Duisburg. .

80.000 Besucher sahen die furiose Performance „Global Rheingold“ von La Fura dels Baus, mit der am Freitag in Duisburg das Kulturfestival Akzente eröffnet wurde. Der Abend war gleichzeitig Auftakt der Duisburger „Local Heroes“-Woche zu Ruhr.2010.

Die Chance, sich als „Local Hero“ im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 präsentieren zu dürfen, ließ man sich nicht nehmen. Bombastischer lässt sich der Auftakt zu dem einwöchigen Spektakel, das zugleich die 33. „Duisburger Akzente“ einläutete, nicht vorstellen. Das Motto der diesjährigen „Akzente“, „Duisburg - Hafen der Kulturhauptstadt“, zeugt von gesundem Selbstvertrauen. Das Publikum reagierte so interessiert, dass Ruhrort den Ausnahmezustand ausrufen konnte. 80.000 Besucher strömten aus allen Richtungen auf die Mercatorinsel und hauchten der sonst öden Landzunge ungewohnt heftiges Leben ein.

Zu erreichen war der Ort der Begierde gar nicht so leicht. Schon Stunden vorher brach der Autoverkehr im näheren Umkreis zusammen. Wer sich vom Festland oder den entlegenen Parkplätzen aufmachte, war auf festes Schuhwerk und eine kräftige körperliche Kondition angewiesen. Tausende drängten sich auf der Friedrich-Wilhelm-Brücke, um durch das Nadelöhr einer engen Treppe Zugang zu finden. Am Bequemsten ging es noch per Schiff.

Ein Stückchen Woodstock

Trotz allem: Als sich pünktlich um 21.30 Uhr einer der drei riesigen Hebekräne in Bewegung setzte und den ersten Darsteller der legendären katalanischen Schauspieltruppe „La Fura dels Baus“ in schwindelnde Höhen hob, hatte jeder, ob Groß oder Klein, sein Ziel erreicht. Und genervt von der anstrengenden Anfahrt wirkten die Heerscharen nicht im Geringsten. Im Gegenteil. Etliche junge Leute ließen sich relaxed auf einer Wiese nieder und verbreiteten ein wenig Woodstock-Atmosphäre vor einer (allerdings) klinisch reinen Dixi-Klo-Landschaft. Die Bier- und Fressbuden brauchten sich um gut gelaunte Kunden ohnehin nicht zu sorgen. Und die meisten standen dicht gedrängt um einen Beckenarm, den die drei Kräne gigantisch beherrschten.

Dort hatte man auch den besten Blick auf die 70-minütige Performance „Global Rehingold“. Einen besseren als die VIPs in ihren abgelegenen Logen. Spaß hatten letztlich alle an den eindrucksvollen Bildern der katalanischen Truppe mit ihren fliegenden Menschentrauben in weißen Overalls, die sich zu bizarren geometrischen Figuren verformen. An den magisch illuminierten Weltkugeln. An den nahezu zehn Meter hohen, Frankensteins Monstern nicht unähnlichen Riesenfiguren. Und an allerlei pyrotechnischem Feuerzauber. Das abschließende Feuerwerk zum pathetischen Getöse aus Wagners „Götterdämmerung“ verfehlte seine Wirkung nicht - und entschädigte für die dürre Handlung, die die letztlich zusammenhanglosen Bilder verbinden sollte.

Klotzen, nicht kleckern

So richtig schlau wurde man zwar nicht aus der sprachlich unbeholfenen Geschichte um „unseren“ Kartografen Gerhard Kremer Mercator, der die Riesin Concordia zu erwecken versucht und mit ihr das Kind „Hoffnung“ zeugt, um den Menschen des Ruhrgebiets neue Kräfte zu schenken. Letztlich gaben die Bilder, gestaltet von 80 schwindelfreien Artisten und Komparsen aus Spanien und unserer Region, den Ausschlag.

Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Aufwand und künstlerischem Ertrag, die manchen der anwesenden Theaterintendanten und Kulturmanager ins Grübeln gebracht haben dürfte, sollte man sich besser nicht stellen. Sie wurde auch nicht gestellt. Wenn man sich schon als „Local Hero“ darstellen will, dann darf nicht nur, dann muss offensichtlich geklotzt werden. Und das gelang der berühmten Truppe ohne Einschränkung: Das Publikum verfolgte das farbenprächtige Schauspiel mit nahezu atemloser Spannung. Auch das Wetter spielte prächtig mit. Ein goldener Halbmond wirkte bei milden Temperaturen wie bestellt.

Als der letzte Silberregen des abschließenden Feuerwerks verraucht war, sorgten die Stadtwerke für die magische Illumination einiger Ruhrorter Bauwerke entlang der Insel. Und der Besucherstrom setzte sich in Richtung Mühlenweise in Bewegung. Dort wartete ein Stadtteil-Fest auf sie, gekrönt durch den Live-Auftritt der Gruppe „2raumwohnung“. Ein Angebot, das vor allem junge Leute dankbar und zahlreich annahmen.

Mehr zum Thema:

Bilder von der Performance „Global Rheingold“ und dem Auftritt von „2raumwohnung“