Am Freitagabend waren die Straßen in Serm gegen halb acht ungewöhnlich voll. Das ganze Dorf schien auf den Beinen zu sein. Dass so viele Leute zum Landgasthof Schenke an der Dorfstraße 80 gingen, war jedoch kein Wunder, sollte doch in der Scheune des Landgasthofs ein für alle Sermer interessantes Thema besprochen werden: der geplante Ausbau der Bundesstraße 288 zur Autobahn 524 an der Ortseinfahrt Serm bzw. der Kreuzung B 288/Heidberg/Am Breitenkamp. Sollte dieser Plan in die Tat umgesetzt werden, würde das nämlich unter Umständen enorme Auswirkungen auf den Stadtteil Serm und seine Bewohner haben.

Die Sermer Rainer Kreh und Bernd Baumann wollten den Abend nutzen, um einen Bürgerverein zu gründen, der bei den Planungen zum Autobahnausbau ein gewichtiges Wort mitreden kann.

Die Initiatoren wollten den über 250 Gästen jedoch zunächst einmal vorstellen, wie die derzeitigen Pläne vom zuständigen Landesbetrieb „Straßen.NRW“ bezüglich des Stadtteils Serm überhaupt aussehen.

Und das war gar nicht so leicht, denn der Saal war so brechend voll, dass viele Gäste die Leinwand und die darauf projizierte Präsentation gar nicht richtig sehen konnten. Ganz hinten im Saal reckten die Gäste ihre Köpfe hoch, kniffen die Augen zusammen und versuchten, wenigstens einen kurzen Blick auf die Ausführungen zu erhaschen. Dass so viele Interessierte gekommen waren, überraschte und freute die beiden Veranstalter zugleich. „Wir haben uns im Traum nicht vorgestellt, dass so viele kommen“, sagte Kreh.

Als der Begründer des Bürgervereins dann eine große Karte einblendete, welche die Planungen von Straßen.NRW verdeutlichte, schien die bis dahin ausgelassene und zuversichtliche Stimmung unter den Gästen umzuschlagen.

Straßen.NRW plant nämlich eine Rampe für die Autobahn, die den Sermer Festplatz „Kasselle-Pitter-Platz“, Am Breitenkamp, zerschneiden würde. Dem Platz kommt innerhalb der Sermer Dorfgemeinschaft eine bedeutende Rolle zu. Ob zu Karneval, beim Schützenfest oder dem alljährlichen Oktoberfest, hier kommt die ganze Dorfgemeinschaft zusammen. Der Platz ist für die Bewohner des Partydorfes einfach unverzichtbar.

Auch die Einzelheiten zu dem Plan schockierten die Dorfbewohner: Der Verkehr würde dabei über die Dorfstraße beziehungsweise über die Straße An der Bastei umgelenkt. Die Sermer waren fassungslos. Eine Verkehrsumleitung direkt durch das 3000-Einwohner-Dorf? Unmöglich. „Das ist totaler Irrsinn“, sagte eine Frau, für eine andere Frau sind die Pläne eine einzige „Horrorvorstellung“.

Klar, dass so das Interesse an der Gründung eines Bürgerverein sehr groß war. Über 200 der anwesenden Gäste trugen sich sofort auf eine Liste ein und stellten somit einen Antrag auf Mitgliedschaft für den Bürgerverein Serm.

Das sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Veranstalter Rainer Kreh. Der hat allerdings noch so seine Zweifel, ob man die Pläne von Straßen.NRW wirklich umwerfen könne.

Die müsse man in der Tat erst noch sehen. Anfangen wolle der Verein jetzt damit, die Vorschläge der Initiatoren, die ohne eine Umleitung durch das Dorf und den Abriss des „Kasselle-Pitter-Platzes“ auskommen, prüfen zu lassen und als Alternative vorzuschlagen. Vielleicht können die Sermer ihren Festplatz ja doch noch retten.