Duisburg. Das viertägige Duisburger Matjesfest ist eröffnet. Fans strömen in die City. Wie der Hering schmeckt, was er kostet und was neu ist beim Markt.

Holländisches Flair mitten in Duisburg beim Matjesfest: „Schön, nicht?“, flüstert einer der niederländischen Sänger des Shanty-Chores „Storm & Every“. Er meint aber nicht den Matjes oder die Poffertjes, die seit Donnerstag in der Innenstadt angeboten werden, sondern zwinkert verzückt in Richtung Frau Antje. In der klassischen Tracht steckt Jennifer Lange und verteilt Fischfilets mit Zwiebeln.

Die 36-jährige Assistentin der Geschäftsführung in der Fisch-Dynastie Mehrholz ist längst zum prominenten Gesicht des laut Veranstalter „größten Matjesfests jenseits der Küstenregionen“ geworden. Alles passt: Die blonde Haarfarbe, der Spaß am Verkaufen und am Genuss. Aber wurde Frau Antje nicht seinerzeit erfunden, um Werbung für Käse zu machen? „Das stimmt, aber ich habe die Figur einfach für den Matjes zweckentfremdet“, lacht die studierte Betriebs-Logistikerin aus Duisburg, die ihr Kostüm aus Spaß an der Freud vor vier Jahren online gekauft hat.

Matjesfest Duisburg 2024: 100.000 bis 120.000 Matjes werden verspeist

In Venlo lernt Jennifer Lange, Matjes richtig abzuziehen: Kopf ab, Haut weg, Innereien und Gräten raus. „Ich brauche 30 Sekunden für einen Fisch“, sagt die Expertin stolz. Vorher sind die frisch im Nord-Atlantik gefangenen, noch nicht geschlechtsreifen Heringe nach einem alten holländischen Verfahren in Salzlake mit fisch-eigenen Enzymen gereift.

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Fertig ist das zarte, salzig und vollmundig schmeckende Matjesfilet, um das sich seit Donnerstag und bis Sonntag auf der Königstraße und dem König-Heinrich-Platz im Zentrum alles dreht. Die ersten Fans sind lange vor der Eröffnung des Matjesmarktes am Donnerstagvormittag durch Oberbürgermeister Sören Link am Platz. Gegessen wir der Matjes hier aber nicht kopfüber wie oftmals in Norddeutschland. „Das ist den Leuten hier wohl zu gefährlich“, lacht Lange.

Nächstes Jahr feiert die traditionsreiche Duisburger Veranstaltung ihren 30. Geburtstag. Das viertägige Fest geht auf eine Initiative der Großhändler und lokalen Fischverkäufer zurück und zählt laut Veranstalter Duisburg Kontor längst zu den bekanntesten Events seiner Art in Deutschland. 100.000 bis 120.000 Matjes werden voraussichtlich bis Sonntag verspeist, neben Kibbeling, Aal, Lachs oder Nordsee-Krabben.

Fünf Fischstände, vier der Familie Mehrholz aus Rheinhausen

Fünf Fischbüdchen stehen nebeneinander, davon vier der Familie Mehrholz aus Rheinhausen. Zur Dynastie gehören vier separate Firmen mit zusammen rund 40 Mitarbeitern. Sie tingeln mit ihren Wagen von Wochenmarkt zu Wochenmarkt. Allein Firmensenior Michael Mehrholz erwirtschaftet so einen Umsatz von rund 600.000 Euro pro Jahr.

Die Enkel in der Familie wachsen, welch Wunder, mit Fisch auf. „Das ist das leckerste Lebensmittel überhaupt – neben Spargel“, schwärmt der 59-Jährige. Mehrholz schmeckt den feinen Unterschied zwischen frischem Matjes und einer Variante, die noch intensiver mundet: dem Hollandse Nieuwe mit einem Fettgehalt von mindestens 22 Prozent.

Schon früh bilden sich Schlangen an den Buden

Aber die sucht man auf der Königstraße vergebens. Die Heringe, die bis Sonntag in Duisburg zu Riesling oder Köpi genossen werden, sind frische Matjes mit weniger Fett, also leider nicht die berühmten Hollandse Nieuwe. Der Grund: „Der Atlantik ist noch zu kalt. Der Fettgehalt im Hering steigt mit der Wassertemperatur und wird voraussichtlich erst ab Mitte Juni erreicht“, erklärt Mehrholz.

Bei dem Fett handelt es sich übrigens vornehmlich um Omega-3-Fettsäuren, die wichtig für den menschlichen Stoffwechsel sind. Das betonen die Veranstalter gerne, wenn sie die Werbetrommel für das Matjesfest rühren. Was aber eigentlich kaum nötig ist. Denn das Matjesfest ist längst eine Institution. Vor den Buden bilden sich am Eröffnungstag bei sonnigem Wetter schon früh Schlangen.

Beim Matjes sind die Preise erneut gestiegen – beim Kibbeling nicht

Offensichtlich fällt kaum auf, dass die Preise wie bereits im Vorjahr erneut gestiegen sind. Ein Matjes-Brötchen kostete 2023 im Schnitt 3,50 Euro und schlägt aktuell mit 4 Euro zu Buche. Dagegen zahlen die Besucher für Kibbeling und Backfisch so viel wie im Vorjahr, nämlich 7 Euro.

Matjesfest Duisburg eröffnet

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„Die Heringspreise steigen seit Jahren kontinuierlich, aber eher im Cent-Bereich“, sagt Michael Mehrholz. Sein Kumpel Lucian Kabell aus Moers, der den Fischstand direkt nebenan aufgebaut hat, klagt dagegen über sich ständig ändernde und steigende Einkaufspreise. „Das liegt daran, dass die Bestände überfischt werden“, glaubt er.

>> Neu: Jeden Tag Musik

• Bis Sonntag gibt es an jedem Tag Musik auf der Bühne, die erstmals für das gesamte Fest stehen bleibt. „Damit reagieren wir auf den Wunsch vieler Besucher“, sagt Alexander Klomparend von Duisburg Kontor.
• Das Matjesfest ist von Donnerstag bis Samstag von 10 bis 21 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
• Neben fünf Fischständen gibt es Wein- (2) und Bierausschank (2), Süßwaren, Poffertjes, Brezeln/Flammkuchen, Eis und Kinderfahrgeschäfte (2).