Duisburg. .

Im Sonderforschungsbereich 616 an der Uni Duisburg-Essen gibt es eine Notfallbetreuung für Kinder. Stehen unaufschiebbare Experimente oder Dienstreisen an, können diese durch fehlende Kinderbetreuung nicht mehr scheitern.

Puppen, Stofftiere, ein flauschiger Teppich und spielende Kinder – das Büro von Prof. Dr. Michael Schreckenberg, Dekan der Fakultät für Physik an der UDE, stellt man sich wahrlich anders vor.

Die etwas andere Nutzung ist allerdings wohl durchdacht, denn Raum MC 247 dient seit vergangener Woche dauerhaft der Kinderbetreuung. Stehen im Sonderforschungsbereich (SFB) 616 unaufschiebbare Experimente oder Dienstreisen an, können diese durch plötzliche Notfälle bei der Kinderbetreuung nicht mehr scheitern. Hatten die Mitarbeiter früher kurzfristig Probleme, wenn es um die Betreuung des eigenen Nachwuchses ging, steht nun für Notfallsituationen ein geeigneter Raum zur Verfügung. Betreut werden die Kinder währenddessen vom Familienservice Ruhrgebiet.

Betroffen sind bei Problemen mit der Beaufsichtigung der Kinder oftmals Frauen – die in der Physik ohnehin nur äußerst spärlich vertreten sind. Lediglich ein Viertel aller Physikstudenten sind Frauen. Im gesamten Fachbereich gibt es lediglich eine weibliche Professorin.„Wir müssen etwas für unseren weiblichen Nachwuchs tun. Nach der Promotion ist bei vielen Frauen Schluss mit der Physik, weil sie Kinder bekommen. Durch die Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft können wir jetzt sogar Babysitter auf Dienstreisen nach Japan oder in die USA mitschicken“, sagt Prof. Dr. Michael Horn-von Hoegen, Sprecher des SFB. Das Angebot besteht für Kinder im Alter von 0 bis zwölf Jahren – solange ein Elternteil im SFB beschäftigt ist. Bis zu sechs Kinder können gleichzeitig im ehemaligen Dekanatsbüro versorgt werden. Eine Regelbetreuung ist allerdings nicht zulässig.

Dr. Martin Kammler, Mitarbeiter und Projektleiter im SFB, profitiert bereits vom neuen Angebot: „Meine Frau ist selbstständig und oft durch Termine gebunden. Wenn eines unserer Kinder krank ist, kann es schon mal problematisch werden.“ Auf etwa zehn bis 20 Notfälle schätzt Kammler den jährlichen Betreuungsbedarf für seine zweijährige Tochter und seinen sechsjährigen Sohn. „Die Einrichtung ist für uns eine ganz, ganz große Erleichterung und nimmt viel Stress aus den Familien heraus“, freut sich auch Horn-von Hoegen.

Auch Prof. Dr. Schreckenberg gehört zu den Gewinnern, obwohl er sein Büro für den Nachwuchs räumen musste. „Was unsere Kapazitäten betrifft, sind wir am oberen Ende angekommen. Aber auch als Dekan braucht man nicht zwei Büros.“ Vielleicht sorgen fröhliche Kinderstimmen künftig sogar für eine willkommene Ablenkung, wenn es im SFB mal nicht so ganz nach Plan laufen sollte.