Duisburg. .

Weil der Roboter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes streikte, wurde der Blindgänger am alten Duisburger Güterbahnhof mit den Fingern entschärft.

Und plötzlich blieb der Entschärfungs-Roboter stehen. „Es gab Probleme mit der Stromzufuhr“, sagte Peter Giesecke. Auch sofortige Reparaturversuche blieben erfolglos. Also musste der Feuerwerker des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Düsseldorf unter Mithilfe seines Teams den Zünder der Bombe, die auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in der Innenstadt gefunden wurde, manuell entfernen. Das heißt: in Handarbeit. „Mit Kraft, Kenntnis und Fingerspitzengefühl hat das ja auch geklappt“, gab sich der Mann mit der schwarzen Kappe nachher betont gefasst. Doch in seiner Stimme lag auch ein Hauch von Erleichterung.

Die A59 war von halb elf an gesperrt.
Die A59 war von halb elf an gesperrt. © WAZ FotoPool

Unwägbarkeiten wie diese bekommen kurz nach der Tragödie von Göttingen, wo Anfang Juni drei Feuerwerker bei der Entschärfung einer Bombe mit Säurezünder ums Leben gekommen waren, einen anderen Stellenwert. „Natürlich lässt uns das alles nicht kalt. Aber das muss man ausschalten können. Dann heißt es nur noch: hoch konzentriert zu arbeiten. Und das gilt für die erste wie für die hundertste Bombe in seiner Laufbahn“, so Giesecke.

Exakt um 11.09 Uhr hatte der 56-Jährige damit begonnen, sich der in 4,50 Metern Tiefe frei gelegten Fünf-Zentner-Bombe zu widmen. Rund 100 Kilo Sprengstoff schlummern im eisernen Bauch des britischen Modells „MC 500“. Wegen der Roboter-Probleme ertönten erst um 11.47 Uhr die erlösenden Worte über Funk.

„Bombe entschärft.“

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Und es dauerte nur wenige Sekunden, da kehrte sofort der Verkehr in die zuvor verwaiste Evakuierungs- und Sicherheits-Zone zurück. Auf der A 59 wurden die Fahrzeuge aus Richtung Norden kommend zuvor ab der Ausfahrt Duissern abgeleitet und innerstädtisch zurück zur Autobahn geführt. Aus Richtung Süden war ab 10.30 Uhr die Ausfahrt Wanheimerort Endstation. Es kam zwar zu Staus und zähfließendem Verkehr, das befürchtete Chaos blieb aber aus. Auch der Bahnverkehr, der ab Hauptbahnhof in Richtung Düsseldorf/Köln ruhte, kam recht glimpflich davon (siehe Infokasten). Michael Bungardt arbeitet derzeit auf dem Gelände des Bombenfundortes, auf dem am Samstag (24. Juli) bekanntlich auch die Loveparade steigen soll. Der Kraftfahrer aus Mülheim musste mit seinen Arbeitskollegen in der Zeit der Entschärfung eine Zwangspause einlegen. Genau wie alle anderen auf der Baustelle hofft auch er, dass dies der letzte explosive Fund dort war.

Fünf Meter tief lag der Blindgänger.
Fünf Meter tief lag der Blindgänger. © WAZ FotoPool

Nach der Luftbildauswertung durch die Experten des Düsseldorfer Kampfmittelbeseitigungsdienstes hatte es drei Verdachtsmomente gegeben. Bei zweien (Eller-Montan-Gelände an der Mercatorstraße sowie mitten auf den Gleisen südlich vom Hbf) konnte fix Entwarnung gegeben werden, beim dritten auf dem Güterbahnhofsgelände wurde das Team aber tatsächlich fündig.

Die Sorge vieler Duisburger: Auf der Baustelle des Schulkollegs in Neudorf wurden kürzlich nacheinander drei Bomben im Umkreis weniger Meter entdeckt. Diese Fälle dürfe man jedoch nicht miteinander vergleichen, meint Stadtsprecherin Anja Huntgeburth. „Für uns alle hat die Sicherheit auf dem Gelände ein übergeordnetes Interesse. Wir haben nach der Luftbildauswertung keine Verdachtsmomente mehr. Dieses Gelände ist aus unserer Sicht sicher.“