Gerhard Pucher (68) ist Gast. „Bald jeden Tag”, erzählt er, „komme ich her.” Torsten Ohletz (40) ist Gastgeber. Er leitet nämlich die Bahnhofsmission, wo sich beide regelmäßig sehen.

Pucher, früher Taucher und dann („leider”, sagt er) selbstständig, kommt extra mit dem Zug aus Krefeld. Er genießt den Kuchen, den Kaffee und die Gespräche mit Menschen, die er in Duisburg schon kennen gelernt hat. „Den Tipp mit der Bahnhofsmission habe ich von einer Freundin”, verrät er.

Seine Rente ist klein, obwohl er immer gearbeitet hat. „weil ich den Fehler mit der eigenen Firma gemacht und wenig Beiträge einbezahlt habe.” Im Besucherraum gibt's zwei gut belegte Brötchen für 40 Cent, die Tasse Kaffee kostet das gleiche. Das kann auch Gerhard Pucher sich leisten.

Offenheit und Toleranz

„Es gibt, vor allem seit Hartz IV eingeführt wurde, immer mehr Leute, die mit dem Geld nicht mehr zurechtkommen”, weiß Torsten Ohletz. Wer möchte, bekommt bei der Bahnhofsmission nicht nur etwas zu essen, teils sogar kostenlos, sondern auch Kleidung ,,falls es nötig ist”. Da wird es die Station in Zukunft nicht mehr so komfortabel haben, denn der Bahnhofsumbau fordert Tribut. Ohletz: „Wir müssen Platz abgeben für den neuen Liefe-ranteneingang, das macht eine Umstrukturierung nötig. Also haben wir den Zuschnitt von Küche und Büro verändert.” Mit seinem Kollegen Bodo Greßer (Diakonie) teilt Ohletz (Caritas) die Teams ein. Vier Leute pro Schicht widmen sich den Betreuungs- und Reisebegleitungsaufgaben. „Wir beraten lösungsorientiert”, so Ohletz, der in 15 Jahren von vielen, oft harten Schicksalen erfahren hat. Sein Fazit: „Es gibt nichts, was es nicht gibt.”

„Offenheit und Toleranz” hält er für die wichtigsten Eigenschaften, wenn man in der Bahnhofsmission mitarbeiten möchte. Weitere Ehrenamtliche wären sehr willkommen, zumal „2010 im Bahnhof Oberhausen eine Zweigniederlassung aufgemacht werden soll”, erläutert Torsten Ohletz, der trotz mancher Überstunde seine Hobbys pflegt: „Tanzen, Theater, Konzerte und sozialkritische Filme.”