Duisburg. .

Gartenbautechniker Heinz Kuhlen ist empört: Die Stadt Duisburg pflanze jährlich junge Bäume für hunderttausende Euro. Viele davon gingen jedoch bei Hitze wieder ein. Allein im Rheinpark sei ein Schaden von 300.000 Euro entstanden.

Heinz Kuhlen aus Wanhei­merort ist gelernter Gartenbautechniker und empört. Hunderttausende von Euro investiert die Stadt Jahr für Jahr in Neu- und Ersatzpflanzungen von Jungbäumen, von denen viele mangels Wasser wieder eingehen.

Auslöser für ihn, sich bei der Redaktion zu melden, war der Aufruf der Stadt, die Bürger mögen den Bäumen vor ihrer Haustüre angesichts der Juli-Hitze Wasser spenden. Kuhlens Kritik zielt indessen nicht auf mangelnde Bewässerung während dieser Hitzezeit ab. Die Fehler, die er uns zeigt, müssen lange vorher gemacht worden sein.

Wir treffen uns mit ihm im Rheinpark in Hochfeld. „3.000 Jungbäume sind hier seit 2007/2008 gepflanzt worden“, sagt er beim Rundgang über das Gelände. „Immer eine Baumart in einem Wäldchen.“ Er zeigt uns ein Birkenwäldchen, ein Hainbuchenwäldchen, ein Kiefern- und ein Ahornwäldchen. „Das mag ge­stalterische Vorzüge haben“, sagt er, „ökologisch gesehen ist es nicht sinnvoll.“ Weil es die Aufwuchsbedingungen der Bäume noch verschlechtere.

20 Prozent Ausfallquote

Die Ausfälle sind klar er­kennbar: Etwa einer von fünf Jungbäumen hat entweder gar keine Blätter mehr oder lässt sie, schon herbstbraun gefärbt, schlaff und ausgedorrt hängen. „Fast alle anderen sind auch schon vorgeschädigt“, sagt Kuhlen und verweist auf mageres Blattwerk und auf Zwei­ge, die sich nicht mehr biegen lassen, sondern gleich brechen. Normal wäre allenfalls eine Ausfallquote von zwei bis drei Prozent, sagt er.

15 Jahre lang, erzählt uns der Pflanzenkenner, würden Jungbäume in der Baumschule gez­ogen, würden dabei mehrfach umgesetzt, um einen kom­pakten Wurzelballen zu erzielen, der das Anwachsen am künftigen Standort erleichtere. Im Rheinpark freilich sei der Untergrund dafür schon un­günstig, weil durch Einsatz schwerer Baumaschinen stark verdichtet. Da nützten auch 30 Zentimeter Mutterboden we­nig. „Das sind keine idealen Lebensbedingungen für tiefer wurzelnde Bäume.“ Wenn das aber schon so sei, müssten sie zumindest intensiv bewässert werden.

Nach Kuhlens Recherchen verfügt die Stadt für die Baumpflege insgesamt über 25 Mitarbeiter. „Es gibt aber alleine schon 50 000 Straßenbäume, die bewässert und ständig auf ihre Standfestigkeit hin ge­prüft werden müssen.“ Der Be­reich sei hoffnungslos un­ter­besetzt.

Unterschiedliche Mengen benötigt

Auch bräuchten die Bäume je nach Art und Standort, Witterung und erreichter Größe unterschiedlich viel Wasser. „Eine 80-jährige Rotbuche kann unter ungünstigen Verhältnissen bis zu 800 Liter am Tag brauchen.“ Ein Flachwurzler wie die Birke ziehe das Wasser aus den oberen 20 Zentimetern Erde. Erst äl­tere Bäume seien in der Lage, Wasser aus tieferen Erdschichten aufzunehmen - bei den stark verdichteten Böden im Rheinpark aber auch nur eingeschränkt.

Heinz Kuhlen rechnet die Geldverschwendung vor: „Ein­­schließlich Pflanzarbeiten kostet ein Jungbaum rund 500 Euro. Von 3 000 gepflanzten Jungbäumen sind 20 % abgängig, macht zusammen 300 000 Euro Schaden.“

Er zeigt, wie die Natur es macht, wenn man sie nur lässt: Gleich in der Nachbarschaft, wo die al­ten Fabrikhallen von Thyssen-Niederrhein nicht zum Rheinpark gehören, habe man das Areal sich selbst überlassen. „Die Bäume, die dort wachsen, sind von jung an ge­wohnt, sich den Verhältnissen anzupassen“, erzählt er. Sie würden auch nicht gewässert, aber Herbstfärbung und Blattlosigkeit wie in den angelegten Wäldchen sucht man dort vergebens.