Duisburg. Die Pläne für einen Autohof am Kreuz Kaiserberg sind umstritten. Was Anwohner kritisieren und wie die Stadt Duisburg auf Argumente reagiert.

Wird in Duisburg am Kreuz Kaiserberg ein neuer Autohof gebaut? Pläne dazu liegen seit rund 20 Jahren in der Schublade. Nun hat ein neuer Investor Interesse bekundet, einen Rastplatz mit 50 Lkw-Stellplätzen zu bauen. Auch ein Hotel, eine Tankstelle und 30 Abstellmöglichkeiten für Pkw sieht die Firma „Herecon“ in ihren Plänen vor. Am 15. April steht das Thema auf der Tagesordnung im Rat der Stadt Duisburg. In der Nachbarschaft, in der Duisburger Werthackersiedlung sowie rund um Raffelberg-Park in Mülheim-Speldorf, formiert sich indes längst Widerstand.

Bei einem ersten Bürger-Treffen waren sich die Duisburger und Mülheimer schnell einig, dass sie einen Autohof an dieser Stelle verhindern wollen. Ihre Argumente sind ebenso zahl- wie facettenreich. Ein Überblick – und wie die Stadt Duisburg zu den einzelnen Kritikpunkten steht.

Nachbarn befürchten mehr Lärm durch einen neuen Autohof

„Wir dachten, das Thema wäre endgültig vom Tisch“, hatte Wolfgang Stahl gehofft. Er wohnt in der Werthackersiedlung, die zu den besten Wohnlagen in Duisburg zählt, und hat seinen alten Aktenordner wieder hervorgekramt. Er und seine Nachbarn seien ohnehin schon belastet – nicht nur vom Verkehrslärm der Autobahn und der Bahn.

In direkter Nachbarschaft wird derzeit das Kreuz Kaiserberg ausgebaut. Ebenfalls beschlossen ist das Gateway-Terminal in Meiderich. Um dies zu erreichen, werden wohl künftig etliche Lkw über den Ruhrdeich fahren. Auch die Mülheimer glauben: Schöner wird ihr Wohnumfeld durch einen Autohof nicht. „Zum Raffelberg sind es Luftlinie nur einige Meter. Das ist eine Oase, hier gehen viele Frauen spazieren oder Familien genießen die Natur“, beschreibt Alexandra Klesty vom

Verein zur Erhaltung des Parks am Solbad Raffelberg

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. Der Park ist ihr und den anderen ans Herz gewachsen.

Nachbarn, die rund um den Raffelberg-Park in Mülheim wohnen, aber auch Duisburger aus der Werthackersiedlung, wehren sich gegen die Pläne.
Nachbarn, die rund um den Raffelberg-Park in Mülheim wohnen, aber auch Duisburger aus der Werthackersiedlung, wehren sich gegen die Pläne. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Auf Nachfrage betont Malte Werning, Sprecher der Stadt Duisburg: „In Bauleitverfahren sind es die Träger öffentlicher Belange, die darauf achten, die Bevölkerung vor Gefahren, erheblichen Belästigungen oder Nachteilen durch emittierende Anlagen zu schützen.“ Solche Träger öffentlicher Belange könnten zum Beispiel Nachbarstädte oder Verbände sein. In der Vergangenheit hat etwa die Stadt Mülheim einen Autohof an dieser Stelle stets abgelehnt. Und auch jüngst, als der Mülheimer Planungsausschuss tagte, erneuerten die Mülheimer Politiker ihre Kritik. Allerdings ist dem Planungsdezernenten auch bewusst, dass die Federführung in Duisburg liegt. „Aktuell liegt uns noch keine Stellungnahme der Stadt Mülheim vor, aber wir befinden uns auch noch in einem frühen Planungsstadium“, so Werning.

Abstände zu Wohngebieten würden im sogenannten Abstandserlass für die Bauleitplanverfahren empfohlen. Hier seien Autohöfe zwar nicht explizit aufgeführt. „Im weiteren Verfahren werden aber schützenswerte Nutzungen, wie zum Beispiel das Wohnen berücksichtigt.“

Anwohner fragen: Reichen 50 Plätze überhaupt aus?

