Duisburg. Nicht nur die Transformation zur „grünen“ Produktion stellt die Stahl-Industrie vor große Herausforderungen. Warum sie Stahl aus Asien fürchtet.
Ob für Hilfe zum Technologiewechsel oder für einen Brückenstrompreis: Bei Stahlaktionstagen machen Belegschaften der Duisburger Betriebe immer wieder auf ihre Anliegen aufmerksam. Am Donnerstag, 21. März, geht’s um faire Regeln für den europäischen Stahlmarkt. Mit innerbetrieblichen Aktionen macht die IG Metall Druck vor einem Gespräch, das am Freitag bei der EU-Kommission in Brüssel stattfindet.
Stahlindustrie nicht nur in Duisburg unter Druck
„Europa muss handeln“, sagt Karsten Kaus, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Duisburg-Dinslaken. „Wir dürfen nicht mit Stahl aus Indien und China geflutet werden, während die heimischen Unternehmen hohe Auflagen erfüllen müssen.“ Die hiesigen Europa-Abgeordneten forderte er vor der bevorstehenden Europawahl auf, sich in Brüssel für bessere Regelungen einzusetzen. „Europas Stahl braucht einen Schutzraum. Hier ist die Politik gefordert.“
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Europas Stahlindustrie stecke in der Krise, erläutert Kaus. Die Produktion geht zurück, die Zahl der Arbeitsplätze auch. Langfristig könnte sich die Produktion sogar halbieren. Dabei sei Stahl ein Teil Europas. „In vielen Regionen des Kontinents hat er das Leben der Menschen geprägt, hat ihnen Wohlstand und Arbeit gebracht, hat Städte und Regionen geformt, hat Identität gestiftet.“ Duisburg sei einer dieser Orte. Bis heute ist die Stadt der größte Stahlstandort Europas – und zurecht stolz darauf.
Doch die Entwicklungen besorgen die Gewerkschaft: Weltweit wächst zwar der Bedarf an Stahl für mehr Autos, Schiffe und Häuser – aber von diesem Wachstum profitiert fast ausschließlich Asien. In Europa hingegen sind die Zahlen rückläufig. Allein im Jahr 2023 sank die Produktion um 30 Millionen Tonnen, binnen eines knappen Jahrzehnts gingen rund 20.000 Arbeitsplätze verloren.
IG Metall: Transformation braucht die passenden Rahmenbedingungen
Zugleich stecke Europas Stahlindustrie mitten in einem nie dagewesenen Umbau: Grüner Stahl aus Europa soll seinen Beitrag zum Schutz des Klimas leisten. Diese Transformation hin zu einer emissionsfreien Produktion verschlingt Milliarden an Investitionen und erfordert große Anstrengungen, auch und gerade von den Beschäftigten in Duisburg. Sie brauchen zum Beispiel neue Qualifikationen. Deshalb warnt die IG Metall: „Die Transformation wird im Sande verlaufen, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen.“
Europaweit setzen sich deshalb beim Aktionstag am 21. März Stahlarbeiter in ganz Europa für faire Bedingungen ein, etwa für CO2-Zölle auf Importe nach Europa. „Es kann nicht sein, dass am Ende grauer Stahl aus Asien den grünen Stahl aus Europa verdrängt“, sagt Karsten Kaus.