Duisburg. Der Hafenkiez soll bis 2029 Duisburgs erster umweltneutraler Stadtteil werden. Wir die Ruhrorter konkret bei der Umsetzung mithelfen.
Der Stadtteil Ruhrort soll bis 2030 umweltneutral werden. Aber was können die Ruhrorterinnen und Ruhrorter selber tun, um mehr Nachhaltigkeit und Glück in ihren Alltag zu bekommen? Für Susanne Mauersberger, die die monatlichen Treffen von „Enkelfähig Leben in Ruhrort“ (ELRO) organisiert und die Stadtökologin Madlen Sprenger von Greenzero ist die Antwort ganz klar: „Mehr Grün.“ Deshalb gab es nun bei schönstem Sonnenschein einen Außen-Termin auf dem Neumarkt.
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Noch liege Ruhrort mit etwa einem Drittel begrünter Fläche etwas unter dem Durchschnitt, erklärt Madlen Sprenger. „Es ist erwiesen, dass das Wohlgefühl steigt, je diverser die vorhandenen Grünflächen gestaltet sind“, sagt sie. Um das am eigenen Leib zu testen, lassen sich die neugierigen Ruhrorterinnen in den Garten der Hutmacherin und Hobbyimkerin Astrid Szibbat einladen. Sie bewirtschaftet seit 15 Jahren hinter der Hutmacherei einen insektenfreundlichen Garten, der an bunter Vielfalt keine Wünsche offenlässt.
Astrid Szibbat übernahm ein Stück Land, das nur aus Brombeerranken, Brennnesseln und Sperrmüll bestand. Im Laufe der Jahre legte sie einen Teich an, schichtete aus alten Steinen niedrige Trockenmauern auf, verbesserte geduldig mit Kompost den Boden und setzte komplett auf einheimische Pflanzen. Inzwischen ist ihr bunter, unaufgeräumter Garten eine Insekten- und Augenweide. Hasenglöckchen, Lungenkraut, Fieberklee, Nieswurz, gelbe Taubnessel, Schattenblümchen und Beinwell blühen und gedeihen um die Wette. Keine Ecke ist zu trocken, zu feucht, zu sonnig oder zu schattig, als das sich nicht doch ein passendes, einheimisches Pflänzchen für genau diesen Standort finden würde.
Die Ruhrorterin gibt Pflanzentipps für sonnige Balkons und schattige Höfe. Und plädiert für einen entspannten Umgang mit tierischen Ärgernissen. Die Schnecken haben heuer die Iris gefressen, das kommt vor. Der Zünsler hat im Buchsbaum zugeschlagen? „Kein Grund hysterisch zu werden“, findet die Hutmacherin: „Den sitze ich aus“. Sie bricht eine Lanze für torffreie Pflanzerde und gegen den Einsatz vor Pestiziden. Und sie verspricht ihren Besuchern Stecklinge und Ableger von ihren Pflanzen, damit das diverse Grün in Ruhrorter Gärten und Balkonen schnell und kostengünstig um sich greifen kann.
Auf dem Neumarkt sind inzwischen die frisch geölten Hochbeete mit insektenfreundlichen Pflanzen bestückt. Offene Blüten mit sichtbaren Staubgefäßen, Lippenblüten und Doldenblüten bieten gute Insektennahrung, hat Astrid Szibbat ihren Besuchern mit auf den Weg gegeben. Nun sind die zwölf Blumenampeln dran, die später wieder hoch an den Laternen aufgehängt werden. Vergissmeinnicht, Stiefmütterchen, Teppichphlox, Campanula, Lavendel und Rosmarinpflanzen werden ausgetopft, gewässert und eingesetzt.
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Auch eine Erdbeerpflanze findet ein Plätzchen in der Blumenampel. „Das wird bloß kompliziert mit der Erdbeerernte später, da braucht man schon eine Leiter für“, sagen die fleißigen Pflanzhelfer zu Manuela Overdick vom Blumenladen „Liebe Blume“, die emsig mit Pflanzennachschub vorbeikommt. Für das allgemeine Glücksgefühl und die Nachhaltigkeit in Ruhrort kann es nur nützen, wenn der Himmel demnächst voller Erdbeeren hängt.
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Wünsche für das öffentliche Grün gibt es auch. Die Aktiven hätten gerne eine standortgerechte Auswahl von Blühpflanzen und Blütengehölzen in ganz Ruhrort. Und sie ärgern sich, wenn Wiesen viel zu früh gemäht werden. Sie fordern eine ökologisch sinnvolle Anpassung der Schnittzeitpunkte und entsprechende Weiterbildungsangebote für die ausführenden Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe.