Duisburg. Fünf Häuser räumte die Stadt Duisburg vor zwei Jahren in Ruhrort. Zwei Neudorfer sanierten: Aus Schrottimmobilien sind Traumwohnungen geworden.
Aus alten Schrottimmobilien sind Schmuckstücke geworden: Vor zwei Jahren hat die Taskforce Problemimmobilien der Stadt Duisburg insgesamt fünf Häuser an der Jördingstraße und Ruhrorter Straße geräumt. Im Keller stapelten sich dutzende Autoreifen, durch den Garten flitzten Ratten, die Wohnungen waren teils vermüllt und der Brandschutz nicht mehr gewährleistet. Statt der 74 gemeldeten Personen wurden bei Kontrollen 93 angetroffen.
„Im Jahr 2023 gab es insgesamt 26 Begehungen, davon wurde für 21 Häuser eine komplette Nutzungsuntersagung ausgesprochen“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Nachdem die Stadt die Gebäude in Ruhrort versiegelt hatte, tat sich erst einmal ein Jahr lang nichts. Der damalige Eigentümer investierte nicht. „Die Siegel wurden aufgebrochen, es waren trotzdem regelmäßig Personen in den Häusern. Kabel waren aus der Wand gerissen. Der Zustand war schlimm“, beschreibt Michael Hörter. Der Projektentwickler hat sich mit seinem Nachbarn Patrick Fritsche zusammengetan. Der Neudorfer Malermeister kennt sich seit Jahren mit Haussanierungen aus. „Wir wussten, worauf wir uns einlassen. Das war nichts, was uns verschreckt hat.“
Erst einmal mussten die Wohnungen entrümpelt werden
Konkret: Erst einmal mussten die Wohnungen entrümpelt werden. Dann wurden die Häuser komplett entkernt. „Wir haben eine 30-seitige Liste von der Taskforce bekommen, die wir abarbeiten mussten“, erinnert sich Hörter. „Der Eigentümer muss ein vollständiges Sanierungskonzept einreichen, das durch die Task Force nach Prüfung durch Feuerwehr und Brandschutzsachverständigen freigegeben wird“, beschreibt Sebastian Hiedels das Prozedere.
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Im Fall der Häuser an der Jördingstraße und an der Ruhrorter Straße wurde alles herausgerissen. Der Dachstuhl freigelegt. Neue Leitungen gezogen. Photovoltaik auf dem Dach installiert und im Keller die neueste Technik verbaut. 2,5 Millionen Euro hat die „Objektbau Fritsche GmbH“ in die 15 Wohnungen investiert. Der Kaufpreis für die Schrottimmobilien kommt noch obendrauf.
„Das ist ein Neubau im Altbau“, betont Hörter. Dennoch sei so eine Investition lohnenswert, da neu zu bauen in den vergangenen Jahren noch schwieriger geworden sei. Die Substanz der Häuser aus den 1920er Jahren sei gut gewesen. Die Grundrisse wurden teilweise verändert. Die Wohnungen sind großzügig geschnitten, Balkone wurden nachträglich angebaut.
Wer ins Erdgeschoss einzieht, hat einen kleinen Garten hinter dem Haus. Vor den Gebäuden an der Ruhrorter Straße wurde ein Schallschutz-Zaun gesetzt. Aber auch in den Wohnungen hört man erstaunlich wenig von der Hauptstraße und der vorbeifahrenden Straßenbahn. „Dank der energetischen Sanierung haben wir hier Nebenkosten von etwa einem Euro pro Quadratmeter. Das ist für viele ein Argument.“ Gleichzeitig haben die Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen noch Altbau-Charme. Im Dachgeschoss ist das großzügigste Objekt entstanden: eine Bleibe über zwei Etagen, etwa 190 Quadratmeter groß.
Maisonette-Wohnung mit fünf Schlafzimmern und Dachterrasse kostet 488.000 Euro
Die meisten Wohnungen verfügen über zwei Bäder, mit Dusche und Badewanne. „Wenn wir etwas machen, dann machen wir es richtig“, sagt Patrick Fritsche. 98 Quadratmeter werden über die gängigen Immobilienportale für rund 291.000 Euro angeboten. Für die Maisonette-Wohnung mit fünf Schlafzimmern, zwei Bädern, Balkon, Dachterrasse und Gäste-WC werden 488.000 Euro aufgerufen. Ein Preis für ein Haus. „Wir vermarkten das auch als eine Wohnung wie ein Haus. Manche Leute wollen keinen Garten und entscheiden sich ganz bewusst im Alter, ihr Haus abzugeben und lieber wieder zentraler in der Stadt zu wohnen“, weiß Michael Hörter.
Ruhrort sei ein interessanter Stadtteil „mit Charakter“ und eine attraktive Wohnlage. In Marxloh hätten die beiden Partner wohl keine Problemimmobilie in dieser Art kernsaniert. „Wir liegen bei einem Kaufpreis um 3000 Euro pro Quadratmeter. Den braucht man auch bei allen Arbeiten und Investitionen, die hier gemacht wurden“, rechnet Neu-Eigentümer Patrick Fritsche vor.
„Insgesamt werden von 81 geschlossenen Objekten aktuell 33 Häuser saniert. Wiedereröffnet wurden bisher 13 Häuser, sechs wurden durch die Gebag abgerissen. Entscheidend sind dabei etwa die finanziellen Mittel des Eigentümers, die Lage der Immobilie oder der Zustand des Objektes“, ordnet Stadtsprecher Sebastian Hiedels ein.
Drei von 15 Wohnungen sind bereits verkauft
Drei der insgesamt 15 Wohnungen an der Ruhrorter Straße und Jördingstraße sind bereits verkauft. Vermarktet werden die Objekte von der „Deutsche Bank Immobilien“. „Wir gehen kurzfristig an den Markt. Wir haben einige Interessenten. Zum Beispiel Personen, die sich überlegen, nach Duisburg zurückzuziehen“, erklärt Gerhard Möller, Immobilienberater bei der Deutschen Bank. Insgesamt sei die Lage angesichts der Zinsentwicklung aber schwieriger geworden.
Patrick Fritsche und Michael Hörter sind trotzdem frohen Mutes, dass sich ihre Investition rentiert. In der kommenden Woche wird wieder ein Objekt an einen Käufer übergeben. Lob aus der Nachbarschaft, dass die Schrottimmobilien Geschichte sind, haben sie längst bekommen.
>> Taskforce Problemimmobilien ist seit 2016 im Einsatz
Die Taskforce Problemimmobilien ist seit 2016 in Duisburg unterwegs. „Es gab in allen Duisburger Stadtteilen Begehungen durch die Task Force. Nutzungsuntersagungen gab es im gesamten Stadtgebiet, die Schwerpunkte lagen jedoch vor allem in Marxloh, Hochfeld, Bruckhausen, Beeck und Ruhrort“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels.
Erst wenn alle Mängel durch die Sanierung behoben wurden, wird die Nutzungsuntersagung eines Gebäudes von Seiten der Stadt wieder aufgehoben.