Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls diskutieren der ehemalige Kulturdezernent Dr. Konrad Schilling und Klaus Höpcke, der frühere Vize-Kulturminister der DDR

Mai 1987. Duisburg applaudierte Gisela May und Stefan Heym, der über 500 Besucher in die Stadtbibliothek lockte. Die 11. Akzente hatten unter dem Titel „Einblicke” rund 800 Künstler und Wissenschaftler aus der DDR zu Gast. An die damals landesweit als sensationell vermerkte Präsentation der DDR-Kultur erinnerte jetzt anlässlich des 20. Jahrestages des Mauerfalls der ehemalige Kulturdezernent Dr. Konrad Schilling in einer Diskussions-Veranstaltung im Kultur- und Stadthistorischen Museum. Als Gast konnte er mit Klaus Höpcke den damaligen Vize-Kulturminister der DDR begrüßen, der 1987 mit Schilling zu den Organisatoren des gigantischen innerdeutschen Kulturtreffens gehörte. Es blieb allerdings nicht bei der gegenseitigen Würdigung großer Taten: Aus dem Publikum gab es teilweise heftige Kritik an Höpcke und an den Repressionen des DDR-Regimes, dem Duisburg 1987 eine Plattform geboten habe, sich unbescholten in der Bundesrepublik zu präsentieren.

Eine Kritik, die sowohl Höpcke als auch Schilling zurückwiesen: „Wir wollten damals Brücken bauen.” Höpcke wurde zudem vorgeworfen, Buchveröffentlichungen von kritischen Autoren verhindert zu haben und an der Ausweisung des Liedermachers Wolf Biermann beteiligt gewesen zu sein. Das wies er zurück: An der Diskussion über Biermann habe er sich nicht beteiligt.

Wie Schilling betonte, sei die Planung des Festivals zwei Jahre vor dem Mauerfall eine kulturpolitische Pioniertat gewesen. Eine erste Anfrage sei zunächst in Ost-Berlin ohne großen Kommentar abgeschmettert worden. Der Wendepunkt, so Schilling, sei 1985 bei den Vorbereitungen zum Bach-Festival in Leipzig gekommen, als er das damalige Politbüro-Mitglied Kurt Hager traf und diesem eröffnete, das Duisburger Festival mit den maßgeblichen Kulturschaffenden der DDR zu organisieren. „Doch erst als ich ihm sagte, dass Duisburg mit der Sowjetunion ein großes Schostakowitsch-Festival durchgeführt hatte, da hatte ich den Fuß in der Tür.” Kurze Zeit darauf sei er mit Oberbürgermeister Josef Krings nach Ost-Berlin eingeladen worden, wo es erste Absprachen gegeben habe. Höpcke: „Es gab bei uns keinen Heckmeck dagegen. Das Projekt wurde bei uns nicht infrage gestellt, auch wenn es dann später Neid aus anderen Bereichen gab.”

Die Moderatorin, Museumsdirektorin Dr. Susanne Sommer, erinnerte daran, dass Duisburg sich 1987 in einer schwierigen Situation befand, Krupp in Rheinhausen das Werk schließen wollte. Warum das Kulturfestival dennoch stattfand, beantwortete Höpcke, der nach der Wende maßgeblich an der Gründung der PDS beteiligt war: „Oberbürgermeister Krings hat mir gesagt, dass die Stadt damit beweisen wolle, dass man sich nicht kaputt machen lasse.”