„Duisburg hat eine der ältesten Stadtmauern im deutschsprachigen Raum“, erklärt Stadtführer Dieter Pelikan den Teilnehmern der Ferienaktion unserer Zeitung „WAZ öffnet die Türen.“
„Auch wenn wir heute nicht mehr überall die volle Höhe der Stadtmauer sehen können, können wir erahnen, wie beeindruckend sie gewesen sein muss.“ Neben Nürnberg sei Duisburg die einzige deutsche Stadt, deren Stadtmauer zu großen Teilen noch stehe. „Und diese ist immerhin im 12. und 13. Jahrhundert gebaut worden“, betont Dieter Pelikan. Der Fachmann in Sachen Duisburger Historie führt die interessierten Zuhörer in seinem 90-minütigen Rundgang durch die Jahrhunderte am Stadt- und Kulturhistorischen Museum ein.
Anhand des Bronzereliefs des Corputiusplans auf dem Marinamarkt erklärt er den Verlauf der Stadtmauer und des Rheins. „1566 beauftragte Gerhard Mercator den Kartographen Johannes Corputius, auf das Dach der Salvatorkirche zu steigen, um eine Zeichnung Duisburgs aus der Vogelperspektive anzufertigen.“ Anhand dieses Plans könne man sehr gut die Struktur der Stadt von vor über 400 Jahren nachvollziehen. „Das bedeutet ja, dass da, wo heute noch Teile der Mauer am Innenhafen stehen, die nord-östliche Grenze der Stadt verlief“, staunt einer der Teilnehmer.
Noch überraschender als die alten Grenzverläufe, waren für die meisten Teilnehmer die Ausführungen Dieter Pelikans zum Verlauf des Rheins. „Wo heute der Innenhafen als Wahrzeichen für den Strukturwandel steht, floss vor über 1000 Jahren der Rhein entlang.“ In den Jahren 1000 bis etwa 1400 habe der „Altrhein“ mit seinem ruhigen Fahrwasser optimale Bedingungen für die Binnenschifffahrt geboten. „Nach 1400 versandete der Rheinarm an dieser Stelle zunehmend und es war sehr bald vorbei mit der Hafenherrlichkeit“, erklärt der Stadtführer.
Zuvor waren Duisburg und Koblenz zu den wichtigsten Rheinhafen-Orten aufgestiegen. Sie schlossen ein Zollabkommen ab, dass die kostenlose Einfuhr der Waren aus der jeweils anderen Stadt gewährleistete. „Aus diesem Grund steht der Koblenzer Turm in unserer – und der Duisburger Turm in deren Stadtmauer“, führt Dieter Pelikan an.
Danach zielte die Gruppe das Dreigiebelhaus an. „Der mittlere Teil des Gebäudes wurde im 1536 errichtet. Die Nonnen des alten Zisterzienserinnen-Klosters in Duissern übernahmen das Haus im Jahr 1608 und führten es bis 1806“, sagt Pelikan. Im östlichen Flügel befand sich damals ihre Kirche. 1823 zog eine Höhere Töchterschule in das Haus. Erst 1961 kaufte die Stadt das stark verwitterte Gebäude und ließ es restaurieren.