Duisburg. Gebag, LEG und diverse Genossenschaften: Acht Anbieter von Wohnungen in Duisburg erklären, wie viele Interessenten auf ihren Wartelisten stehen.

Wohnungssuche in Duisburg: Es ist eine Rallye für Menschen mit Humor. Mit beißendem Humor. Denn auf der Wohnungsbörse am Samstag in der Innenstadt kann man sich ansehen, wo und wie man leben könnte, wenn – ja wenn – Wohnungen frei wären.

Die Wohnungsgesellschaften haben sich für diesen Tag gut vorbereitet, nehmen sich Zeit für die Beratung, aber die Probleme auf dem Wohnungsmarkt sind unbestritten: Die Nachfrage ist gigantisch, heißt es von den Mitarbeitenden an den Ständen. Das Angebot minimal und die Mieten haben sich fast überall erhöht.

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Den aktuellen „Leerstand“ geben fast alle Unternehmen mit unter zwei Prozent an. Tatsächlich ist es aber noch viel weniger. Denn, sobald eine Wohnung frei wird, die bereits in die Jahre gekommen ist, wird sie technisch und energetisch aufgerüstet. Steht also in dieser Zeit für die Vermietung nicht zur Verfügung.

Bei der Wohnungsbörse in der Duisburger Innenstadt haben sich Wohnungsunternehmen präsentiert.
Bei der Wohnungsbörse in der Duisburger Innenstadt haben sich Wohnungsunternehmen präsentiert. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kaum noch Fluktuation auf dem Wohnungsmarkt

Vor dem Regen in der Mittagszeit ist es an den Ständen rappelvoll. Manche suchen bereits seit Jahren eine passende Wohnung, finden aber keine. „Weil es kaum noch eine Fluktuation gibt“, erklären die Gesellschaften übereinstimmend. Diejenigen, die eine Wohnung haben, ziehen nicht aus. Auch, wenn die Wohnung zu klein oder zu groß geworden ist. Es gilt das Motto: „Was man hat, das hat man.“ Die Wohnungsunternehmen geben einen Einblick, wie viele Menschen derzeit auf ihren Wartelisten stehen.

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Gebag: 3000 Wohnungssuchende auf der Warteliste

In ihrem Bestand sind 12.700 Wohnungen, aber alleine 2023 standen 3000 Wohnungssuchende auf der Liste. „Viele langjährige Mieter würden sich zum Beispiel gerne kleiner setzen oder in eine barrierefreie Wohnung umziehen. Aber die Wünsche mit frei werdendem Wohnraum passend zu machen, ist eben schwierig“, sagt die Teamleiterin für die Kundenbetreuung, Sandra Bube. Die Kaltmieten bei den öffentlich geförderten Wohnungen belaufen sich auf circa 5,80 Euro pro Quadratmeter. Kontakt: gebag.de, 0203/60040.

Wohnungsgenossenschaft Du-Mitte: 1200 Interessenten warten

Die energetische Sanierung mit Wärmedämmung und Solar stehe im Vordergrund, sagt Susanne Heß, die die Mitglieder betreut. 1800 Mieteinheiten hat das Unternehmen im Bestand, demgegenüber stehen 1200 Interessenten, die gerne eine Wohnung hätten. Viele suchen größere Wohnungen mit drei Zimmern. Die Kaltmieten pro Quadratmeter liegen zwischen 5,50 Euro und 9,50 Euro je nach Lage der Wohnung und dem Modernisierungsstand. Kontakt: wgd-mitte.de oder 0203/929680.

Wohnungsgenossenschaft Du-Süd: 2500 Suchende auf der Warteliste

Neubauten könne man aus bekannten Gründen zurzeit vergessen. „Bei uns steht die Dachaufstockung im Vordergrund, wenn es machbar ist“, erklärt Vorstand Uwe Meyer. 4300 Wohnungen kann das Unternehmen anbieten, aber 2500 Suchende stehen auf der Warteliste.

„Das Drama ist, dass wir Grundstücke haben, auf denen uralte Häuser stehen. Die könnten wir abreißen und neue bauen. Wir haben alleine in Wanheimerort die Baugenehmigung für 30 Wohnungen. Perspektivisch könnten wir sogar 100 Wohnungen bauen. Aber dann müssten wir durch die hohen Kosten Mieten von 13 und 14 Euro nehmen. Das ist in Duisburg nicht möglich“, sagt er. Die Mieten liegen zwischen 6 Euro und 8,80 Euro. Kontakt: wogedu.de oder 0203/7599960

