Duisburg-Marxloh. Das Marxloh-Center ist verkauft. Was das für die Umbau-Pläne bedeutet. Ladenbesitzer sind besorgt. Warum sie die Stadt in der Pflicht sehen.
Das Marxloh-Center ist verkauft. Ein Familienunternehmen mit Sitz in Essen hat das Einkaufszentrum am August-Bebel-Platz am 23. Mai erworben. Damit liegen die vom Vorbesitzer geführten Verhandlungen über den Einzug eines neuen Lebensmitteldiscounters und über den Umbau des Drogeriemarktes Rossmann „erstmal auf Eis“, wie die neuen Eigentümer gegenüber der Redaktion bestätigen.
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Die Unternehmerfamilie ist in Marxloh bereits bekannt und tätig, möchte zunächst aber nicht öffentlich in Erscheinung treten. Die Mieter der Ladenlokale und die Dauerparker im Center-Parkhaus sind inzwischen schriftlich über den Eigentümer- und Verwalterwechsel informiert. Zwar stehen noch die Gespräche zwischen den Mietern und den aktuellen Eigentümern aus, doch unter den Kaufleuten sind durch die aktuelle Situation die Zukunftssorgen gewachsen.
Ohne Aldi hat das Marxloh-Center „ordentlich Laufkundschaft und Umsätze verloren“
„Aldi war ein echtes Zugpferd“, sagt Kai Jens Heinze, der den Lottoladen samt Postfiliale im Marxloh-Center betreibt und schon seit fast 30 Jahren dort Mieter ist. Der Lebensmitteldiscounter hatte vor Heiligabend das Einkaufszentrum und den Stadtteil verlassen und seither mit der Stadt Duisburg über einen Neubau einige hundert Meter entfernt verhandelt – bisher erfolglos.
„Wir haben ordentlich Laufkundschaft und Umsätze verloren“, so Heinze weiter. Das liege nicht nur am aufgegebenen Aldi-Markt und der ausgezogenen Bäckerei, sondern auch am Parkhauspächter. Dieser wechselte im Sommer 2023, und seither ist für Autofahrer nicht mehr die erste Stunde kostenfrei, sondern nur noch die erste halbe Stunde. Das wirke sich zusätzlich auf die Kundenfrequenz aus.
Jedoch hätten viele Ladenbesitzer Hoffnung daraus geschöpft, dass ein Discounter zum Jahresende einziehen sollte. Dieser Zeitplan erscheint Heinze und den Kaufleuten durch die neue Situation, insbesondere durch die plötzlich eingefrorenen Verhandlungen, aber nicht mehr realistisch.
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„Wir brauchen hier dringend den deutschen Supermarkt“, betont Kai Jens Heinze. Der Netto-Markt an der Weseler Straße, keinen Kilometer entfernt, sei für viele Marxloher aufgrund des kleineren Sortiments keine Alternative, ebenso wenig der Istanbul Supermarkt im Im-Brahm-Center. Die Discounter im Nachbarstadtteil an der Duisburger Straße seien für viele Senioren, die zu Fuß einkaufen, zu weit weg. „Kunden, die weg sind, kommen nicht mehr wieder“, weiß Heinze, der zudem stellvertretender Vorsitzender des Marxloher Werberings ist.
An einen schnellen Einzug eines deutschen Supermarkts oder Discounters im Einkaufszentrum am August-Bebel-Platz glaubt er mittlerweile nicht mehr. Zuvor müsse die Technik aus den Neunzigerjahren erneuert werden, außerdem sei „der Brandschutz ein ganz, ganz großes Thema im Center“. Zusätzlich fordert der Großteil der Bestandsmieter ein neues Flächenkonzept, das der Vorbesitzer teils durch den Umbau bei Rossmann bereits umsetzen wollte.
Bestandsmieter wünschen sich schon lange ein neues Flächenkonzept fürs Einkaufszentrum
Zwar sieht sich der Media-Markt als „Überlebensgarant für das Marxloh-Center“, wie der Geschäftsführer Muzaffer Celik bereits vor fast anderthalb Jahren betonte, doch nach einem internen Umbau hat sich der Elektrofachmarkt inzwischen optisch verkleinert. Schon länger liebäugelt Celik damit, innerhalb des Einkaufszentrums umzuziehen und das zweite Obergeschoss oder sogar beide Obergeschosse zu verlassen. So könnten dort Arztpraxen, Physiotherapeuten oder Krankenkassen einziehen – ähnlich wie beim Forum in Mülheim. Denkbar sei aber auch, ergänzt Heinze, ein Kindergarten.
