Duisburg. Mitarbeiter unter Schock: Venator hat plötzlich einen Betrieb in Homberg heruntergefahren. Weitere Schließungen folgen bald, so der Betriebsrat.
Die angekündigte Teilschließung des Venator-Werks in Duisburg-Homberg wird plötzlich drastisch spürbar: Der Konzern hat am Mittwoch den Betrieb der Schwefelsäure-Fabrik an der Bruchstraße eingestellt. Das bestätigt Jörg Nadler, stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrats.
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Die Geschäftsführung des Chemieherstellers habe die Mitarbeiter am Dienstag darüber informiert. Am nächsten Morgen hätten die Mitarbeiter um 7.55 Uhr vor der „traurigen Wahrheit“ gestanden, meint Nadler: „Die Schwefelsäure-Fabrik ist leer gefahren worden.“
Venator in Duisburg: Stilllegung der Fabrik überrascht Mitarbeiter
Am 1. Februar hatte Venator angekündigt, mehr als die Hälfte der Stellen in Homberg abzubauen (wir berichteten). Zudem, so die offizielle Erklärung des Unternehmens seinerzeit, sollte die Titandioxid-Produktion (50.000 Tonnen pro Jahr) im zweiten Quartal 2024 eingestellt werden. Der Konzern werde das Titandioxid-Spezialgeschäft von Duisburg nach Uerdingen verlegen, hieß es.
Die Stilllegung der Schwefelsäure-Fabrik komme für die Mitarbeiter und den Betriebsrat trotzdem überraschend. Betriebrat und Konzern würden nämlich gerade noch über den Interessensausgleich und Sozialplan verhandeln, erklärt Nadler.
Deswegen ließe sich die Anlage noch nicht offiziell komplett schließen, „aber es ist davon auszugehen, dass sie nie wieder angefahren wird“. Die Fabrik werde jetzt gereinigt. Mit diesen „Nacharbeiten“ seien die Mitarbeiter noch etwa vier Wochen beschäftigt. „Danach haben sie praktisch keinen Job mehr.“
Betriebsrat: Weitere Schließungen sollen folgen – Kündigungen bis 1. Juli
Dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden zufolge sei die Schließung der Schwefelsäure-Fabrik nur der Anfang. Am 20. April werde die Arbeit im nächsten Betrieb eingestellt, und zwar in der Schwarzmittel-Produktion. „Und am 1. Mai wird die komplette Titandioxid-Produktion stehen. Das ist das Aus für das frühere Sachtleben“, meint Nadler.
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Nach Informationen des Betriebsrats wolle der Konzern bis zum 1. Juli die Kündigungen verschicken. Von den über 800 Beschäftigten sollen 360 ihren Job behalten. An der Zahl, die schon im Februar verkündet wurde, habe sich bisher nichts geändert.
Mitarbeiter unter Schock: „Damit hat niemand gerechnet“
Durch die Stilllegung der Schwefelsäure-Fabrik wachse die Angst in der Belegschaft: „Es herrscht eine Schockstarre. Niemand hat damit gerechnet, dass es jetzt so schnell geht und Anlagen heruntergefahren werden, obwohl es noch keine Verhandlungsergebnisse gibt“, erklärt Nadler.
Am kommenden Montag will der Betriebsrat mit einem „Marathon an Terminen“ in die Verhandlungsphase mit dem Konzern starten. Viele Mitarbeiter hätten sich aber schon mit dem Aus des Betriebs in Homberg abgefunden: „Einige wollen nur noch weg von Venator.“
Wie Venator die Stilllegung erklärt
Venator bestätigt auf Anfrage der Redaktion, dass die Titandioxid-Produktion in Duisburg am 1. Mai angehalten wird. „Der Prozess wurde mit dem Herunterfahren der Schwefelsäureanlage am 3. April eingeleitet“, sagt ein Unternehmenssprecher. Die Entscheidung sei „auf die aktuellen wirtschaftlichen Marktbedingungen zurückzuführen“.
Dass die Anlage im Mai stillgelegt wird und Stellen abgebaut werden, sei nötig, „um langfristige wirtschaftliche Stabilität sicherzustellen“. Die Nachfrage nach den Produkten aus Duisburg sei gering. Zudem habe der Konkurrenzkampf mit chinesischen Herstellern zugenommen. „Die Folge sind hohe Lagerbestände.“
Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat würden fortgesetzt. Der Sprecher meint: „Venator wird sicherstellen, dass die Titandioxid -Anlage in Duisburg weiterhin sicher betrieben wird.“
Venator versicherte Mitarbeitern „Fairness und Respekt“
Venator hatte im Februar versichert, das Werk in Homberg habe noch eine Zukunft: „Der Standort Duisburg bleibt bestehen und konzentriert sich auf das Geschäft mit funktionellen Additiven“, sagte Vorstandsvorsitzender Simon Turner.
Der Transformationsplan positioniere „das Venator-Geschäft besser für die Zukunft“, meinte Turner. Die Folgen für die Mitarbeiter in Duisburg seien dem Unternehmen bewusst. „Wir werden sie im Einklang mit unseren Werten mit Fairness und Respekt behandeln“, hieß es.