Jetzt hat die Krise des Automarktes auch in Duisburg ein prominentes Opfer gefordert: Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hat der VW-Vertragshändler „Autohaus Röchling“ beim Amtsgericht Duisburg einen Antrag auf Insolvenz gestellt.
Damit hat das Unternehmen, das an drei Standorten in der Stadt mit 196 Beschäftigten auf dem Markt vertreten ist, die Notbremse gezogen und sein Handeln in die Hand eines Insolvenzverwalters gelegt. Er hat schon gestern Vormittag das Unternehmen betreten, das auf dem Gewerbehof Kaßlerfeld, in Meiderich an der Neumühler Straße und in Buchholz mit dem Audi-Zentrum an der Düsseldorfer Landstraße angesiedelt ist.
Vor allem hohe Rückläufermengen im Leasinggeschäft haben nach Worten von IG-Metall-Sekretär Dieter Lieske dem Unternehmen unerwartete Wertberichtigungen und sehr hohe Zinsaufwendungen beschert. Diese konnte das Unternehmen schließlich nicht mehr stemmen.
Bereits seit einem Jahr habe das Autohaus, das nach Einschätzung der Gewerkschaft „auch heute noch ein leistungsfähiges, gutes Unternehmen“ sei, in der Problemzone gesteckt. Eine Reihe von Sanierungsbemühungen, zu denen auch der Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld gehörte, haben aus heutiger Sicht nicht funktioniert. Das Unternehmen, das mit enorm hohen Zinsaufwendungen zu kämpfen habe, arbeite nicht mehr rentabel, einige Rechnungen seien sogar nicht mehr bezahlt worden, der Liquiditätsengpass war in Sicht.
Deshalb war das Unternehmen fieberhaft auf der Suche nach einem rettenden Investor, beziehungsweise nach einem strategischen Partner, der, in welcher Form auch immer, ins Auto-Handelsgeschäft einsteigen sollte. Als in den vergangenen Tagen dann ein heißer Kandidat dem Autohandelsunternehmen endgültig den Laufpass gegeben hatte, wurde der gestrige Schritt zum Gericht unabwenbar. Von der Insolvenz unberührt sind nach Worten von Lieske die beiden Röchling-Standorte am Niederrhein – in Goch und in Kleve. Sie werden in einer anderen Firma geführt.
Der Gewerkschafter der IG Metall übte gestern gegenüber der NRZ massive Kritik sowohl am Management des VW-Werkes als auch des Duisburger Vertragshändlers. Die Händler würden von den Herstellern „wirtschaftlich ausgepresst“, über solche Aktionen könne man ganz hervorragend alte Familien-Unternehmen vom Markt drängen. Leider aber habe auch die Geschäftsführung von Röchling in den vergangenen fünf Monaten nicht mehr mit offenen Karten gespielt. Lieske: „Im Chaos der letzten Monate hat es gehörig an Informationen über präzise Zahlen und Daten gegenüber dem Betriebsrat gemangelt.“
Der Insolvenzverwalter muss jetzt prüfen, wie das Unternehmen weitergeführt werden kann. Die Chancen dafür, so Lieske, stünden aber gar nicht so schlecht.