Duisburg. .

Hitzeschutzmantel an, entsprechende Handschuhe dazu, Helm auf, Visier runter und ran die schwere Schüppe: Bei der 1.-Mai-Kundgebung im Landschaftspark Nord konnte jeder probieren, wie hart die tägliche Schicht eines Stahlarbeiters ist und nachvollziehen, dass Hochofen-Dienst mit 67 unzumutbar ist.

Die Rente ab 67 Jahren war ein Thema der 1. Mai-Demonstration in Duisburg. Im Landschaftspark Nord versammelten sich am Samstag gut 10.000 Menschen zum Tag der Arbeit. Zentrale Themen waren zudem Rohstoffspekulation als Arbeitsplatzbedrohung und die Gewerkschaftsforderung nach einem Mindestlohn. Und: Bei allen Rednern klang die Mahnung an, beim Wahltag am 9. Mai die zwei Kreuze an der richtigen Stelle zu machen.

Leiharbeit, befristete Arbeit, unzureichende Bezahlung greife immer mehr um sich, beklagte Duisburgs DGB-Vorsitzender Rainer Bischoff: „Es geht um Ehre und Würde der arbeitenden Menschen.“ Wer arbeite, müsse auch von seinem Einkommen leben können.

Kritik an Steuergeschenken von Schwarz-Gelb

Hauptredner der vom Wetter verwöhnten Veranstaltung, die gut 10.000 Besucher in die imposante Industriekulisse lockte, war Franz-Josef Möllenberg, der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung - Genuss - Gaststätten. Er warnte eindringlich vor einem „bösen Erwachen“ nach dem Wahltag in Nordrhein-Westfalen. Es gehe nämlich auch darum, wer die Folge der Krise zu tragen habe. Im Namen der Arbeitnehmer machte er deutlich: „Wir wollen die Zeche nicht zahlen!“

Kritik übte er CDU und FDP und deren „Steuergeschenken“ an Hotelbesitzer und reiche Erben: „Stattdessen sollten lieber die Studiengebühren abgeschafft werden“. Auch eine Entlastung der Städte von ihren drückenden Schulden sei vordringlicher. Und was die immer wieder erwogene Streichung der Steuerfreiheit von Nacht-, Sonn- und Feiertagszuschlägen angeht, kündigte der NGG-Chef schon einmal organisierten Widerstand an: „Das lassen wir uns nicht gefallen!“

Bereits am Freitagabend hatte Oberbürgermeister Adolf Sauerland Betriebsräte und Gewerkschafter zum Arbeitnehmerempfang ins Rathaus eingeladen. Er erinnerte bei dieser Gelegenheit an die lange Tradition dieser Veranstaltung: 1965 hatte der damalige Oberbürgermeister August Seeling erstmals die besondere Verbundenheit der Stadt Duisburg mit der Arbeitnehmerschaft durch einen solchen Empfang herausgestellt. Sauerland äußerte sich zudem besorgt über die Explosion der Rohstoff-Preise, die aktuell der Stahlindustrie zusetze und zu einer Bedrohung tausender Arbeitsplätze in der deutschen Industrie, vor allem in der Duisburger Stahlindustrie, werden könnte.