Duisburg. .
Asli Sivindim wollte nicht moderieren, sondern mit diskutieren bei der Frage „Wie viel Kultur braucht eine Stadt?“ So übernahm Hermann Kewitz, Vorsitzender des einladenden Vereins Pro Duisburg, die Moderation der Podiumsdiskussion im Filmforum, wo am Dienstagabend zwei Welten aufeinandertrafen.
Kämpferische Kulturschaffende und -förderer sowie verzagte Kommunalpolitiker, die sich unter dem Milliarden-Defizit der Stadt und dem Damoklesschwert des Regierungspräsidenten ducken.
Worauf es hinausliefe, wenn denn im Kulturbereich so gespart wird wie es OB Adolf Sauerland geplant hat, schilderte Kewitz in einer Anekdote aus dem Gründungsjahr des damaligen Verkehrsvereins 1910: Da sei ein Reisender in Duisburg angekommen und habe einen Dienstmann gefragt, wo man was erleben könne. Darauf der Dienstmann: in Düsseldorf.
Kabarettist Kai Magnus Sting machte es kurz: „Ich kapier’ nicht, wie man darüber diskutieren kann, ob man eine Musikschule behält. Das A und O einer Stadt ist Kultur; Kultur und Kunst sind Herz und Seele eines Menschen. Wir brauchen das Komma-Theater, die Musikschule, die Oper und die freie Szene. Punkt Aus. Fertig.“
Und auch Asli Sevindim, künstlerische Direktorin der Kulturhauptstadt, wollte nicht eine Kultureinrichtung gegen eine andere oder gegen soziale Angebote ausspielen. „Kultur ist der Kitt einer Gesellschaft. Sie ist die Basis, das Grundnahrungsmittel. Hat die Bibliothek noch Geld für Bücher? Einwandererkinder brauchen Bücher.“ Kulturelle Bildung sei die Eintrittskarte in eine Gesellschaft. Es gehe um ein Gesamtkonzept für die Stadt.
Das findet auch Jutta Stolle, Abteilungsleiterin bei Haniel, einem der wichtigsten Mäzene in Duisburg. Für ein gemeinsames Ziel müssten alle die Karten auf den Tisch legen. Dann könne man etwas entwickeln. Ein gutes Beispiel dafür sei die Stiftung Lehmbruck-Museum. „Aber man wird ja als Sponsor, nicht als inhaltlicher Partner behandelt“, so Jutta Stolle.
Udo Vohl (SPD) konnte immerhin darauf hinweisen, dass seine Partei (mit den Linken) im Kulturausschuss das Sparpaket verhindert hat. Nur 2,8 Prozent vom Gesamthaushalt gibt die Stadt für Kultur aus. Wird das weniger, „sparen wir Einrichtungen kaputt“. Vohl: „Wir brauchen die kleinen Einrichtungen, aber auch die Hochkultur.“
CDU-Fraktionsvorsitzende Petra Vogt, die Gespräche mit Bundeskanzlerin Merkel (über die Verteilung des Soli) und „in Düsseldorf“ (über einen dritten Partner für die Rheinoper) führt, betonte, dass Duisburg ohne eigenen Sparbeitrag „keine Hilfe von Land und Bund“ erwarten könne. „Wir möchten Kultureinrichtungen erhalten“, so Vogt, deren Partei im Kulturausschuss sämtlichen Kürzungsvorschlägen ihres OB zugestimmt hatte.
Frank Albrecht (FDP), Vorsitzender im Kulturausschuss, sprach vom Aufbau Ost und dass Förderung nicht nach Himmelsrichtung entschieden werden könne; er sagte, 60 000 Euro seien ein „lächerlich geringer Betrag“ für die freie Szene. Er sprach viel und bot das personifizierte Bild der Enthaltung.
„Ich knicke nicht vor dem Regierungspräsidenten ein“, so Alt-OB Josef Krings. Für dessen Äußerung, Wuppertal habe mit der Schließung des Schauspiels vorbildlich gehandelt, müsse man Jürgen Büssow (SPD) offensiv angehen.