Duisburg. Beim Abriss der alten A-40-Rheinbrücke in Duisburg steht der „Königsmoment“ bevor. Bis wann das Bauwerk dann endgültig Geschichte sein soll.
Drei orangefarbene Punkte am Geländer der alten A40-Rheinbrücke Neuenkamp zeigen den Mittelpunkt des Bauwerks an. Hier, mitten über dem Rhein, soll schon Anfang April der erste große Schnitt gesetzt werden und die beiden Ufer wieder trennen. „This is where the magic happens“, sagt Deges-Projektleiter Knut Ewald gespannt, hier wird aus Ingenieurssicht Großes passieren.
Die 1970 in Betrieb genommene Brücke war damals die längste Schrägseilbrücke der Welt, nach ihr wurden viele ähnliche Bauwerke gebaut. Jetzt ist auch der Abriss eine neue Pionierarbeit, deutschlandweit einmalig, beobachtet von vielen, die mit ähnlich alten Bauwerken zu tun haben, so Deges-Sprecherin Simone Döll.
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Alte A40-Rheinbrücke in Duisburg: Aufwändige Vorbereitungen für den Rückbau
Seit Dezember laufen die Vorarbeiten für den Rückbau. Es wurden alle Schutzeinrichtungen abgebaut, der Asphalt abgefräst. Für den Abbruch musste aber auch einiges neu gebaut werden: Die alten Pylonenköpfe, die die Seile halten, wurden um 25 Tonnen schwere neue Pylonenköpfe ergänzt, an denen Hilfsseile eingehängt werden.
Die Geländer sind teilweise mit Spanplatten abgedichtet, damit den Anwohnern nicht der Asphalt beim Fräsen um die Ohren fliegt. Und insgesamt wurden 100 Tonnen Stahl innerhalb der Brücke neu eingebaut. „Sie ist ein schlankes Bauwerk, die heutigen Normen erfordern Versteifungen“, erklärt Ewald. Arbeitssicherheit werde ohnehin groß geschrieben.
Nach Ostern steht der große Schnitt durch die Brücke an
Nach Ostern steht der „Königsmoment“ an, wie Knut Ewald sagt. Was vor über 50 Jahren bei der Brückenhochzeit vereint wurde, wird durch beherzte Schnitte getrennt. Erst verschwinden die Gehwege und die Fahrbahnteile auf den auskragenden Elementen, dann geht es dem Stahlkörper in der Mitte an den Kragen. Und dann macht die Brücke Sachen, die sie sonst nicht tun sollte: „Der Stahl beginnt zu fließen“.
Der stählerne Hohlkörper, der Kern der Brücke, wird von unten und oben gleichzeitig mit Schneidbrennern bearbeitet, die Schnitte verlaufen aber versetzt. Bei den letzten Verbindungen wird der Stahl erhitzt, die entstehenden plastischen Verformungen sollen dazu führen, dass die Spannung der Brücke auf Null heruntergeht, um schlagartige Bewegungen zu vermeiden. Und das dauert so lang, wie es dauert, sagt Ewald. Genau weiß es keiner. Auf ihrer Webseite erklärt die Deges in einem Video das Prinzip am Modell.
8400 Tonnen Stahl sollen recycelt werden
Wenn die Brücke durchtrennt ist, werden die Hohlkästen in Lkw-taugliche Stücke geschnitten und abtransportiert. Die Hilfsseile kommen ins Spiel, wenn die Abbrucharbeiten die alten Schrägseile erreicht haben. Sie werden seitlich angebracht und übernehmen die Last, die alten Seile werden mechanisch getrennt.
Das alles ist bis ins letzte Detail berechnet und soll verhindern, dass die Brücke kollabiert. Auch der Verkehr auf der nur 15 Meter entfernten neuen Brücke soll während der Abbrucharbeiten nicht beeinträchtigt werden. Insgesamt 8400 Tonnen Stahl und 800 Tonnen Seile werden abtransportiert und recycelt.
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Der Schiffsverkehr läuft ungestört weiter
Der Schiffsverkehr soll nicht beeinträchtigt werden, 70 Meter Fahrrinne will die Arbeitsgemeinschaft von Hochtief und MCE immer freihalten. Zusätzlich wird immer dann, wenn ein Teil der Brücke am Kran hängt, der Verkehr unten durch Wahrschau-Flöße umdirigiert. Der Wasserstand des Rheins spielt für den Rückbau keine Rolle, betont Ewald, „wir arbeiten nur über und direkt unterhalb der Brücke“.
Wenn die Fahrbahn abmontiert ist, geht es den Pylonen an den Kragen. Am Ende werden die Überlandbrücken von Land aus Richtung Flussufer abgebrochen. Viele dieser Arbeiten sollen auch parallel passieren, sagt Knut Ewald. Wenn alles glattläuft, ist die alte Rheinbrücke im Spätsommer Geschichte.
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- Das nördliche Bauwerk der neuen Rheinbrücke kann erst gebaut werden, wenn die alte Brücke weg ist. Aber schon jetzt liegen 30 Prozent des benötigten Materials in Lagern in der Nähe, berichtet die Deges. So sei man unabhängiger vom weltpolitischen Geschehen. Beim südlichen Bauwerk behinderten Corona und der Ukraine-Krieg die Lieferungen.
- An Land gehen die Arbeiten für die neue Rheinbrücke weiter. Auf Homberger Seite steht noch die Fläche für die alte Wiegeanlage im Weg.
- Hier soll die Streckenführung für die A40 bis zum Herbst von vier auf sechs Spuren erweitert werden.