Beeck. 1954 entlassen, jetzt wieder vereint: 15 Schülerinnen der Volksschule in Duisburg-Beeck erinnern an hosenlose Zeiten und erste Emanzipation.

Ein besonderes Klassentreffen haben am Samstag 15 ehemalige Schülerinnen der Volksschule an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße in Duisburg-Beeck gefeiert. Kurz nach Kriegsende wurden sie eingeschult, acht Jahre später in die „Freiheit“ entlassen – ihr Schulabschluss jährt sich 2024 zum 70. Mal.

Erst die Corona-Pandemie unterbrach die jährlichen Treffen in Duisburg-Beeck

Für die Seniorinnen ist das Jubiläum ein willkommener Anlass, die Tradition des Klassentreffens wieder aufleben zu lassen. „Das letzte Mal haben wir uns vor fünf Jahren gesehen“, erzählen sie. Bis 2019 fanden die Ehemaligentreffen regelmäßig statt – meistens in Beeck, dem früheren Standort der Prinz-Friedrich-Karl-Schule. Die Corona-Pandemie brachte die jährlichen Zusammenkünfte zuletzt jedoch zum Erliegen.

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Wie blieben sie nach so langer Zeit noch in Kontakt? „Einige Freundschaften von damals bestehen heute immer noch“, berichtet Gerda Henze. „So bleibt man natürlich im Austausch.“ Auch soziale Netzwerke helfen, Klassenkameradinnen ausfindig zu machen.

Mehr als 60 Schülerinnen und Schüler haben ab 1946 die Volksschulklasse in Beeck besucht. „Das war damals ganz normal“, erinnert sich Irmgard Engels. „Es fehlten überall Lehrer – viele waren ja im Krieg gefallen.“ Es war deshalb auch nicht ungewöhnlich, dass Kinder aus verschiedenen Jahrgängen zusammen lernten. Mädchen und Jungen wurden nach vier gemeinsamen Jahren aufgeteilt.

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Erinnerungen: Mädchen hielten zusammen, wenn sie etwas erreichen wollten

Wenn die Frauen an ihre Schulzeit zurückdenken, überwiegen eindeutig die positiven Erinnerungen. „Wir waren schon damals eine gute Gemeinschaft“, findet Marianne Sander. Das bedeutete auch, dass die Schülerinnen zusammenhielten, wenn sie etwas erreichen wollten: „Unser Schulleiter hat damals ein Lied gedichtet, das hieß ‚Wir sind alle Beecker Jungs‘“, erinnert sich Irmgard Engels. „Das hat uns natürlich nicht gepasst und wir haben den Text dazu umgeschrieben.“

Eine kleine Gesangseinlage der versammelten Ehemaligen zeigt: Der selbstgedichtete Text sitzt auch heute noch. Mit einem Augenzwinkern bemerkt Engels: „Wir waren damals eben schon sehr emanzipiert.“

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Für die Schülerinnen der Volksschule galt ein Hosenverbot

Hedwig Mikolajczak hat eine dicke Mappe mit Fotos zum Klassentreffen mitgebracht. Darin sammelt sie Bilder von früheren Wiedersehensfeiern, aber auch solche, die während der Schulzeit entstanden sind. Auf den alten Klassenfotos sind die Mädchen auf Sitzbänken aus Holz zu sehen, auf einem anderen Bild stehen sie dicht an dicht gereiht im Schulflur.

Wer genau hinschaut, dem fällt auf: Auf allen Fotos in der Schule tragen die Schülerinnen ganz bestimmte Kleidung. Der einfache Grund: „Wir durften damals keine Hosen tragen“, erzählt Hedwig Mikolajczak. „Wer mit einer Hose gekommen ist, wurde nach Hause geschickt und musste sich einen Rock anziehen.“

Zu ihren beiden Lehrerinnen hatten die Ehemaligen bis zuletzt ein gutes Verhältnis. „Eine ist noch sehr lange zu unseren Klassentreffen gekommen und erst vor zwei Jahren verstorben“, berichten sie. Bei vielen der Seniorinnen ist der Kontakt zu ihrer ehemaligen Schule auch dadurch nie ganz abgebrochen.

BEECKER VOLKSSCHULE WICH DER ERWEITERUNG DER KÖNIG-BRAUEREI

  • Volksschulen waren bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg eine verbreitete Schulform. Sie umfassten die Klassen­stufen 1 bis 8 und vermittelten eine grundlegende Allgemeinbildung.
  • Auch die Volksschule an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße in Duisburg-Beeck gibt es heute nicht mehr: Sie musste in den 1970er-Jahren zugunsten des Ausbaus der König-Brauerei weichen. Als Ersatz wurde in Beeck die Fährmann-Schule gebaut.