Bauverein Rheinhausen mit langer Warteliste

Wie bei allen anderen Wohnungsbaugesellschaften auch hat der Bauverein Rheinhausen, der rund 3300 Haushalten ein Zuhause gibt, eine lange Warteliste. Vor allem die größeren Wohnungen sind begehrt, oft fragen Familien mit mehreren Kindern an. „Die Preise für die Kaltmieten pro Quadratmeter liegen bei uns zwischen 5,50 und 8,50 Euro“, sagt Marc Heyerichs, der für die Vermietung zuständig ist. Kontakt: bauverein-rheinhausen.de oder 02065/99260

Bauverein Friemersheim: 900 Bewerber auf der Liste

Der Bauverein Friemersheim wirbt mit dem Slogan „Das kleine Dorf am Rande der Stadt“. Die Gesellschaft hat 1350 Wohnungen und 900 Bewerber auf der Liste. Manchmal würden sehr große Wohnungen nachgefragt, Wohnungen mit ein bis drei Zimmern seien eigentlich nicht das Problem. Zwischen 5,97 und 8,50 Euro liegen die Mieten pro Quadratmeter. „Zurzeit ist der Wohnungsmarkt unglaublich unattraktiv durch all‘ die Auflagen, die man hat“, sagt auch Vorstand Hendrik Brendsgen. Kontakt: bauverein-friemersheim.de oder 02065/94590

Rheinwohnungsbau führt auch eine klassische Warteliste

Über 1150 Wohnungen verfügt die Gesellschaft in Duisburg. Aber auch dort sind mehrere hundert Interessierte auf der Warteliste. „Wir sind noch eine der wenigen Unternehmen, die noch ganz klassisch eine Warteliste führen und passgenau Interessierten Wohnungen anbieten“, sagt Kundenbetreuer Bernd Litges stolz. Aber auch er räumt ein, dass es über das Internet mehrere 1000 Anfragen im Jahr gibt. Zwischen 5,50 Euro und 6,80 Euro kosten die Kaltmieten. Kontakt: rheinwohnungsbau.de oder 0211/498730

Vivawest hat 9000 Wohnungen im Bestand

Das Wohnungsunternehmen ist mit 9000 Wohnungen in Duisburg eins der größten am Ort. Alleine in Hamborn unterhält es 1600 Wohnungen im Dichterviertel. Das Unternehmen habe, sagt Marion Karrenberg, einen Leerstand unter einem Prozent.

Vivawest zeigt bei der Wohnungsmesse auch Wohnungen, die noch einen Mieter suchen.
Vivawest zeigt bei der Wohnungsmesse auch Wohnungen, die noch einen Mieter suchen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

In Vierlinden habe man über 2000 Wohnungen und in den vergangenen fünf Jahren alleine in Modernisierungsmaßnahmen 47 Millionen investiert. Die Kaltmietpreise liegen zwischen 6 und elf Euro. „Nach Modernisierungsmaßnahmen haben wir uns allerdings auferlegt, dass der Mieter nicht mehr als zwei Euro pro Quadratmeter Kaltmiete mehr bezahlen soll.“ Kontakt: vivawest.de oder 0203/54480

LEG hat keine klassische Warteliste mehr

Eine Warteliste hat die LEG nicht mehr, erklärt Vanessa Pund-Liebeck, es werde jetzt alles online gemacht. Auch dort werden vorwiegend die großen Wohnungen nachgefragt. 5 bis 11 Euro muss man für die Kaltmiete rechnen. Kontakt: leg-wohnen.de oder 0211/7407400.

>> WOHNUNGSNOT

  • „Möge das Elend endlich aufhören“ ist die Bitte an die Berliner Politik, die man an fast an jedem Stand hört. Es könne so nicht weitergehen, man rausche in eine immer katastrophalere Lage am Wohnungsmarkt, wenn nicht endlich jemand das Ruder herumreißt, sagen die Unternehmen.
  • Viele Faktoren kommen zusammen, die jetzt schon viel zu lange den Markt ausbremsen. Nichts sei mehr wie vor der Krise: Die Preise für Immobilien sind hoch, es werden bei weitem nicht genügend Wohnungen gebaut, so wie es die jetzige Regierung versprochen hat, Baumaterialien sind extrem teuer geworden, die Zinsen sind drei- bis viermal so hoch wie vor wenigen Jahren.
  • Dazu kämen so viele hausgemachte Probleme, sagen die Fachleute: Die Bauvorschriften hätten Bauen extrem teuer gemacht, dazu kämen bei der Stadt noch unvorstellbar lange Wartezeiten, bis ein Neubau endlich genehmigt wird. Alle diese Punkte zusammengenommen, verhindern die Neubautätigkeit, weil man die Kosten nicht an die Mieter weitergeben könne. Und bei dem Dilemma sei kein Ende in Sicht, beklagen alle Wohnungsgesellschaften einmütig.