Duisburg. .

Zurzeit kehren mehr Katholiken als sonst ihrer Kirche den Rücken. In Duisburg schlägt sich die Reaktion auf die Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen klar in Zahlen nieder.

„Noch nie“ heißt es aus der Abteilung des Amtsgerichts, die offiziell für die Registrierung der Austritte zuständig ist, „hatten wir eine Zahl, die so weit über dem Durchschnitt lag.“ Eine beklemmende Bestandsaufnahme so kurz vor Ostern, dem höchsten kirchlichen Fest.

78 katholische Christen traten im März aus. Mehr als doppelt so viele wie im Februar. Da waren es nur 34, im Januar 37. Letzteres markiert den Durchschnitt. Denn ähnliche Zahlen (zwischen 30 und 37 im ersten Quartal 2010) gelten auch für Austritte aus der evangelischen Kirche – die übrigens keine Eintritte von jenen verzeichnen konnte, die nun nicht mehr „römisch-katholisch“ als ihre Konfession in Formulare eintragen oder auf der Lohnsteuerkarte lesen wollen.

Das wissen die Kirchenleute aus so genannten „Eintrittsgesprächen“, erklärt Rolf Schotsch vom Evangelischen Kirchenkreis Duisburg.

Auf Seiten der katholischen Kirche gibt es zu den Austritten ganz unterschiedliche Kommentare. Während Pater Tobias, Pastor der Gemeinde Neumühl und Kämmerer der Abtei Hamborn, „wirklich überrascht“ ist über die rapide Verdoppelung, hat Stadtdechant Bernhard Lücking mit einer solchen Entwicklung schon gerechnet. „Es macht mich natürlich sehr traurig. Aber ich kann nachvollziehen, was für eine Enttäuschung unter den Gläubigen stattfindet und habe Verständnis dafür, dass jemand sagt: Jetzt reicht’s. Ich denke, dass die Missbrauchsfälle die Menschen so erschreckt haben, dass sie die Kirchentüre nicht mehr durchschreiten wollen.“ Er erlebe aber auch Solidarität in seinem persönlichen Bereich, Katholiken, die sagen: Es gibt ja auch noch andere in der Kirche als die, die die Taten begangen haben oder versucht haben, alles zu vertuschen.“

Lücking räumt aber ein: „Wir werden alle Mühe haben, das verlorene Vertrauen wieder herzustellen. Hier handelt es sich ja nicht um Fehler, sondern um Sünde.“ Gerade zu Ostern, meint der Stadtdechant, gehe es nun darum „umzukehren und Buße tun“. Und er betont: „Wir müssen um Entschuldigung bitten und alles lückenlos aufklären.“