Duisburg. .

Mit Stillstand begann bei Duisburg das Still-Leben auf der A40. Wegen des Riesen-Andrangs war für die Radler auf der Mobilitätsspur erst mal Schieben angesagt. Auf den Stau ist auf der A40 eben immer Verlass.

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Was auch immer passiert auf der A40, auf einen ist immer Verlass: den Stau. Und so bestätigte die Revier-Autobahn auch bei ihrem großen Auftritt im Kulturhauptstadtjahr ihren Spitznamen Ruhrschleichweg. Nach dem offiziellen Startschuss an der Auffahrt Häfen um kurz nach 11 Uhr ging auf der Mobilitätsspur in Richtung Kaiserberg nichts mehr. Die Räder kamen allenfalls im Schritttempo ihrer Fahrer voran oder standen total still. Ursache: hohes Verkehrsaufkommen sowohl auf der Autobahn als auch auf der Auffahrt. Offenbar hatten sich halb Duisburg und der ganze Niederrhein in den Sattel geschwungen.

Schon eine Stunde, bevor die Bahn um 11 Uhr offiziell frei gegeben wurde, rückten Tisch-Inhaber und Besucher mit Bollerwagen und Hackenporsche an, die Plastikdosen gut gefüllt mit Kuchen, Nudelsalat und Frickos, die Plastikflaschen voller Wasser und Saft. Ein herrlicher Sommertag mit zirpenden Grillen im Randstreifen.

„Die Kulturhauptstadt ist das Größte“

Um 10.40 Uhr wurde die Mobilitätsspur in Höhe Häfen gesperrt, das Warten auf Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und die Ruhr-2010-Chefs Fritz Pleitgen und Oliver Scheytt begann; sie landeten mit dem Hubschrauber – aus Dortmund kommend – in Höhe Innenhafen. Bevor sich die Ministerpräsidentin im türkisfarbenen Blazer, mit eher eleganten Schuhen und blauem Helm aufs Rad schwang, sagte die Landesherrin aus Mülheim: „Die Kulturhauptstadt ist für mich das Größte. Es ist eine gigantische Chance für die Region.“ Das Erlebnis, die gesperrte A40 zu überfliegen, sei „gar nicht zu beschreiben, so großartig“. Da müsse man mal schauen, „ob wir das regelmäßig machen“. Sogar ein Fernsehteam der „Russischen Welle“ filmte mit.

Einen großen Teil ihrer Faszination bezieht das Still-Leben aber aus seiner Einmaligkeit, aus dem Gefühl, davon später den Enkeln erzählen zu können. Sofern die nicht schon dabei waren, denn diese Aufsehen erregendste Aktion im Kulturhauptstadtjahr war auch ein Generationentreffen. Vom Baby im Kinderwagen bis hin zu greisen Menschen – alle waren dabei.

Fest der Alltagskultur

Und wenn es denn das angekündigte „Fest der Alltagskultur“ war, dann weiß man jetzt, was wohl nicht nur Ruhrgebietsbewohner am liebsten machen: Mit Familie und Freunden feiern – an den meisten der privat gebuchten Tischen waren Geburtstagsrunden versammelt. Wie bei Manuela Heinz, die mit 17 Gästen den 49. feierte, „an der längsten Tafel der Welt“ und auf der Strecke, die sie täglich zur Arbeit fährt. Musik wurde an vielen Stellen: Von „Glückauf, der Steiger kommt“ bis hin zum Mey-Lied „Über den Wolken“, dessen Refrain spontan mitgesungen wurde.

Neben den vielen, vielen Tischen, die Organisationen und Firmen – von Awo bis Haniel – gebucht hatten (und den vielen, die zwischen den Kreuzen Duisburg und Kaiserberg frei blieben), gab es ein erhöhtes Aufkommen von: Karnevalsvereinen, Kegelclubs, Karten- und Brettspielern (darunter Doppelkopf zu sechst), Tanz- und Malbegeisterten. Es stellten sich soziale Initiativen vor, aber auch elegante Weinfreunde, zünftige Heimat- und Alpenvereine, Krefelder im Seidenspinner-Hemd, Haiku- und Lesefans, es gab eine Sammelstelle für Kochrezepte, Fotografen und Gärtner warben für ihre Hobbys.