Am Schlütershof zwischen Duisburg-Kaßlerfeld und Neuenkamp gibt es bereits einen Autohof. Abends sind die Plätze oft ausgebucht.
Am Schlütershof zwischen Duisburg-Kaßlerfeld und Neuenkamp gibt es bereits einen Autohof. Abends sind die Plätze oft ausgebucht. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Wer sagt denn, dass 50 Parkplätze überhaupt ausreichen? Wenn dort alles voll ist, parken die Lkw dann in der Umgebung“, ahnen die Anwohner. Sie glauben, ein Autohof mit 50 Stellplätzen sei nicht wirtschaftlich zu führen. Und sollte erst einmal eine Genehmigung für diese Größe ausgesprochen sein, sei es ein Leichtes, eine Erweiterung zu beschließen.

Nach derzeitigen regionalplanerischen Vorgaben und städtebaulichen Zielsetzungen gibt es momentan keine Reserven für weitere Stellplätze.“
Malte Werning, Sprecher der Stadt Duisburg

Dem widerspricht die Stadt Duisburg: Zwar sah die ursprüngliche Planung mal wesentlich mehr Stellplätze vor, allerdings sei die Zahl bereits 2011 auf 50 reduziert worden. „Nach derzeitigen regionalplanerischen Vorgaben und städtebaulichen Zielsetzungen gibt es momentan keine Reserven für weitere Stellplätze“, sagt Werning. Er führt weiter aus: „Ob sich ein Autohof mit 50 Stellplätzen wirtschaftlich betreiben lässt, muss der Betreiber für sich entscheiden.“

Durch den Bau und die Nutzungsmöglichkeit eines Autohofes würden Parkprobleme durch Lkw in Wohngebieten eher gemindert als gefördert. „In Wohngebieten ist das Parken nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen uneingeschränkt möglich. Der ruhende Verkehr wird durch das Bürger- und Ordnungsamt überwacht und kontrolliert.“

Nachbarn: Dauerhaftes Licht stört Tiere und die Umwelt

„Autohöfe werden gemeinhin mit einem Pylon versehen, der die ganze Nacht angestrahlt wird“, weiß Wolfgang Stahl aus der Werthackersiedlung „Wir befinden uns hier in einem Landschaftsschutzgebiet. Hier leben Rehe, Füchse und seltene Vogelarten. Durch das dauerhafte Licht verschiebt sich der Tag-Nacht-Rhythmus der Umwelt“, führen zudem die Anwohner aus Mülheim an. Und auch um die Zoo-Tiere machen sie sich Gedanken. „Wenn die ganze Nacht die Kühl-Lkw ihren Motor laufen lassen, ist das doch eine Belastung für die Zoo-Tiere.“

Links und rechts der Autobahn leben zahlreiche Zoo-Tiere. Entlang der Ruhrauen befindet sich ein Landschaftsschutzgebiet. Welche Auswirkungen hat (zusätzlicher) Verkehrslärm auf die Tiere?
Links und rechts der Autobahn leben zahlreiche Zoo-Tiere. Entlang der Ruhrauen befindet sich ein Landschaftsschutzgebiet. Welche Auswirkungen hat (zusätzlicher) Verkehrslärm auf die Tiere? © Zentrale | Kai Kitschenberg

Stadtsprecher Werning erklärt dazu: „Im Bauleitplanverfahren werden alle umweltrelevanten Themen berücksichtigt und geprüft. Hierzu zählen auch möglich Beeinträchtigungen von Anwohnern und Tieren – auch im Hinblick auf den Zoo am Kaiserberg. Christian Schreiner, Sprecher des Tierparks, sieht allerdings kaum Auswirkungen für die Zoo-Bewohner: „Die Fahrbahn der A3 ist deutlich unterhalb des Bodenniveaus, auf dem unsere Tiere leben. Wir beobachten auch die Tiere in den zur A3 angrenzenden Bereichen natürlich sehr genau, es lassen sich aber keine Auffälligkeiten feststellen.“ Der geplante Autohof im Bereich Kreuz Kaiserberg sei an einer Stelle verortet, „wo schon heute reger Verkehr herrscht.“

