Duisburg..

Ruhrort, 1929. Auf dem zugefrorenen Rhein spielen Kinder zwischen Eisblöcken. Später dann eilen Matrosen durchs Bild, Reederei-Makler stehen vor der alten Schifferbörse, die Jahre später ein Opfer der Flammen wird.

Dazu verleiht der spröde Charme der Geigen den historischen Filmbildern den nostalgischen Zauber eines Ennio Morricone. „Liebe, Sehnsucht, Ruhrort – Lebende Bilder aus vier Jahrzehnten“ lautet der Titel des Filmprojektes, das jetzt als Uraufführung bei den Akzenten zu sehen war. Im schattigen Innenhof der Maximilian-Kirche präsentierten Filmforum-Chef Kai Gottlob und sein Team erstmals öffentlich diese bisher nicht gezeigten Aufnahmen aus dem alten Hafenstadtteil Ruhrort.

Kai Gottlob, der bereits in den vergangenen Jahren mehrfach Filmfunde aus Kellern und Archiven zu abendfüllenden historischen Kino-Produktionen verarbeitete, rekonstruierte dieses vorwiegend aus dem Stadtarchiv stammende Material digital und fügte es neu zusammen. Mit Texten von Silvia Kaffke, die von de-Niro-Sprecher Christian Brückner mit sonorer Stimme vorgetragen wurden, und schauspielerisch volkstümlichen Einlagen von Frank Wickermann und Sängerin Eva Kurowski wurde das Publikum zu einer beeindruckenden Reise durch das alte Ruhrort eingeladen.

Für die Musik sorgte das kleine Orchester von Traumzeit-Leiter Tim Isfort, dessen Bass den Kähnen im Ruhrorter Hafenbecken den Rhythmus vorgab. Die „Tonmaschine“ von Tim Isfort macht aus den wackeligen Bildern eine stimmungsvolle Inszenierung und ein fein abgestimmtes Gesamtkunstwerk. Wenn die coole Trompete von Markus Türk Miles Davis beschwört, dann könnten die Aufnahmen geheimnisumwitterte Sequenzen eines existentialistischen Filmklassikers sein.

Doch im Publikum war nicht nur die Künstler-Szene vertreten. So mancher alter Ruhrorter fühlte sich durch die Bilder aus Großvaters Zeiten an seine Jugend erinnert. Ein ganz rares Dokument sind etwa die Aufnahmen aus der schon legendären Ruhrorter Altstadt mit ihren schmalen Gassen, Kneipen und Hurenhäusern. Die Bilder der 30er-Jahre wurden anlässlich der 500-Jahr-Feier des Stadtteils aufgenommen und zeigen bereits in Farbe fröhlich zechende Bürger, aber auch SA-Leute und Oberbürgermeister Freytag bei seiner Festrede.

Der Film ist noch einmal am Samstag, 29. Mai, um 21.30 Uhr im Kirchgarten am St. Maximilian-Platz zu sehen.