Duisburg. .

Geboren wurde Kabarettist Nils Heinrich in Sachsen-Anhalt, lebte dann in Berlin und Stuttgart - und 2010 ist er „Das Schwarze Schaf“ vom Niederrhein. Hauptjuror Harald Schmidt überreichte dem „Super-Ossi“ den Kabarettpreis im Duisburger Theater am Marientor.

Spätestens bei der Zugabe am Samstag im Theater Marientor war klar, dass sich Jury und Publikum nicht geirrt hatten: Der in Sangerhausen in Sachsen-Anhalt geborene, nach Berlin in Stuttgart gelandete Nils Heinrich hat den Kabarettwettbewerbs „Das Schwarze Schaf“ gewonnen, weil er originell und intelligent ist, weil er Sprachwitz und gewinnende Selbstironie hat. In seinem zum Schreien komischen Zugabe-Rap reimte sich „Lactose-Intoleranz“ auf „Vollmilch-Arroganz“ und „Lactat“ auf „Kaffeeautomat“.

Bei der Überreichung der Preis-Insignien legte sich Heinrich vor Hauptjuror Harald Schmidt lang auf den „heiligen“ Bühnenboden. Schmidt fürsorglich: „Das schwarze Schaf nicht vergessen, so was vergisst man gerne.“ Heinrich: „Ich bin gespannt, wie ich das in die Gepäckablage kriege. Die stehen normalerweise vor dem Zug und werden wie ein Tampon in den Tunnel gepresst.“

Regionale Anmerkungen

Hauptjuror Harald Schmidt mit den Preistraegern Nils Heinrich, Michael Sens und Joachim Zawischa (v.li). Foto: Lars Fröhlich/WAZ FotoPool
Hauptjuror Harald Schmidt mit den Preistraegern Nils Heinrich, Michael Sens und Joachim Zawischa (v.li). Foto: Lars Fröhlich/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Den Auszug aus seinem Programm „Die Abgründe des Nils“ hatte Heinrich mit regionalen Anmerkungen gewürzt. Da alle sechs Kandidaten aus Ostdeutschland angereist waren (Uli Masuth aus Krefeld lebt in Weimar), meinte Heinrich, der Abend könne auch „Duisburg sucht den Super-Ossi“ heißen. Er berichtete von Absurditäten wie der beleuchteten Klobrille und Sätzen wie „Kann Spuren von Erdnüssen enthalten“ auf Müsliverpackungen. So etwas habe man in der DDR auf Erdnussschachteln nicht aufdrucken müssen, das habe jeder gewusst. Auch beneidet er NRW nicht um die „Schicksalswahl“ zwischen „dem Sohn von Inge Meysel und Lady Gaga“.

Dass Joachim Zawischa auf Platz zwei kam, war sowohl in der Jury als auch im Publikum umstritten. Heute noch Honecker parodieren? „Aber wenn man’s drauf hat... So etwas soll man ja nie voreilig aus dem Programm nehmen“, ätzte Schmidt. Im Publikum gingen manchem Zawischas Scherze über den Absturz des polnischen Regierungsflugzeugs zu weit. Und auch sonst zielte er gern unter die Gürtellinie.

Musikalische Qualitäten

Der Wandlitzer Michael Sens war der dritte Preisträger des Abends. Er überzeugte vor allem mit seinen musikalischen Qualitäten und hatte unter anderem zurück verfolgt, welcher Musiker von wem abgeschrieben hat – um am Ende aus ein paar Tönen die DDR-Nationalhymne „Auferstanden aus Ruinen“ zu komponieren.

Die Hengstmann-Brüder aus Magdeburg, die unter anderem zwischen neuen und gebrauchten Bundesländern unterschieden, gingen ebenso leer aus wie Uli Masuth, der beim letzten Wettbewerb den dritten Preis errungen hatte, und das Ensemble Weltkritik aus Leipzig.

Matthias Brodowy, erster Preisträger des „Schwarzen Schafs“ 1999, war der souveräner und witzige Moderator eines rundum gelungenen Wettbewerbsabends.

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