Duisburg. Osteuropäische Hausmannskost aus Duisburg ist stark angesagt. Mit seinen Teigtaschen überzeugt ein Familienbetrieb und setzt auf Expansion.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion sind Elena und Wladimir Salewski im Jahr 1992 mit ihren beiden Söhnen und deren Oma aus dem ukrainischen Kiew nach Deutschland ausgewandert. Das Ehepaar, beide gelernte Ingenieure, lebte sich gut ein. Doch sie vermissten ihre Lieblingsspeisen aus der Ukraine, vor allem das Nationalgericht Wareniki. Diese gefüllten Teigtaschen gab es fast nie in deutschen Supermärkten oder in Restaurants, ebenso wenig Pelmeni oder Pirogi, die Pendants aus Russland und Polen.
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Also hat Elena Salewski sie selbst gekocht und schließlich 1998 in Duisburg eine kleine Firma namens Elena TK gegründet, die tiefgekühlte slawische Hausmannskost verkaufte. Aus dem Einfraubetrieb ist längst die Salewski Feinkost GmbH geworden, die stetig wuchs und im Sommer 2023 an einen neugebauten, großen Standort in Obermeiderich umzog.
Am neuen Firmensitz des Familienbetriebs (Am alten Viehhof 9) arbeiten jetzt 58 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die alle Russisch sprechen können und seit dem Einzug die Produktivität sogar um gut 50 Prozent gesteigert haben. Täglich stellen sie bis zu 50.000 Teigtaschen her, insgesamt gut fünf Tonnen schwer.
Osteuropäische Hausmannskost wird in Duisburg hergestellt und zu Hause am Herd veredelt
„Wir schenken unseren Kunden Zeit, sie müssen unsere Ware zu Hause nur noch veredeln“, sagt Geschäftsführer und Gründersohn Wiktor Salewskij und meint die knapp acht Minuten, die man für die Produkte am heimischen Herd braucht – statt der stundenlangen Zubereitung, die Hobbyköche traditionell in die beliebten Gerichte stecken müssten, vom Teigkneten, Obstschälen, Gemüseraspeln und Fleischwolfen. Dass sein Nachname anders geschrieben wird als der seiner Eltern, liegt übrigens daran, dass der Familienname unterschiedlich vom kyrillischen Alphabet in die lateinische Schrift übertragen werden kann.
„Jedes osteuropäische Kind kennt Pelmeni, Pirogi oder Wareniki“, so Salewskij weiter, und mit diesen Gerichten würden sie Heimatgefühle und Kindheitserinnerungen verbinden. Deshalb seien auch sehr viele ukrainische Kriegsflüchtlinge zu Tränen gerührt gewesen, als sein Unternehmen damals das Delta-Dorf an der Hamborner Straße belieferte. So konnten die jungen Mütter mit ihren Kindern erstmals seit der Flucht wieder Wareniki essen.
Damit es auch schmeckt wie früher bei Mama oder Oma, ergänzt seine Ehefrau Katharina Salewskij, setze das Familienunternehmen auf „traditionelle Herstellung wie bei Hausfrauen“, verbunden mit „hoher Qualität“ bei den Rohstoffen und den Verzicht auf Geschmacksverstärker, Farbstoffe und Konservierungsstoffe. Die Familie sieht „den großen Anteil an Handarbeit“ bei der Lebensmittelproduktion als „das Alleinstellungsmerkmal“ der Feinkost Salewski GmbH in einem recht großen Nischenmarkt in Europa.
Trotzdem geht es in der Obermeidericher Produktionsstätte äußerst modern und nachhaltig zu. So gibt es unter anderem eine Solaranlage und Wärmerückgewinnung. Gespeichert wird die Abwärme der neuen Kälteanlage. Möglich macht diese Anlage, dass circa eine Tonne frisch gefüllte Teigtaschen innerhalb einer Stunde auf minus 18 Grad Celsius heruntergekühlt werden.
