Duisburg/Essen.

Nach der Festnahme eines Terrorverdächtigen in Duisburg gibt es Hinweise auf ein internationales Netzwerk. Fahnder gehen davon aus, dass möglicherweise ein Anschlag auf eine Bohrinsel geplant wurde.

Mit den überraschenden Festnahmen des Irakers Shawan S. in Duisburg-Meiderich und zweier Komplizen in Oslo sind möglicherweise Teile eines internationalen Terror-Netzwerks auf­geflogen, das von Pakistan aus gesteuert wird.

Davon gehen Terrorfahnder in Norwegen und den USA aus. Sie glauben, dass Anschläge in Amerika, Norwegen oder Großbritannien geplant wa-ren – möglicherweise auf eine Ölbohrinsel. Nach Informationen dieser Zeitung hatte sich einer der beiden in Norwegen festgenommenen Verdächtigen für einen Job auf einer Bohrinsel beworben.

Erneut rückt das Revier in den Fokus. „Die Anonymität bestimmter Städte im Ruhrgebiet wirkt anziehend“, erklärte der Essener Terrorismusexperte Rolf Tophoven. Immer wieder wurden Revierstädte im Zusammenhang mit Terrorfahndung genannt. So hielt sich einer der Attentäter des 11. September 2001 vorher mo­natelang in Bochum auf. Der Anschlag auf eine Synagoge im tunesischen Djerba 2002 mit elf toten Touristen aus Deutschland hatte Hintermänner in Duisburg, in Mülheim wurden Wohnungen durchsucht. Man dürfe das Ruhrgebiet allerdings nicht pauschal für ein Terroristenversteck halten, sagte Tophoven dieser Zeitung.

Zuerst hatte die Polizei den Falschen

Bei der Verhaftung in Duisburg soll es eine schwere Panne gegeben haben. Wie Augenzeugen bestätigten, hatte das Einsatzkommando zunächst den falschen Mann überwältigt. Dabei soll es sich um den Familienvater gehandelt ha­ben, bei dem der 37-jährige Verdächtige mit seiner Familie die Nacht verbracht hatte. Erst nachdem der Fehler erkannt wurde, stürmten die Beamten die richtige Wohnung des Mehr­familienhauses und nahmen den Gesuchten fest.

Shawan S. wurde dem Haftrichter vorgeführt – die Auslieferung an Norwegen steht be-vor. Bei seinen mutmaßlichen Komplizen – einem 39-jährigen Uiguren und einem Usbeken (31) – wurde Material zum Bombenbau gefunden.

Tophoven glaubt, dass die Gefährdungslage in Deutschland nach wie vor hoch sei: „Die Szene schläft nicht.“ Aber die Terrorabwehr funktioniere gut. Sie habe schon ein halbes Dutzend Anschläge verhindert.