Duisburg..

Unmittelbar nach der Massenpanik in Duisburg wird Kritik an den Sicherheitsplänen laut. Loveparade-Gründer Dr. Motte wirft den Veranstaltern Profitgier vor. Bereits vor dem Event gab es Zweifel an der Sicherheit im Tunnel.

Der Loveparade-Gründer Dr. Motte hat den Veranstaltern in Duisburg einen schweren Management-Fehler vorgeworfen. „Die Veranstalter sind schuld“, sagte er dem „Berliner Kurier“. „Ein einziger Zugang durch einen Tunnel birgt die Katastrophe in sich. Ich bin sehr traurig“, schrieb Dr. Motte in seinem Internet-Blog. Das Gelände abzusperren, sei ein Fehler gewesen. Dr. Motte warf den Veranstaltern „reine Profitgier“ vor. „Da ging es doch nur ums Geldmachen. Die Veranstalter haben nicht das geringste Verantwortungsgefühl für die Menschen gezeigt.“ Er sprach den Familien der 15 Toten und den Verletzten sein Mitgefühl aus. Dass die Techno-Party auch nach dem Unglück weitergegangen sei, finde er „ekelhaft“.

Auch Augenzeugen der Tragödie äußerten massive Kritik an der Stadt Duisburg. Die Loveparade sei „miserabel organisiert“ gewesen: „Der Eingang zum Festgelände war viel zu klein. Manche wollten über Schleichwege aufs Gelände. Das scheint die Ursache der Katastrophe gewesen sein.“

Der Tunnel zum Loveparade-Gelände, wo sich das Unglück ereignete, hat nach Angaben eines weiteren Augenzeugen wie eine „Falle“ gewirkt. „Überall lagen Menschen auf dem Boden herum. So stelle ich mir Krieg vor“, sagt einer dem Nachrichtensender n-tv.

„Zu wenig Platz für zu viele Leute“, ist von einem jungen Mann über die Loveparade zu hören. Erst gab es Geschubse, dann Massenpanik. Viele hatten sich in der Panik verloren, riefen sich an und fragen, wie sie die Katastrophe überstanden hätten.

Stadt: weist Verantwortung zurück

Auf der Pressekonferenz im Rathaus Duisburg wies Oberbürgermeister Adolf Sauerland am Abend die Verantwortung der Stadt Duisburg für das Unglück zurück, noch ehe Journalisten die Schuldfrage stellen konnten: „Wir haben alles Menschenmögliche getan, um eine sichere Loveparade in Duisburg zu haben. Wenn Sie jetzt hören, was die Ursachen sind, dann lag es nicht am Sicherheitskonzept, was nicht gegriffen hat, sondern wahrscheinlich an individuellen Schwächen.“

Sauerland wehrte sich gegen Vorwürfe, das Festival-Gelände sei nicht geeignet und die Stadt Duisburg nicht auf den Andrang und die Engpässe vor dem Loveparade-Gelände vorbereitet gewesen: „Alle Sicherheitsvorkehrungen, die notwendig waren, sind von den Ordnungskräften eingeleitet worden. Es ist dafür gesorgt worden, dass nur die Größenordnungen in den Tunnel geleitet wurden, die der Tunnel verkraftet. Aber soweit wir das Szenario kennen, sind die Toten entstanden, weil man Sicherheitsvorkehrungen überklettert hat und dann abgestürzt ist.“ Das Sicherheitskonzept und der Notfallplan hätten gegriffen, so Sauerland.