Obwohl auch im neuen Betrieb noch viel selbst gekocht, gebraten und gedünstet wird, erspart sich die Belegschaft inzwischen einige Arbeitsschritte. Wo früher Eier aufgeschlagen, Gemüse geraspelt oder Tränen beim Zwiebelschneiden flossen, werden diese Zutaten inzwischen vorbearbeitet eingekauft. Doch nicht alle Teigtaschen werden noch manuell mit Hackfleisch, Kartoffeln, Pilzen, Weißkohl oder Äpfeln befüllt und geschlossen. Etwa die kleinsten Pelmeni, nur zehn Gramm schwer, können maschinell produziert werden.
Gut 50.000 gefüllte Teigtaschen verlassen täglich das Werksgelände in Duisburg-Meiderich
Die meisten Tiefkühlspeisen bleiben nicht lange in der Lagerhalle mit den Hochregalen, sondern gehen direkt zu Groß- und Einzelhändlern in ganz Deutschland, in den Niederlanden oder England; darunter auch osteuropäische Supermärkte und eine schlesische Metzgerei in Duisburg. Insgesamt über 30 verschiedene Artikel bietet Feinkost Salewski an, etwa Frikadellen oder Kohlrouladen, neuerdings auch Torten und Salate.
„Wir können und wir wollen hier wachsen“, bekennt sich Firmenchef Wiktor Salewskij zu Duisburg und zu Meiderich. Der Familienbetrieb wolle seinen Abnehmerkreis erweitern und in Zukunft mit ihrer Tiefkühlware ins Sortiment großer Supermärkte aufgenommen werden. Geplant ist außerdem ein Online-Shop. Doch auch der Firmensitz könnte sich vergrößern, denn das Unternehmen hat die Option, zusätzlich das 3000 Quadratmeter große Nachbargrundstück zu kaufen.
„Ein Riesengewinn für uns“: Ukrainische Flüchtlinge helfen beim Expansionskurs
Zum Erfolg und zum Wachstum von Feinkost Salewski tragen auch neun ukrainische Beschäftigte bei, die vor dem russischen Angriffskrieg nach Deutschland geflohen sind. „Diese Menschen sind für uns ein Riesengewinn“, bekräftigt Wiktor Salewskij. Da es für sie keine Sprachbarriere gibt – alle sprechen neben Ukrainisch auch Russisch – funktioniert die Integration reibungslos.
Halyna Bartosch ist eine von ihnen. Nachdem sie in Integrationskursen Deutsch gelernt hatte, stieß sie zufällig auf eine Stellenausschreibung, die Firmengründerin Elena Salewski bei Facebook eingestellt hatte. Dies erwies sich gleichermaßen als Glücksfall für die Geflüchtete und das Unternehmen, denn in ihrer Heimat Kiew hatte sie mehr als 15 Jahre in der Lebensmittelproduktion und Qualitätskontrolle gearbeitet. Jetzt ist sie die Produktionsleiterin in Obermeiderich. „Der Job gefällt mir sehr gut, ich bin rundum glücklich und der Familie Salewski sehr dankbar“, sagt sie mit osteuropäischem Zungenschlag.
Das Essen ihres Arbeitgebers möge sie übrigens sehr gerne. Wie viele ihrer Arbeitskolleginnen und -kollegen besucht sie mittags gerne den Werksverkauf, wo nicht nur Kühlschränke mit slawischen Tiefkühlleckereien und Getränken stehen, sondern auch eine Theke mit frischen Frikadellen, Kohlrouladen, Tschebureki, Piroschki oder verschiedenen slawische Pfannkuchen.
Noch kennen nicht viele Menschen in Meiderich den Werksverkauf bei Feinkost Salewski, doch die Familie freut sich, dass er immer beliebter werde.
>> Lob vom Oberbürgermeister: „Imponierende Duisburger Erfolgsgeschichte“
- „Die Familie schreibt eine imponierende Duisburger Erfolgsgeschichte“, zeigt sich Oberbürgermeister Sören Link beeindruckt von der Feinkost Salewski GmbH und lobt „mutiges und entschlossenes Handeln“ der Salewskis und ihre gelungene Expansion.
- Das sagte Link jüngst bei einem Werksbesuch mit der städtischen Wirtschaftsförderung (DBI) aus der Veranstaltungsreihe „Oberbürgermeister im Wirtschaftsdialog“.