Duisburg. .

Aus der Ferne könnte es auch ein Sambazug sein, der sich mit rhythmischem Trommeln, Pfeifen und Rasseln seinen Weg über die Kö bahnt. Doch es ist: ein Warnstreik angestellter Lehrer.

Die Plakate und Transparente, die Sprechchöre und Infozettel machen aber schnell Schluss mit lustig: Rund 300 Lehrer kamen zum Warnstreik „Bildung ist MehrWert“, zu dem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bundesweit aufgerufen hatte. Duisburg war gestern eines von zehn regionalen Streikzentren in NRW.

Kern ihres Anliegens ist die seit Jahren herrschende Ungleichbehandlung zwischen verbeamteten und angestellten Lehrern. Aktuell laufen erneut Verhandlungsrunden zur Eingruppierung von Lehrkräften an Schulen und Hochschulen.

„Das ist ein Sumpf“, echauffierte sich Dorothea Fingerhut, Duisburger Realschullehrerin, schon ganz heiser von den Straßengesängen, dem immer wieder skandierten „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“.

Der Protestzug führte an der CDU-Geschäftsstelle vorbei, wo Ratsherr Frank Heidenreich sich stellvertretend eine Röhre überbringen ließ: „Wir bringen dir die Röhre zurück, in die du uns seit Jahrzehnten gucken lässt“, sollte er seinem Parteigenossen, Finanzminister Linssen ausrichten. Heidenreich erklärte, er wolle das Anliegen aufnehmen, ihm sei aber nicht nur die Bezahlung wichtig, sondern auch die Menge der Lehrer, immerhin seien zuletzt 8000 neue Lehrer eingestellt worden. „Zahle ich bestehenden mehr oder stelle ich neue ein, ist die Frage. Und da ist mir der zweite Punkt wichtiger, aber ihr Anliegen ist nicht verloren“, erklärte Heidenreich.

Joachim Jankowski unterrichtet am Bertolt-Brecht-Berufskolleg. Der Ingenieur hat erst Berufserfahrung gesammelt, bevor er die Lehrbefähigung draufsattelte. „Das kann ja nur von Nutzen für die Schüler sein“, sagt er. Honoriert werde es aber nicht. Sein Verdienst „ist netto 500 bis 800 Euro unter dem des verbeamteten Kollegen“. Tröstlich für den 57-Jährigen, dass seine Schüler Verständnis für den Unterrichtsausfall zeigen. eine Wertschätzung, die er sich auch von seinem Dienstherrn wünschen würde.

Das sieht Ilse Schaad vom Hauptvorstand der GEW ähnlich. Obwohl die Ausbildung für Grundschullehrer genauso lang sei wie für Gymnasiallehrer, verdienten die einen zu Beginn rund 1400, die anderen 1800 Euro netto – „und das ist für zehn Semester Studium eine Scheiß-Bezahlung“.

Abgesehen davon sei die Leistung von Grundschullehrern genauso wichtig wie die aller anderen Kollegen. Auch die Differenz der Eingruppierungen im öffentlichen Dienst zwischen Ost und West will Schaad aufgehoben wissen. Ende Mai geht sie in die nächste Verhandlungsrunde.