Duisburg. .

Die Sammlung altamerikanischer Kunst des Duisburger Künstlers und Kunstprofessors Kurt Sandweg ist an die Köhler-Osbahr-Stiftung gegangen.

Der Becher ist etwa so groß wie ein Maßkrug. Das Keramik-Gefäß ist prächtig bemalt, das Motiv für europäische Augen allerdings nicht leicht zu entschlüsseln. Wie der in Ungarn geborene Maya-Spezialist Dr. Peter Biro von der Uni Bonn erläutert, zeigt es den Kopf eines Meeresgottes der Maya. Vor 1500 Jahren tranken vornehme Bewohner der Yucatan-Halbinsel aus solchen Krügen ein heißes, würziges, alkoholisches Gebräu aus fermentiertem Kakao.

Der Becher gehört zur Sammlung altamerikanischer Kunst, die Prof. Kurt Sandweg zusammengetragen hat. Knapp zwei Jahre nach dem Tod des Duisburger Kunstprofessors ist seine ethnologische Sammlung als bisher größte Zustiftung in die Köhler-Osbahr-Stiftung übergegangen. Neben 600 altamerikanischen Objekten gibt es auch jeweils 100 Stücke aus Ägypten und Afrika, wie Ralf Althoff, Betreuer der Köhler-Osbahr-Sammlung und stellvertretender Leiter des Kultur- und Stadthistorischen Museums, gestern erläuterte.

Damit nicht Verdacht aufkommt, es könne sich um „Raubkunst“ handeln, hatte die Stiftung im Zuge der Übernahme Kontakt mit den Konsulaten von Peru und Mexiko aufgenommen, so Stiftungs-Vorstand Brigitte Findeisen.

Gestern wurden Werke der Maya und aus Teutihuacan (Zentral-Mexiko) vorgestellt. Die Altamerika-Forscher Prof. Karoline Noack und Dr. Peter Biro aus Bonn – die einzige deutsche Universität neben Berlin, die noch Altamerikanistik-Lehrstühle hat – sind begeistert von den „sehr, sehr schönen Objekten“, die mit Stücken aus dem British Museum und dem Louvre vergleichbar seien. Es handele sich vor allem bei den Maya-Objekten mit ihren figurativen Formen wahrscheinlich um repräsentativ ausgestaltete Grabbeigaben für Adelige: Gefäße sind zu Katzen, Vögeln oder Affen ausgeformt.

Außerdem gibt es Masken aus Metall oder ein Holzobjekte, „das nur sehr selten zu finden ist“, wie Prof. Noack sagt: Wie ein kleiner „Hausaltar“ zeigt es Götter mit langen Messern und abgeschlagenen Köpfen in der Hand. Studierende aus Bonn werden im Wintersemester im Museum anhand der Objekte sich ein Bild der untergegangenen Kulturen machen können.

„Sandweg war von Südamerika begeistert“, sagt Horst Schuwerack, ebenfalls Sammler. Und er schöpfte aus diesen Werken Anregungen für seine eigene Kunst, wie Freund und Gefährte Prof. Martin Goppelsröder weiß. Er ist auch froh, dass die Sammlung wissenschaftlich aufgearbeitet wird. Daraus entstehe eine Stiftungs-Publikation, kündigt Althoff an.

Bei der ersten von mehreren Sonderausstellungen, die für Anfang 2011 vorbereitet wird, sollen neben den Objekten aus Sandwegs Sammlung und ergänzenden Objekten aus Bonn auch einige seiner Kunstwerke im Kultur- und Stadthistorischen Museum gezeigt werden, dazu Mercator-Karten aus dem 16. Jahrhundert.