Duisburg. .

Um 11.36 Uhr war der Spuk vorbei: In Duisburg-Neuenkamp wurde am Mittwoch ein Weltkriegs-Blindgänger entschärft. Nicht nur der Verkehr rund um den Fundort kam zum Erliegen: Auf einem Teilstück der A 40 ging seit 10.15 Uhr nichts mehr. Viele Lkw-Fahrer suchten Ausweichrouten durch die City.

Um 11.36 Uhr kam die Erfolgsmeldung: Der Weltkriegs-Blindgänger, der am vergangenen Freitag in Neuenkamp entdeckt wurde, ist entschärft. Fundort war das Firmengelände von „Leffek Industrie Service“ an der Essenberger Straße. Direkt neben der Werkshalle, in der einst das Verteilungszentrum der Post beheimatet war, hatte ein Bagger das tief im Erdreich entdeckte Weltkriegs-Relikt freigelegt.

Der Zünder der US-amerikanischen Bombe „SAP 1000“ ist aus Eisen gefertigt. Und das verrostet im Laufe der Jahrzehnte in einer Tiefe von rund 3,50 Meter im Erdboden. Deshalb ging Peter Giesecke vom Kampfmittelbeseitigungsdienst besonders behutsam zu Werke, als er den Zünder zog.

Beginn der Entschäfrung sollte um 11 Uhr sein. Jedoch hielten sich auch nach diesem Zeitpunkt noch einige Menschen in der Sicherheitszone auf. Das führte zu Verzögerungen - jeodch nur zu kleinen. Um 11.18 Uhr ging es schließlich los. 18 Minuten später war alles vorbei.

Leerer Gemeindesaal

Anwohner im Umkreis von 500 Metern um den Fundort mussten am Vormittag ihre Wohnungen räumen, im Raduis von einem Kilometer galten besondere Sicherheitsvorschriften. Im Evakuierungsraum - dem Gemeindesaal der evangelischen Marienkirche am Marientor - herrschte Leere: Weniger als 10 Leute kamen, kurz vor 11 Uhr war es sogar nur eine einzige, ältere Dame, so Stadtsprecher Peter Hilbrands: „Presse und Verwaltung waren weitgehend unter sich.“

Neuenkamp war während der Entschärfung dicht, der Verkehr wurde umgeleitet. Betroffen war auch die nahe Autobahn A 40: Seit 10.15 Uhr ging zwischen dem Kreuz Moers und dem Kreuz Duisburg nichts mehr, die Strecke war voll gesperrt. Laut Polizei hielten sich die Verkehrsstörungen auch auf den Ausweich-Autobahnen in Grenzen. Staus gab es um Duisburg am Morgen dennoch - die hatten nach Angaben der Stadt jedoch weniger mit der A-40-Sperrung zu tun. Sondern mit einem tragischen Vorfall auf der A 3 vom frühen Morgen, bei dem eine 50-jährige Frau auf der Autobahn zu Tode kam. Auf der A 40 selbst bildeten sich Rückstaus von drei (Richtung Essen) und vier km (Richtung Venlo) Länge.

Brummis schlängelten sich durch

In der Duisburger Innenstadt hatte die Stadtverwaltung am Morgen deutlich mehr Lkw-Verkehr registriert als sonst. Vor allem in Kaßlerfeld und der Altstadt waren die Straßen verstopft, etliche nicht ortskundige Lkw-Fahrer aus dem Ausland suchten innerstädtische Ausweich-Strecken zu der gesperrten Autobahn.

Motorrad-Polizist Christian Goronzy sollte an einer Straßensperre dafür sorgen, dass niemand auf die gesperrte Hochstraße am Marientorplatz fuhr. Doch plötzlich waren auch seine Ortskenntnisse gefragt. „Wo Logport?“, bat der bulgarische Brummi-Fahrer mit hörbarem Akzent und hilfesuchendem Blick um Orientierungs-Rat. Jedes zweite Fahrzeug blieb stehen und wusste in der Not nicht weiter. Goronzy erklärte geduldig – genau wie sein Kradfahrer-Kollege Dieter Rohr, der per Kelle den Verkehr regelte. Über ihren Köpfen knatterte ein Polizei-Hubschrauber, der alle jene aus der Luft ortete, die gegen das Ausgangsverbot in den Zonen verstießen.

Unterm Strich war die Stadt zufrieden: Man mit einem größeren Chaos gerechnet, so Stadtsprecher Hilbrands: „Es lief ruhiger als erwartet.“

Mehr zum Thema: Bilder von der Entschärfung gibt es hier.