Viel hinge vom künftigen Flächenkonzept ab, betont der Werbering-Vize, und von den damit verbundenen Umbauarbeiten. Er befürchtet eine Hängepartie, die zwar die Filialisten Media Markt, Kik und Rossmann nicht hart treffe, aber fast alle übrigen Geschäfte. Im Center bestehe zudem die Sorge, dass sich die Discounter-Ansiedlung komplett zerschlägt.
Ist Marxloh nicht mehr deutsch genug für einen Supermarkt mit Schweinekotelett und Köpi?
„Für die Stadt ist das ein Ritt auf der Rasierklinge“, findet Kai Jens Heinze, da die Verwaltung mit dem rot-schwarz geführten Stadtrat die angekündigte Vorzeige-Filiale von Aldi Süd auf dem Grundstück zwischen Weseler Straße, Dahlmannstraße und Stockholmer Straße verhindern will. Diese Entscheidung soll Läden im Center, rund um den Marktplatz und entlang der Brautmodenmeile schützen.
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Der Geschäftsmann ist aber überzeugt: Ohne den Aldi-Neubau und „wenn kein deutscher Supermarkt mehr zu uns ins Center kommt, dann kommt auch kein Supermarkt mehr in den Stadtteil“. Sofern die Stadtverwaltung der Meinung sei, dass es in Marxloh auch langfristig weiterhin einen deutschen Supermarkt brauche, müsse sie sich dazu bekennen und entsprechend handeln. Oder den Anwohnern offen mitteilen: „Der Stadtteil ist inzwischen so wenig deutsch, dass kein Schweinekotelett, kein Wein und kein Köpi mehr verkauft werden soll.“
Bekanntlich gibt es aktuell nur noch im kleinen Netto-Markt Schweinefleisch und Alkohol. Der Istanbul Supermarkt hat dies nicht im Sortiment, ebenso wenig die meisten Imbisse an der Brautmodenmeile. Dass der angekündigte deutsche Aldi-Nachfolger vielleicht doch nicht zum Jahresende im Center einzieht, spreche sich erst allmählich in Marxloh herum. Seitdem der neue Eigentümer die betroffenen Mieter und Dauerparker angeschrieben hat.
„Alle trauern dem Aldi nach“ – das Marxloh-Center braucht einen neuen Publikumsmagneten
„Alle trauern dem Aldi nach“, bekräftigt Heinze und verweist auf Gespräche mit seiner alteingesessenen Kundschaft. Er erwartet „einen großen Aufschrei“ im Stadtteil, sollte sowohl der Aldi-Neubau als auch der Discounter im Center scheitern. Das Marxloh-Center brauche allerdings so oder so einen neuen Publikumsmagneten. „Sonst wissen wir nicht, wie lange wir noch hier sind“, sagt Kai Jens Heinze, der dort seit 1995 einen Laden betreibt.
Natürlich will er die Gespräche mit den neuen Eigentümern abwarten, die sich gut im Stadtteil auskennen. Er hofft auf ein attraktives neues Flächenkonzept mit möglichst wenig Leerstand.
>> Einkaufszentrum für Brautmode?
- Für die Zukunft des Marxloh-Centers schlägt Kai Jens Heinze eine andere Alternative als einen Supermarkt und Filialisten vor, eine Ergänzung zur Europas größter Brautmodenmeile als „romantischste Straße schlechthin“. Er könne sich auch ein „House of Wedding“ vorstellen. Dann würden Kaufleute das Einkaufszentrum nach ihren Bedürfnissen umbauen. „Geheiratet wird auch in 20 Jahren noch und keine Braut kauft ihr Brautkleid im Internet“, so Heinze. Ob in 20 Jahren noch Schweinekoteletts in Marxloh nachgefragt werden, sei hingegen nicht so sicher.
- Die Stadt Duisburg und der Stadtrat lehnen die angekündigte Vorzeige-Filiale von Aldi Süd gegenüber der Grillo-Hauptverwaltung ab. Denn das Grundstück liegt außerhalb des für Einzelhandel abgesteckten Bereichs, wenn auch nur wenige Meter. Das zu ändern, benötigt einen Ratsbeschluss. Statt eines Discounters möchte die Stadt dort ein Parkhaus bauen, um die Parkplätze zu ersetzen, die beim Umbau der Brautmodenmeile und des August-Bebel-Platzes wegfallen. Anwohner plädieren indes für eine Aldi-Filiale mit Parkhaus. Derzeit verfügt Aldi über die Fläche.