Duisburg. .

200 Studierende proben an der Uni Duisburg-Essen derzeit das diplomatische Parkett bei der UN-Simulationstagung. Noch bis 12. Juni setzen sie sich mit den elementaren Fragen des 21. Jahrhunderts auseinander.

Die Uhr tickt erbarmungslos. Den Vertretern Thailands, Argentiniens und Indiens bleiben nur noch wenige Sekunden für ihre inoffizielle Gesprächsrunde. Die Diplomaten wissen genau, die entscheidenden Fortschritte werden in den Pausen der G20-Sitzungen erzielt. Doch zu spät, Sitzungsleiter Ronald Kölpin klopft mit seinem Hammer auf den Tisch – ohne Ergebnis müssen die drei Staaten zurück an den Verhandlungstisch.

Die große Weltpolitik gastiert zur Zeit auf dem Campus der UDE, zwar nur als Simulation, dafür aber umso unterhaltsamer. Noch bis zum 12. Juni setzen sich 200 Studenten mit den elementaren Fragen des 21. Jahrhunderts auseinander. Veranstaltet wird die Simulation vom Institut für Politikwissenschaft, dem Duisburg-Essen Model United Nations Verein (DuEMUN), dem Institut für Entwicklung und Frieden sowie dem Konfuzius-Institut Metropole Ruhr.

Im Mercator-Haus an der Lotharstraße kommt neben den G20-Staaten auch der UNO-Sicherheitsrat zusammen. Auch hier sind die Mitgliedstaaten gerade in einer Sitzungspause. Zeit für Jan Schablitzki, etwas durchzuschnaufen. Der Viertsemester ist Vertreter Russlands und macht die Position seines Landes deutlich: „Wir sind kein Schurkenstaat, aber wir haben einen Standpunkt. Wir wollen den Iran ermutigen, die Atom-Inspekteure ins Land zu lassen. Aber wir sind strikt gegen Sanktionen, die das iranische Volk treffen. Ein Regimewechsel kommt für uns nicht in Frage.“ Dass diese Meinung mit seiner persönlichen Ansicht nicht deckungsgleich ist, ist kein Problem für den Politikstudenten: „Wir wollen nicht die Welt verbessern, sondern realistisch diskutieren.“

Beim Europäischen Rat geht es vor allem um Redezeit und Reihenfolge

Dass in großen Teilen Formalitäten und deren Einhaltung im Mittelpunkt stehen, stört die Nachwuchspolitiker meist nicht. Im LS-Gebäude, dem vorübergehenden Zuhause des Europäischen Rates, geht es grundsätzlich um den Klimawandel, doch ehe es ins Detail geht, wird umdie Redezeit und die Reihenfolge der Redner gefeilscht – natürlich auf Englisch. Denn nur so ist es möglich, dass sowohl Deutsche, als auch Afghanen, Chinesen, Nigerianer oder auch Inder und Kanadier überhaupt gemeinsam ins Gespräch kommen können. Dann steht der Antrag Frankreichs zur Abstimmung. Wie erfahrene Politexperten heben die Abgeordneten lässig ihre Hand in die Höhe und schmettern den Antrag über die Verkürzung ab – c’est la vie.

Nur einen Katzensprung entfernt tagt die Generalversammlung, Thema: die Reform des Sicherheitsrates. UDE-Studentin Susi Steitz muss die Interessen der USA vertreten: „Es ist sehr schwierig, einen Konsens zu finden. Wegen unseres Vetorechts werden wir ziemlich heruntergemacht. Wir wollen auch eigentlich nur unsere Macht sichern und gar nicht über das Thema sprechen.“ Dass sie Englisch sprechen und ein Business-Kostüm tragen muss, ist ungewohnt für die Politikstudentin: „Formalia müssen sein, obwohl ich sie nicht so mag. Auch der Dresscode ist etwas ungewohnt.“

Dass die Studenten ihre Standpunkte und auch ihr Land adäquat vertreten, ist Ehrensache. So geistert bereits das Gerücht durch die Reihen der Delegierten, dass der Vertreter Libyens stilecht mit Sonnenbrille auftreten wird.