Duisburg. Ein Duisburger Club bereitet sich auf die Cannabis-Legalisierung vor. Wo der Verein nach Anbauflächen sucht und was es dabei zu beachten gilt.
Es ist offiziell: Der Bundestag hat die lang diskutierte Cannabis-Legalisierung beschlossen. Der Startschuss für die sogenannten Cannabis Social Clubs (CSC), die für die kontrollierte Abgabe von Cannabis verantwortlich sein sollen. Die ersten Duisburger CSC gibt es bereits seit 2022. Ein weiterer kommt jetzt dazu.
Erst vor kurzem hat der CSC 420 Exotic seine Unterlagen zum Eintrag ins Vereinsregister eingereicht. Die Vorbereitungen laufen aber bereits seit Längerem. Bis das erste Cannabis an Duisburger Konsumenten verkauft werden kann, sei es aber noch ein weiter Weg, so die Gründer. Was bisher feststeht – und was nicht.
Was beinhaltet das Cannabis-Gesetz?
Das Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Cannabis (CanG) regelt den privaten Konsum und Anbau für Erwachsene. Hintergrund ist, dass der Konsum von Cannabis trotz Verbot in den vergangenen Jahren angestiegen ist. Mit der Cannabis-Legalisierung sollen vorrangig die Gesundheitsrisiken, die Cannabis vom Schwarzmarkt mit sich bringen kann, beseitigt werden.
Zukünftig sollen Erwachsene ab 18 Jahren im privaten Raum also bis zu 50 Gramm besitzen dürfen. Im öffentlichen Raum liegt die Grenze bei 25 Gramm. Bis zu drei Cannabispflanzen dürfen zum Eigenkonsum angebaut werden. Nichtgewerbliche Anbauvereinigungen – die sogenannten Cannabis Social Clubs – dürfen zudem Cannabis anbauen und an ihre Mitglieder weitergeben. Die Abgabegrenze liegt hier bei 50 Gramm pro Monat und höchstens 25 Gramm pro Tag. Für 18- bis 21-Jährige gilt pro Monat eine Abgabegrenze von 30 Gramm. Für die Clubs gilt außerdem ein allgemeines Werbeverbot.
Das Gesetz tritt in zwei Stufen in Kraft. Ab dem 1. April gilt das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung, die Regelungen für Cannabis-Clubs gelten jedoch erst ab dem 1. Juli.
Wer steckt hinter dem Duisburger Cannabis Social Club 420 Exotic?
420 Exotic ist eine Gemeinschaft bestehend aus aktuell sieben Gründungsmitgliedern aus Dinslaken, Duisburg, Moers und Oberhausen. Seinen Sitz hat der Verein in Duisburg. Die Gründer organisieren und finanzieren bisher alles aus eigener Tasche. Bei rechtlichen Fragen ziehen sie einen Anwalt zurate, der sich auf die Cannabis-Legalisierung spezialisiert hat.
Hauptinitiator ist Alexander Imhof. Er ist selbst seit einigen Jahren Cannabis-Patient und setzt sich schon seit vielen Jahren für die Entkriminalisierung ein. Dass die Cannabis-Legalisierung nach den vielen politischen Diskussionen jetzt beschlossene Sache ist, erleichtere ihn sehr. Auch, wenn noch einiges unklar sei, könne er sich mit den restlichen Gründungsmitgliedern jetzt auf den Aufbau des Clubs konzentrieren.
Eines seiner Hauptanliegen sei, dass Schmerzpatienten und -patientinnen mit der Legalisierung leichter an Cannabis für medizinische Zwecke kommen. Außerdem hoffe er, dass sich zukünftig mehr Menschen trauen, Cannabis als Schmerzmittel auszuprobieren – vor allem jene, die Schmerztabletten nicht vertragen oder nicht dauerhaft einnehmen möchten.
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Im Vordergrund des Clubs soll, wie der Begriff „Social Club“ bereits impliziert, jederzeit der soziale Aspekt stehen. So sollen künftige Mitglieder die Möglichkeit haben, sich untereinander bei gemeinschaftlichen Aktivitäten und Events kennenzulernen – ohne, dass der Cannabis-Konsum im Vordergrund steht. Denn der ist laut Gesetzgeber ohnehin nicht in den Vereinsräumen der Cannabis-Clubs erlaubt.
