Knapp 40 Prozent der Vorschulkinder in Duisburg verfügen über derart mangelhafte Sprachkenntnisse, dass ein Schulbesuch ohne eine gezielte Hilfe mit Sicherheit zu einem Misserfolg, bestenfalls aber zu einem miserablen Abschlusszeugnis führen würde.
Deshalb ist man in Duisburg zu Recht stolz, trotz Nothaushalt und totaler Haushaltskontrolle durch die Bezirksregierung, seit 2006 Jahr für Jahr 750.000 Euro für eine gezielte schulische Sprachförderung einsetzen zu können.
Ohne letzte Gewissheit
Jetzt hat die Bildungsholding den Mitgliedern des Schulausschusses erstmals einen Zwischenbericht zum Stand der Sprachförderprojekte vorgelegt. Das Ergebnis: Er sei überzeugt, sagte Ralf Hörsken, Geschäftsführer der Bildungsholding, dass diese eingesetzten Gelder zu höheren Schulabschlüssen führten. Doch eine letzte Gewissheit darüber könne man derzeit nicht haben. Denn die Bildungsplaner hätten erst drei Förderjahre im Blick. Zu wenig, um damit Aussagen über ein gestiegenes Schulabschlussniveau machen zu können. Derzeit greifen 80 Schulen mit 236 Schülergruppen auf das Sprachförder-Angebot der Stadt zurück. Die Zahl der Anträge dafür habe sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht und lag im aktuellen Schuljahr bei 158 Anträgen. Vor allem die Gesamtschulen und die Grundschulen fragen nach diesen Sprachfördermitteln der Stadt nach.
Neben schulischen Sprachförderprojekten, die mit 41 Prozent den Löwenanteil des Angebotes ausmachen, gibt es nach Worten von Hörsken darüber hinaus „einen bunten Strauß“ an weiteren Angeboten – von der Stadtbibliothek, der Schulaufsicht und der RAA, die u.a. mit so genannten „Elternschulen“ versucht, die Eltern von Kindern mit Sprachdefiziten zu unterstützen. Übertragen hat die RAA diese Aufgabe an die „Neuronenfabrik“ in Ruhrort. Auch hier darf man gespannt sein, welche konkreten Ergebnisse von dieser engagierten Sprachförderarbeit demnächst dokumentiert werden kann. Derzeit sind an beachtlichen 35 Standorten in der Stadt diese „Elternschulen“ anzutreffen.
Das wäre ein Alptraum
Absolute Einigkeit herrschte in Politik und Verwaltung darüber, dass dieses Geld gut angelegtes Geld sei. Hörsken: „Mit Blick auf den Bedarf könnten wir das Doppelte ausgeben. Es wäre also ein Alptraum, würde man uns dieses Geld jetzt nehmen.“ Gemeint ist die Kommunalaufsicht, die der Stadt strikt verbietet, Schulden zu machen für Dinge (zum Beispiel die Sprachförderung), die gesetzlich nicht vorgeschrieben sind. Deshalb, so forderte Schuldezernent Karl Janssen, müsse endlich das Land, das schließlich für Schule und seine Schüler Verantwortung trage, auch finanzielle Mittel für die zwingend notwendige Sprachförderung bereitstellen.