Duisburg. .

Den Besuchern stockt der Atem: Motorradfahrer kreiseln rasant durch eine Eisenkugel. Die Trapezkünstler turnen so waghalsig unter der Kuppel, dass man stets Angst hat, dass dass einer von ihnen bei den Sprüngen an der Decke kleben bleiben könnte.Premiere beim Zirkus FlicFlac

Und Tatjana Kastein, Fachkraft für Äquilibristik, biegt sich so, als wolle sie die menschliche Anatomie verspotten.

„Flic Flac“ ist kein Zirkus wie jeder andere. Temporeich und teilweise ziemlich riskant sind diese Nummern, die die Besucher jubeln, kreischen und klatschen lassen. Keine Frage, die Duisburger Premiere des Programms „ARTgerecht“ im Landschaftspark ist geglückt.

Anders als noch bei den „Unterwelten“, kommt diese Show lieblicher daher. Es ist nicht nur duster und dunkel. Vielmehr wird das alte Spiel zwischen Gut und Böse inszeniert. Auf der einen Seite die anmutigen Akrobaten, begleitet von der Ariensängerin Alexandra Gerbey, die ganz in Weiß gekleidet die Unschuld symbolisieren sollen. Mühelos sieht es aus, wenn die russischen Himmelsstürmer hoch oben turnen und ihre Pyramiden bauen. Nicht nur, dass sie die Balance halten müssen - zwischendurch macht auch eine Akrobatin noch einen Spagat auf den Köpfen der anderen. „Meine Güte, haben die Muckis“, flüstern einige Besucherinnen bewundernd, als sie die Truppe auf dem Trapez beobachten. Erst als ein Hochseiltänzer abrutscht, realisieren die Zuschauer wie gefährlich diese Darbietungen sein können. Der Applaus fällt deshalb auch etwas lauter aus. „ARTgerecht“ ist eine Hommage an die Kunst mit dem Körper.

Auf der anderen Seite gibt es einen verknöcherten Alten, gespielt von der Rockröhre Frank Fabry, der mit den schönen Künsten nichts zu tun haben will und deshalb Artisten des Bösen ins Rennen schickt. Sie kommen in knappen Hotpants, als Feuerspucker oder Motorradfahrer in die Manege. Bei so viel Benzingeruch im Zelt sind vor allem die Männer begeistert. Etwa von Anatoli Zhukov. Erst kippte er ein Bier hinunter, ohne einmal die Flasche abzusetzen und spuckte den Gerstensaft anschließend wie eine Fontäne wieder aus. Spektakulärer wurde es natürlich, als er statt des Biers wie ein Vulkan Flammen spuckt.

Gewissermaßen über den Dingen steht Steve Eleky. Der Clown im Schottenrock kichert. „Das ist so doof”, sagt er über seinen eigenen Trick und verspricht: „Es wird noch döfer.“ Stimmt! Und dennoch oder gerade deshalb lacht das Publikum Tränen über den herrlich verrückten Ausnahmeclown Steve Eleky, der als alberner Schotte den platten Kalauer zur perfekten Kunstform erhebt. Für den nötigen Sex-Appeal schmeißt er seine Beine in die Luft, lupft den Rock und offenbart, was Schotten wohl darunter tragen - in diesem Fall eine Unterhose mit Kussmund. „Hihihi“, sagt er mit breitem Grinsen und „zaubert“ ein weißes Stoffkaninchen hervor.

Natürlich nimmt die Geschichte ein gutes Ende, am Ende vertragen sich Gut und Böse wieder. Schließlich wollen alle frei sein und als Künstler „ARTgerecht“ behandelt werden. Der tosende Applaus aller Zuschauer war ihnen sicher.