Duisburg. Die marokkanische Moschee in Duisburg-Marxloh legt den Islam streng aus. Ihr Trägerverein will jetzt einen bekannten Salafisten predigen lassen.
Der Verein Massjid Ar-Rahman Duisburg betreibt die marokkanische Moschee in Marxloh und wirbt schon lange um Spendengelder für ein Bauprojekt. Die Moschee soll ein Minarett, einen Wintergarten und einen Balkon bekommen, zudem sind Bauarbeiten im Gebäudeinneren geplant. Diese Maßnahmen hat das Bauamt bereits nach Recht und Gesetz genehmigt. Jetzt ist der Verein allerdings Gesprächsthema in der Stadt, weil er einen bekannten Salafisten-Prediger für einen Vortrag nach Duisburg eingeladen hat.
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Längst ist in Marxloh bekannt, dass die Moschee zu einer salafistischen Gemeinde gehört. Sie wird größtenteils von arabischstämmigen Musliminnen und Muslimen besucht. Weil dort hauptsächlich Arabisch und nicht Türkisch gesprochen wird, sollen auch viele syrische Flüchtlinge dort beten. Doch auch Menschen mit türkischen und bosnischen Wurzeln haben sich der Gemeinde angeschlossen. Der Trägerverein hat im Februar einen neuen Vorstand gewählt; der Großteil soll nicht in Marxloh sozialisiert worden sein.
Das Wohnviertel rund um die Moschee ist dagegen aktuell stark bulgarisch geprägt. Davon zeugen etwa viele große Autos mit auswärtigen und ausländischen Kennzeichen. Die Fluktuation in dem Quartier soll hoch sein. Dennoch herrscht wohl in der Nachbarschaft die Sorge, dass künftig bulgarische Muslime durch den Einfluss der Moschee eine strengere Form des Islams ausleben. Dass sich dadurch etwa Bulgarinnen mit dem Niqab verschleiern, durch den nur noch die Augen sichtbar sind. Dies würde, so die Befürchtung, den Charakter des Wohnviertels verändern.
Polizei Duisburg stuft den salafistischen Moscheeverein nicht als gefährlich ein
Allerdings teilt die Polizei diese Sorge nicht. Auch hält sie die salafistische Moscheegemeinde nicht für gefährlich. „Der Polizei Duisburg liegen zum jetzigen Zeitpunkt keine Anhaltspunkte für eine konkrete Gefahr, die von der Masjid Ar-Rahman ausgehen sollte, vor“, sagt Polizeisprecherin Bettina Balter. Jedoch bestätigt die Behörde, dass „nach polizeilichem Kenntnisstand“ der Hassprediger Abu Alia im vergangenen Jahr in der Moschee bei einer Veranstaltung „als Begleitperson anwesend“ war.
Dem NRW-Verfassungsschutz ist Abu Alia, der bürgerlich Efsthathios T. heißt, bekannt. Er soll seit Jahren in der salafistischen Szene aktiv sein und 2017 im Verein Ansaar International „organisatorisch eingebunden“ gewesen sein. Dieser Verein ist inzwischen verboten, weil die Verantwortlichen islamistische Terrororganisationen in Syrien, Somalia und im Gaza-Streifen unterstützt haben sollen.
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„Nicht alle Salafisten sind Straftäter“, betont Polizeisprecherin Bettina Balter gegenüber der Redaktion und ergänzt: „Salafismus ist als eine wenngleich strenge Form der islamischen Glaubensauslegung von der Religionsfreiheit geschützt. Der Schutz der Religionsfreiheit endet aber dort, wo Grund- oder Menschenrechte anderer Personen beschnitten werden.“
Sollte eine Moscheegemeinde einen Hassprediger einladen, „ohne dass Hinweise auf mögliche Straftaten oder konkrete Gefährdungsaspekte vorliegen“, sucht die Polizei das Gespräch mit Verantwortlichen der veranstaltenden Gemeinde. Dadurch seien schon „entsprechende Auftritte“ von Hasspredigern in Duisburg vermieden worden. So sollte etwa Abu Alia noch im Februar bei einem Kulturverein in Marxloh auftreten; die Veranstaltung wurde kurzfristig abgesagt.
Stadt Duisburg unterbindet den Auftritt von Salafisten-Prediger Abdelhamid
Der nächste salafistische Prediger, Abdelhamid, wollte eigentlich an Karsamstag, 30. März, im Duisburger Norden sprechen. Der Polizei ist er „aus der islamistisch-salafistischen Szene bekannt“ und „ er vermittelt in seinen Vorträgen und Internetauftritten einen konservativen Islam und grenzt sich von westlichen Wertvorstellungen ab, ohne jedoch zu Straftaten insbesondere gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung aufzurufen“.
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Für den geplanten Vortrag hatte der Moscheeverein Massjid Ar-Rahman Duisburg die städtische Walter-Schädlich-Halle in Obermarxloh gemietet. Doch das zuständige Immobilien-Management Duisburg (IMD) hat am Donnerstagnachmittag den Mietvertrag gekündigt, wie Stadtsprecher Falko Firlus auf Nachfrage der Redaktion mitteilt.
Denn der Verein Massjid Ar-Rahman habe beim IMD die Halle für eine Veranstaltung angefragt, so der Stadtsprecher weiter, auf der die Gemeindemitglieder über den Umbau der Moschee informiert werden sollten. Dass ein externer Prediger für einen Vortrag eingeladen wurde, sei dem IMD nicht angemeldet worden. Als dann die Stadt Duisburg und das Immobilien-Management kurzfristig den Namen des Predigers erfuhren, bedeutete „diese unabgestimmte Änderung“ des Veranstaltungszwecks „den Wegfall der Geschäftsgrundlage“ und damit die Kündigung des Mietvertrags.
Der Verein Massjid Ar-Rahman hat auf schriftliche Anfragen der Redaktion zur Moscheegemeinde und zum Bauprojekt sowie auf Rückrufbitten nicht reagiert.