Aufklärung und Suchtprävention seien den beiden Vorständen Alexander Imhof und Christoph, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, besonders wichtig. Außerdem planen sie Workshops, in denen Club-Mitglieder sich über Anbau und Hintergründe verschiedener Cannabis-Sorten informieren können. Für die Vorbereitung rechnen die Gründer mit einem enormen Zeitaufwand. „Das wird ein 24/7-Job. Also neben unseren Vollzeitjobs“, sagt Alexander.
Ihr Wissen beziehen die Mitglieder unter anderem aus Seminaren, Events oder von Bekannten in Ländern, in denen der Konsum von Cannabis bereits legal ist. Dazu gehören beispielsweise die Niederlande und Spanien.
Cannabis-Club aus Duisburg: Was bisher feststeht
Ab dem 1. Juli treten die Vorschriften für den sogenannten „gemeinschaftlichen Eigenanbau“ in Kraft – ab dann darf 420 Exotic seine Lizenz beantragen. Sobald der Club diese erhalten hat, kann es theoretisch mit dem Anbau losgehen. Auch die Höchstanzahl der Mitglieder ist vom Gesetzgeber vorgegeben – nicht mehr als 500 Mitglieder darf der Cannabis-Club aufnehmen. Mitglied darf außerdem nur werden, wer nicht bereits einem anderen Verein angehört und seinen Wohnsitz in Deutschland hat.
Auch, wenn laut Gesetz der Cannabis-Konsum ab 18 Jahren erlaubt ist, will 420 Exotic seine Produkte nur an Erwachsene ab 21 Jahren verkaufen. Grund dafür sei hauptsächlich der Jugendschutz, der Alexander und Christoph ein besonderes Anliegen ist. Beide sind Familienväter und sehen für junge Menschen keinen Grund, regelmäßig Cannabis konsumieren zu müssen.
Die Cannabis-Abgabe, Zahlungen sowie das Community-Management sollen über eine App organisiert und kontrolliert werden. Diese wurde von Edelcrowd extra für diesen Zweck entwickelt und kann von allen eingetragenen Cannabis-Clubs kostenlos genutzt werden.
Insgesamt benötige der Club rund 300 Quadratmeter reine Anbaufläche. Darauf sollen auch exotischere Cannabis-Sorten angebaut werden – daher auch der Name des Clubs. Je nach Sorte soll der Abgabepreis am Ende bei fünf bis 15 Euro pro Gramm liegen. Für den Anbau wird der Anbaurat des Vereins zuständig sein. Dieser wählt beispielsweise die Cannabis-Sorten aus und organisiert die Trocknung und Verpackung der Ernte.
Vieles ist noch immer unklar
Wo genau der Club sein Cannabis in Zukunft anbaut, ist noch unklar. Die Gründer suchen bisher im Duisburger Norden, Oberhausen und rund um den Niederrhein nach einer passenden Anbaufläche. Gewerbegebiete seien dafür besonders geeignet. Eigentümer von möglichen Anbauflächen hätten bisher insgesamt sehr positiv auf das Vorhaben des Clubs reagiert.
Solange es aber noch Unklarheiten bezüglich Brandschutz und Versicherungen gibt, wollen die Gründer nicht zu vorschnell handeln. Das Risiko, sich jetzt an eine Fläche zu binden, die am Ende nicht alle gesetzlich vorgegebenen Voraussetzungen erfüllt, sei zu hoch.
Außerdem ist der Club noch auf der Suche nach Investoren, die das Vorhaben zu Beginn finanziell unterstützen. Im weiteren Verlauf will sich der Verein ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge finanzieren.
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Weiterhin ist unklar, wie viele Mitglieder am Ende am gemeinschaftlichen Anbau teilhaben können. Dies sei am Ende vor allem abhängig von den notwendigen Hygienemaßnahmen.
Wann kann 420 Exotic starten?
Die Gründer planen, so früh wie möglich mit dem Anbau zu starten. An dem Aufbau der Community arbeiten sie bereits jetzt – über die Webseite hätten sich bereits um die 80 Interessenten gemeldet. Persönliche Gespräche zeigten aber, dass das Interesse deutlich höher sei, berichtet Alexander. Viele hätten beim Thema Cannabis aber noch Bedenken und Hemmungen, solange der Gesetzgeber noch nicht alle offenen Fragen geklärt habe.
Der Club hofft, Ende 2024 oder Anfang 2025 die ersten Cannabis-Blüten ernten zu können. Der genaue Abgabestart hängt am Ende aber davon ab, wann der Club seine Lizenz erhält.