Duisburg. Drei Angler in Duisburg haben am Ostermontag einen Fisch gefangen, den man normalerweise eher in Küstenregionen antrifft. Ein schlechtes Zeichen?

Jedes Wochenende geht Hans Klein angeln. Seit über 17 Jahren ist er dabei auch am Rhein unterwegs. Trotz der langjährigen Erfahrung als Angler erlebt er an Ostermontag bei einem Angelausflug mit Freunden ein Debüt. Denn am Haken hängt ein für Süßgewässer eher ungewöhnlicher Fisch.

„Meine Freunde haben direkt erkannt, dass das ein besonderer Fisch ist“, sagt Klein. Ihm selbst ist erst gar nicht bewusst, was er da an der Angel hat. „Erst dachte ich, das wär ein Wels, wegen der Farbe. Aber dann hab ich gesehen, dass der platt ist.“ Ein Plattfisch also. Aber was für einer? Und was macht ein Plattfisch im Rhein – und dann noch so weit weg von den Küstengewässern der Nordsee, wo er normalerweise zu finden ist?

Im ersten Moment klingt das nach einem schlechten Zeichen. Oder könnte der Fisch sogar für eine gute Wasserqualität im Rhein stehen? Wir haben bei Experten nachgefragt, was es mit dem Plattfisch im Rhein auf sich hat.

Salzwasserfisch im Rhein: Was bedeutet das?

Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Ostermontag-Fang um eine Flunder. So zumindest die Einschätzung von Tobias Rautenberg und Michael Wachsmann, wissenschaftliche Mitarbeiter im Verein Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR). Und was bedeutet die Flunder im Rhein?

Hobbyangler Hans Klein mit seiner Flunder.
Hobbyangler Hans Klein mit seiner Flunder. © Hans Klein

„Die Flunder lebt bevorzugt im Brackwasser der Flussmündungsbereiche, kommt also sowohl mit Salz- als auch mit Süßwasser gut zurecht“, so Rautenberg. Dabei kommt es immer wieder vor, dass einzelne Exemplare den Rhein hochwandern. Ein Zeichen für besonders gute Wasserqualität sei das allerdings nicht, ergänzt Wachsmann. „Im Vergleich zu anderen Fischarten sind Flundern sogar eher anspruchslos und stellen keine besonders hohen Anforderungen an die Wasserqualität.“

Auch interessant

Wie oft und regelmäßig sich eine Flunder in den Niederrhein verirrt, ist unklar. Im Abschlussbericht zu Fischuntersuchungen fasste der Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. (LFV) 2019 aber dokumentierte Fänge in der Lippemündung zusammen. Aus dem geht hervor, dass Flundern im Ruhrgebiet eher selten vorkommen. Im LFV-Bericht ist von acht dokumentierten Exemplaren die Rede – seit 1888.

Zurücksetzen von Fischen ist gesetzlich genau geregelt

Und was ist mit Kleins Flunder passiert? „Wir haben sie wieder freigelassen“. Grundsätzlich ist das vorsätzliche Fangen und Freilassen von Fischen („Catch & Release“) in Deutschland verboten. Aber: Fische, die unerwartet anbeißen und ein gewisses Mindestmaß nicht erreicht haben, während der Schonzeit gefangen werden oder gefährdet sind, müssen wieder freigelassen werden.

In diesem Fall ist es so: Die Flunder biss unerwartet an, es handelt sich also nicht um Catch & Release. Der Fischereiverband NRW teilt außerdem mit: „Ein gefangener Fisch darf auch zurückgesetzt werden, wenn er aus bestimmten Gründen nicht verwertet werden kann oder soll.“ So dürfen Angler ältere Fische oder solche, die an den Haken gehen und nicht verspeist werden können oder sollen, zurücksetzen. Vorausgesetzt, sie sind überlebensfähig.

>> Wasserqualität des Rheins

  • Gewässer werden in vier Gewässergüteklassen von „unbelastet bis gering belastet“ (Güteklasse I) bis „übermäßig verschmutzt“ (Güteklasse IV) kategorisiert.
  • Der Rhein gilt als „mäßig belastet“ (Güteklasse II). In den 70er-Jahren galt er noch als übermäßig verschmutzt.
  • Über 40 verschiedene Fischarten leben mittlerweile wieder im Rhein, 22 davon wurden bis 2019 im Niederrhein nachgewiesen.