„Heeeeey, ab in den Süden“, dudelt die Warteschleifen-Musik beim Reiseveranstalter Schauinsland. Was für gute Laune mit angezogener Handbremse sorgt, denn auf den Süden müssen viele Urlaubsanfänger noch eine Weile warten, während jene im Süden endlich gen Westen und also nach Hause wollen.

Die beiden Duisburger Reiseveranstalter Schauinsland und Alltours zählen jeweils über 10 000 Reisende, die durch den Vulkanausbruch auf Island auf den Balearen, den Kanaren, Ägypten, Dom-Rep und sonstwo festhängen.

„Die Situation wird sich nicht kurzfristig entkrampfen“, glaubt Schauinsland-Geschäftsführer Gerald Kassner, „es sind zu viele Menschen in den Zielgebieten, das wird sich noch über Tage hinziehen.“ Bei ersten Evakuierungsflügen von Palma nach Salzburg am gestrigen Mittag griff er zu und buchte Plätze. „Aber das Gros kriegt man mit den kleinen österreichischen Flughäfen nicht abgefangen, da können die großen Flugzeuge gar nicht landen“, bedauert Kassner. Deshalb wurde seine Mutter Doris, die privat auf Mallorca weilt, mit ihren rüstigen 69 Jahren kurzerhand zur Reiseleiterin, eskortierte gestern Nachmittag 200 Touristen per Fähre nach Barcelona, wo Busse warten, die Sonntag von Duisburg aus auf den Weg geschickt wurden.

In Duisburg selbst ist auch ordentlich zu tun: Am Wochenende haben 70 der insgesamt 170 Mitarbeiter aus allen Abteilungen Notdienst geschoben, um ansprechbar zu sein für ihre Kunden.

Bei der Frage nach den Kosten stellt sich bei Kassner kurzfristig eine Schnappatmung ein. Bis zu zwei Übernachtungen hat der Unternehmer gezahlt, den Rest müssen die Kunden selbst tragen. Bei jenen, die so knapp kalkuliert haben, dass sie keine Übernachtung gezahlt haben, ging Kassner in Vorkasse. Er geht von einem hohen sechs- bis knapp siebenstelligen Betrag aus. Von dem „Hammer-Aufwand“ der Nachbearbeitung will er gar nicht erst reden.

Bei Alltours ist die Lage ähnlich. Die erste unfreiwillige Nacht der Urlaubsverlängerung zahlte das Unternehmen, über die Kosten soll noch vor Ort mit den Hoteliers verhandelt werden. Aber auch sie rechnen mit einem deutlich sechsstelligen Betrag.

Über Charter-Maschinen will auch Alltours erste Touristen befreien. „Wer aus München kam, freut sich nach vier Tagen auf eine Landung in Salzburg“, beschreibt Unternehmenssprecher Stefan Suska. Bei den Vollcharter-Angeboten rechnet er mit einer zügigen Abwicklung, andere Buchungsvarianten können dauern - und natürlich „wer eine Senator-Karte der Lufthansa hat, ist schneller am Ziel als ein Pauschaltourist“, ergänzt Suska.

Mancher lässt sich deshalb auch die Kosten für den Flug erstatten und macht sich auf eigene Faust auf den Weg, wie eine Gruppe Duisburger, die auf Malta im Urlaub war, inzwischen per Fähre ans italienische Festland übersetzte und sich nun per Zug weiter durchschlagen will.

Probleme gibt es auch mit eigenen Mitarbeitern - eine Alltours-Kollegin aus Lüneburg sitzt seit Freitag im Transitbereich des Bangkoker Flughafens fest. Per Mail hat sie sich vom Dienstbeginn am gestrigen Montag abgemeldet: „Bin zur Zeit noch in Bangkok. Alle Flüge nach Europa sind gestrichen. Nerven liegen blank. Sind seit 48 Stunden im Transferbereich. Immer noch Hunger, Durst, Heimweh.“