ. Doch die tolle Wiege, die er aus einer Waschmaschinentrommel baut – mit Fernsteuerung für Musik, Beleuchtung und Bewegung – stößt bei seiner hochschwangeren Frau auf wenig Begeisterung. Schwangerschaft und Geburt sind Frauensache; das verschreckt ihn, davor läuft er meilenweit fort.

Schließlich sitzen alle drei auf dem Sofa: Theo mit Spielzeug-Rakete, Lothar mit Buddelschiff, Bruno mit Trommelwiege – komisch und bemitleidenswert zugleich. Helden könnten sie sein: Als Astronauten tragen sie goldene Raumanzüge. Am Ende hebt das Raumschiff ab. Theo, der es verpasst, steigt auf eine blauen Strahl in den Sternenhimmel, in den er immer seine Träume gezeichnet hat.

Ein komischer, manchmal larmoyanter Abend. In dieser Männergarage der unerfüllten Träume geht es ironisch und clownesk zu, aber auch so poetisch wie Theos Paradestück klingt: die Mondscheinsonate.