Duisburg. Kriminalhauptkommissar Uwe Gärtner zeigt einer Familie, wie man sein Haus richtig vor Einbrechern schützt. Die weit verbreitete Auffassung, dass die ungeladenen Gäste überwiegend nachts zur Tat schreiten, entlarvt er als einen Irrglauben: "Einbrüche passieren rund um die Uhr."

„Ein Profi braucht weniger als zehn Sekunden, um eine solche Tür mit einem Schraubendreher aufzuhebeln“, erklärte Kriminalhauptkommissar Uwe Gärtner. Der Beamte vom Kommissariat Kriminalprävention zeigte einer Familie aus dem Duisburger Süden, wie sie ihr Haus zukünftig besser vor Einbrechern schützen kann.

Am Karnevalssamstag war ein Unbefugter in das Reihenhaus eingedrungen. Die Bewohner waren übers Wochenende weggefahren. Als ein Nachbar gegen 19 Uhr im Haus nach dem Rechten sehen wollte, überraschte er den Einbrecher auf frischer Tat. Dieser floh durch die offene Terrassentür. Die Spuren der Tat sind noch deutlich erkennbar. Die Rollläden wurden auf halber Höhe abgetrennt. Der Rahmen der Terrassentür wurde beschädigt, das Holz ist zerkratzt und die Lasur abgesprungen. Hier hat der Täter vermutlich den Schraubendreher angesetzt, um die Tür aufzuhebeln.

Die richtigen Fenster und Türen

Der Hauptkommissar rät dazu Türen und Fenster einzubauen, die auf ihre Einbruchsicherheit geprüft sind. So hält eine Tür der Widerstandsklasse zwei einem Einbruch mit einem Schraubendreher mindestens 15 Minuten stand. Bei der Widerstandsklasse drei steht der Einbrecher auch nach 20 Minuten trotz Einsatz eines Brecheisens vor verschlossenen Türen.

Die aufgehebelte Terrassentür stellt lautUwe Gärtner den klassischen Einbruch im Duisburger Stadtgebiet dar. Es komme viel seltener vor, dass das Glas eingeschlagen würde, um die Tür von innen zu öffnen. „In Duisburg hatten wir im vergangenen Jahr nur einen einzigen solchen Einbruch in einem Wohnhaus“, erklärte der Kriminalhauptkommissar. Beim Thema Einbruchmeldeanlage, umgangssprachlich als „Alarmanlage“ bekannt, rät der Fachmann zur Vorsicht. Qualitativ minderwertige oder falsch installierte Anlagen könnten leicht einen Fehlalarm auslösen. Wenn dies zu häufig geschehe, reagierten die Nachbarn nicht mehr auf das Signal. Außerdem koste ein solcher Fehlalarm, bei dem die Polizei ausrücken müsse, 150 Euro, erklärte der Polizist.

Professionelle Geräte

Sein Fazit lautet daher: Einbruchmeldeanlagen ja, aber nur, wenn es sich um professionelle Geräte handelt und diese vom Fachmann eingebaut werden. Für diejenigen, denen professionelle Geräte zu teuer sind, hatte Uwe Gärtner einen guten Tipp: „Man kann eine solche Anlage auch leasen.“ Dennoch geht für den Hauptkommissar die Mechanik immer vor. Zunächst müsse man dem Einbrecher folgende Botschaft übermitteln: „Du kommst hier nicht rein“.

Meldetechnik könne immer nur eine Ergänzung sein. Der Polizist machte die Hausbesitzer darauf aufmerksam, dass die Einbrecher nicht immer durch den Garten kommen müssten. Die Straßenfront müsse auch gesichert werden. „Sie sollten gar nicht erst versuchen, sich in die Denkweise derTäter hineinzuversetzen“, riet der Beamte.

Der erfahrende Polizist hat allerdings eine grobe Vorstellung davon, wie die „Konkurrenz“ in der Regel arbeitet. Der routinierte Einbrecher gehe gezielt vor. „Er setzt sich auf die Bettkante und sortiert den Schmuck aus.“ Was lässt sich verkaufen und was nicht? Die Langfinger hätten in der Regel eine Vorliebe für Geld und Schmuck. Große Flachbildfernseher seien hingegen nicht sonderlich gefragt. „Welcher Einbrecher hängt sich schon freiwillig 40 Kilo auf den Rücken?“, erklärte der Beamte.

Rund um die Uhr

Die weit verbreitete Auffassung, dass die ungeladenen Gäste überwiegend nachts zur Tat schreiten, entlarvte der Kriminalhauptkommissar als einen Irrglauben. „Einbrüche passieren rund um die Uhr. Meist in der Dämmerung und wenn niemand zu Hause ist.“ Ein wirksamer Schutz vor Einbrechern ist laut Uwe Gärtner der aufmerksame Nachbar. „Wenn Sie jemanden im Haus oder in der Wohngegend sehen, der da nicht hingehört, sprechen Sie ihn einfach an. Kann ich ihnen helfen?“ Die Erfahrung zeige, dass die Täter ihr Vorhaben dann nicht mehr umsetzten, da sie im Nachhinein leicht identifiziert werden könnten, so der Polizist. Bei einem Einbruch werden den Opfern wertvolle Gegenstände gestohlen. Neben diesem materiellen Schaden tragen die Geschädigten aber auch psychische Verletzungen davon.

„Die Opfer eines Einbruchs sind oft traumatisiert. Sie fühlen sich in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher“, erklärte Uwe Gärtner. Die Polizei Duisburg hat daher eine eigene Abteilung „Opferschutz“ gegründet, wo Betroffene Hilfe finden.