Duisburg-Wanheim. Im neuen Ausbildungszentrum des Diakoniewerks Duisburg wurde die Integrationsabteilung „Service der Diakonie“ eröffnet. Zunächst vier mehrfach behinderte Menschen erhalten beim Diakoniewerk eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.
Das Diakoniewerk Duisburg hat die Arbeit mit Behinderten entdeckt. Im Beisein von Angelika Gemkow, der Behinderten-Beauftragten des Landes NRW, wurde im neuen Ausbildungszentrum des evangelischen Wohlfahrtsverbandes An der Kaserne die Integrationsabteilung „Service der Diakonie“ eröffnet. Zunächst vier mehrfach behinderte Menschen erhalten beim Diakoniewerk eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Wolfgang Schweer (53) zum Beispiel ist zu 70 % schwerbehindert und fand im Kaufhaus der Diakonie (KadeDi) im Dellviertel ein Auskommen. Dort werden gebrauchte Waren angeboten.
Prüfen und reparieren
„Wir bekommen aus Wohnungsauflösungen auch stets zahlreiche Elektrogeräte“, berichtet Gunther Finkel vom Diakoniewerk. „Aber wir hatten niemanden, der sie prüfen und kleinere Reparaturen daran machen konnte“, fährt er fort. Diese Aufgaben hatWolfgang Schweer dort übernommen und bildet mit seinem so genannten Anleiter die neue Abteilung „Elektrogeräte“. Eine zweite Kraft macht sich auf die gleicheWeise im Diakonie- Kaufhaus in Dinslaken nützlich. Zwei weitere Mitarbeiter bilden zusammen mit ihrem Anleiter die neue Abteilung Grünpflege des Bereichs Garten- und Landschaftsbau, der insgesamt 40 Beschäftigte hat.
Die Behinderten sind zum Beispiel extrem schwerhörig und zusätzlich psychisch labil oder nach Herzinfarkt nur eingeschränkt körperlich belastbar und zugleich gehbehindert. Für die neuen Mitarbeiter fallen beim Diakoniewerk selbst in den ersten beiden Jahren nur 35 % der Personalkosten an. Denn solange steuert die Arbeitsverwaltung einen Zuschuss bei.
Landschaftsverband beteiligt sich am Gehalt
Langfristig übernimmt zudem der Landschaftsverband Rheinland 30 % ihres Gehalts. „Als Ausgleich für die Minderleistung der Behinderten“, so Finkel. Das soll aber erst der Anfang sein. „Die Diakonie selbst muss erst einmal Erfahrungen mit der Beschäftigung Behinderter machen“, gesteht Finkel. Bisher habe man nur Erfahrungen mit Langzeitarbeitslosen. Ziel sei unter anderem der Aufbau eines Integrationsbetriebs, in dem bis zur Hälfte der Belegschaft aus Schwerbehinderten besteht.
Bei der Feierstunde am Vormittag hatte der Blick aufs Ganze im Vordergrund gestanden. Sieghard Schilling, Geschäftsführer des Diakoniewerks, erinnerte daran, dass jeder Mensch auf Unterstützung anderer angewiesen sei, dass Benachteiligte aber schnell in den Ruf geraten würden, es sich in der „sozialen Hängematte“ bequem zu machen. 1700 arbeitslose Schwerbehinderte sind in Duisburg gemeldet. Genauso wichtig wie öffentliche Gebäude behindertengerecht auszubauen, sei, schloss Schilling, Behinderte selbst offen aufzunehmen.
Kampf gegen Arbeitslosigkeit
„Ich will, dass wir Arbeit für behinderte Menschen schaffen“, formulierte es Angelika Gemkow und verglich dieses Ziel mit Erfolgen der Landesregierung im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit. 2005 habe es 29.000 junge Leute ohne Ausbildungsplätze in NRW gegeben, heute seien es nur noch 2.900. Selbst bei Betriebs- und Personalräten müsse aber noch für die Beschäftigung Behinderter geworben werden.
Bürgermeister Benno Lensdorf räumte in seinem Grußwort ein, auch erst als Erwachsener gelernt zu haben, unvoreingenommen auf Behinderte zugehen zu können. Für sie mehr Verständnis zu schaffen, sei eine Herausforderung.