Ein Haufen gebogene Rohrstücke, mehrere Haufen dicker und noch dickerer Schrauben, alles säuberlich sortiert und beschriftet, ein tonnenschweres Stahlbauteil, in dem sonst Höllenhitze tobt, auseinandergeschraubt und mit glänzend-neuen Ersatzteilen versehen – ein Heizkraftwerk auf dem Prüfstand.
Über 100 Mitarbeiter von Spezialfirmen nehmen seit Ende April das Stadtwerke-Kraftwerk in Wanheim unter die Lupe, ersetzen Verschleißteile, machen den TÜV-Test und verbessern, wo's nach den Erfahrungen der letzten Jahre nötig ist. Mitte Juni sollen die Gasbrenner wieder entzündet werden, damit Gas und Fernwärme zu den Kunden kommen. Alle 24 000 Betriebsstunden steht ein Komplett-Check eines Kraftwerkes an.
Dann müssen unter anderem die knapp unterarm-großen, durch feinste Bohrungen von innen luftgekühlten Schaufeln der Gasturbinen ersetzt werden, in deren hochpräziser Formgebung sich Erfahrungsjahrzehnte von Kraftwerksbauern niedergeschlagen haben. 1400 Grad Hitze aus sechs Gasbrennern wirken auf sie ein, drei bis vier Jahre, dann sind sie fällig. 20 000 Euro kostet so ein kleines Meisterwerk großer Ingenieurskunst, drei Mio Euro ein kompletter Schaufelsatz. Und davon hat ein Kraftwerk mehrere.
Die 40-köpfige Stammbelegschaft hat auch in der Stillstandsphase zu tun: Die Kontrolle aller Lieferungen und Arbeiten ist derzeit ihre Aufgabe, am Ende darf nirgendwo ein Teil fehlen oder gar an einer Stelle auftauchen, wo es nicht hin gehört. „Am Schluss ist es hier so sauber wie in einem Operationssaal”, beschreibt Betriebsleiter Dirk Feldges „sein” Kraftwerk nach der Revisionsphase.
Sauber ist ein Gaskraftwerk sowieso, erklärt der Kraftwerke-Chef der Stadtwerke, Peter Felwor. Strom und Fernwärme für 60 000 Haushalte würden zugleich produziert, dadurch der Brennstoff mehr als doppelt so gut genutzt wie an anderen Kraftwerken und pro Jahr 130 000 Tonnen CO2 gegenüber Einzelheizungen eingespart. Staubausstoß sei in Wanheim kein Thema, sagt Ferwor: „Gas ist ein sehr sauberer Brennstoff.” Daher ist eine dritte Turbine in Planung.