Bundespräsident Christian Wulff fordert eine Aufarbeitung des Geschehens: „Ich hoffe, dass ihnen und allen Verletzten schnelle und wirksame Hilfe zuteil wird und die Ursachen rückhaltlos aufgeklärt werden.“

DerWesten-User hatten Bedenken

Auch etliche User von DerWesten hatten via Kommentarfunktion im Vorfeld Bedenken an der Sicherheit der Veranstaltung geäußert. Besonders unter unserem Bericht „Loveparade wird zum Tanz auf dem Drahtseil“ wurden Zweifel geäußert:

„Die Bochumer haben aus Dortmund gelernt , da selbst bei der Dortmunder-Parade bereits das absolute Chaos in Bochum war . Mal sehen wie Duisburg nach der Veranstaltung spricht - big Fun !!! Das Chaos am Duisburger-Bahnhof ist ja aufgrund der Bahnhofskapazität vorhersehbar , aber nicht die Chaosgröße . Eigendynamik sowie weitere nicht abzuschätzende Parameter enthalten ein großes Risiko , was im Grunde gar nicht zu verantworten ist .“ (von Erbeck , am 20.07.2010 um 18:50)

„230.000 qm für sagen wir mal 460.000 Menschen, das ergibt genau einen halben Quadratmeter pro Person. Und davon geht noch der Platz ab, den Bühnen brauchen und vor allem den die Floats brauchen. 460.000 Menschen sind wie Sardinen in der Dose, da kann sich keiner mehr bewegen. Wenn dann aus irgendeinem Grund da eine Panik ausbricht, dann gibt es Tote - und nicht wenige. Solch eine Menge auf so engem, eingezäunten Raum, das kann nicht gutgehen. Meine Kinder gehen nicht hin, sie verstehen das und teilen die Bedenken.“ (von MadCat , am 20.07.2010 um 20:33)

„Das hört sich alles andere als „sicher“ an. Wie sollen auf das Gelände 500 000 Menschen und 20 Floats passen? Wahrscheinlich werden mehr als 1 Million Besucher kommen. Das kann dann gefährlich werden. Wissen die Verantwortlichen was sie da tun? Wenn in solche Menschenmengen bei dem beschränkten Raum mal eine unkontrollierte Bewegung entsteht, dann gibt es zu hauf Tote und Verletzte.“ (von Benno , am 20.07.2010 um 23:56)

„Die Bochumer haben soweit aus Dortmund gelernt, dass sie das lieber ganz gelassen haben. Und das wird sich Duisburg hinterher auch wünschen.“ (von „ein Lindener , am 21.07.2010 um 00:37)

„Wenn man so eine Party stemmen will ,muss man auch den Platz dafür haben.Was ist das denn für eine Chaosplanug ,mir schwant schlimmes.“ (von wurm , am 21.07.2010 um 15:19)

„Beunruhigende Zahlen: der einzige Zugang zum Platz hat eine Durchgangskapazität von 60000 Personen je Stunde. Wenn 400000 auf dem Gelände Platz haben, über 1 Million erwartet werden, wird hier schon ein gefährlicher Brennpunkt entstehen. Ich finde die Loveparade hervorragend, aber sie gehört nicht in diese Stadt.“ (von FriedLich53 , am 22.07.2010 um 07:58)

Noch einmal - die Loveparade in Essen und Dortmund kann man NICHT miteinander vergleichen! Grund: in Essen war 2007 der GESAMTE Innenstadtbereich großräumig abgesperrt & die Raver konnten sich im GESAMTEN Innenstadtbereich FREI bewegen. In Dortmund waren bereits feste Laufwege vorgegeben und das LoPa-Gelände war eingezäunt und keine freie Bewegung möglich. Das war schon hart an der Grenze! Die Stimmung war mehr als gereizt & das auf einer wesentlich größeren Veranstaltungsfläche als uns Duisburg nun „serviert“. Es ist keine Loveparade mehr sondern ein schnödes Festival, mit einer maximalen Besucheranzahl auf einem fest abgesteckten Gelände. Warum diese max. Besucheranzahl für die max. 230 000 qm, die nur zur Verfügung stehen nicht bekannt gegeben wird, ist und bleibt mir aber ein Rätsel! Was will man denn hier provozieren? Aggression? Da hat sich die Stadt Duisburg ein schönes Ei gelegt - viel Spaß beim ausbrüten! Ich bleib lieber zu Hause!“ (von bimmelbommel01 , am 22.07.2010 um 14:56)

(Mit Material von apn/ddp/afp)