Bürgerinitiative: Ein Autohof im Bereich Hafen und Logport würde mehr Sinn machen

„Sind eigentlich alternative Standorte geprüft worden?“, wollen die Gegner des Autohofes von der Stadt Duisburg wissen. Aus ihrer Sicht mache es mehr Sinn, einen Autohof im Bereich Hafen oder Logport anzusiedeln. Auch Areale in der Nähe von HKM oder Thyssen-Krupp im Duisburger Süden oder Norden würden sich anbieten.

Die Stadt Duisburg verweist allerdings darauf, dass das Kreuz Kaiserberg eine Schnittstelle zweier verkehrsträchtiger Autobahnen im Ruhrgebiet sei und deshalb ein geeigneter Standort: „Das Angebot eines Autohofes am Kaiserberg richtet sich hauptsächlich an Transitverkehre. Deshalb ist hier ein Standort in unmittelbarer Nähe einer Autobahn-Anschlussstelle erforderlich, der nicht zu weiteren Verkehrsbelastungen im Duisburger Stadtgebiet führt“, schildert Werning.

Nachbarn: Neuer Autohof könnte für eine Verlagerung des Straßenstrichs von der Monning sorgen

Der Straßenstrich an der Stadtgrenze zwischen Duisburg und Mülheim wird von der Stadt Duisburg toleriert. „Je nach Wetterverhältnissen sind dort nach Einbruch der Dunkelheit zwischen fünf bis 20 Prostituierte anzutreffen. Der Bereich am Zoo wird regelmäßig (fast täglich) zu verschiedenen Uhrzeiten durch das Bürger- und Ordnungsamt bestreift und kontrolliert“, heißt es von Seiten der Stadt zur aktuellen Situation. Die Gegner des Autohofs befürchten allerdings, dass das geplante vierstöckige Hotel von den Damen genutzt werden könnte.

Der Straßenstrich an der Monning wird von der Stadt Duisburg toleriert und kontrolliert.
Der Straßenstrich an der Monning wird von der Stadt Duisburg toleriert und kontrolliert. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Malte Werning betont: „Prostitution ist in Deutschland durch registrierte Prostituierte grundsätzlich nicht verboten, daher können lediglich Maßnahmen veranlasst werden, wenn gegen Rechtsvorschriften verstoßen werden würde, etwa bei störendem Verhalten oder Verstößen gegen den Jugendschutz.“ Sollte Prostitution auf dem Gelände des Autohof-Betreibers stattfinden, liege dies in dessen Verantwortung. „Wenn sich ein neuer Straßenstrich ansiedeln sollte, werden wir auch an dieser Stelle regelmäßig kontrollieren“, verspricht er.

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Autohof in Duisburg: So geht’s nun weiter

Sollte der Rat der Stadt Duisburg am 15. April den sogenannten Aufstellungsbeschluss fassen, haben Bürger und anliegende Städte die Möglichkeit, ihre Bedenken und Einwände anzubringen. Die Stadt Duisburg muss sich dann im weiteren Planungsprozess mit den Argumenten auseinandersetzen und diese abwägen. Gegebenenfalls werden so neue Aspekte in die Planungen mit einbezogen. Erst wenn dann abschließend ein Satzungsbeschluss vom Rat der Stadt gefasst wird, besteht Baurecht für einen neuen Autohof.

Die Duisburger und Mülheimer Kritiker haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, den Rastplatz verhindern zu können.

Dort, wo sich der Autohof ansiedeln könnte, befindet sich aktuell noch ein Acker.
Dort, wo sich der Autohof ansiedeln könnte, befindet sich aktuell noch ein Acker. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich