Duisburg. Ein Stück von Duisburgs Sechs-Seen-Platte ist plötzlich verpachtet, eine öffentliche Liegewiese damit privat. Wer noch hin darf – und wer nicht.
- Am Wambachsee ist ein Stück Sechs-Seen-Platte abgesperrt – und wird es bleiben
- Bisher war dort eine öffentliche Liegewiese
- Jetzt zieht dort der neu gegründete Verein SUP Aloha hin
- Hintergrund: Wegen 6-Seen-Wedau muss der Verein umziehen
Einen Skandal nennen es die einen, eine Rettung die anderen: Die SUP-Station Aloha muss umziehen. Das neue Grundstück befindet sich direkt am Ufer des Wambachsees. Darum gibt es Streit: Denn die Stelle ist ab sofort nicht mehr öffentlich zugänglich.
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Seit 2016 war die Station fürs Stand-up-Paddling auf der Sechs-Seen-Platte an der Masurenallee angesiedelt. Schon 2021 sollte eigentlich die letzte Saison am bisherigen Standort sein, denn wegen des Neubauprojekts 6-Seen-Wedau muss Aloha umziehen. Nur mehrere Verlängerungen durch die Stadt Duisburg verhinderten das Aus.
Nach „intensiven Gesprächen“ haben sich Stadt und Aloha jetzt auf einen neuen Standort geeinigt: Für zehn Jahre wird eine Fläche am Masurensee an den – inzwischen gegründeten Verein – verpachtet, direkt neben dem Kanusportverein Duisburg-Wedau. Mit dem Verein arbeiten die Betreiber von Aloha schon seit Jahren in Sachen Stand-up-Paddling zusammen.
Kritik: Sechs-Seen-Platte wird „immer mehr zugebaut“ – Liegewiese weg
Aber: Diese Lösung, von der Bezirksvertretung Süd einstimmig beschlossen, sorgt im Stadtteil für Entrüstung. „Das ist ein Skandal“, schimpft Klaus Nowack. „Immer mehr Grundstücke an der Sechs-Seen-Platte werden zugebaut.“ Was den Buchholzer, „von Herzen Wedauer“, am meisten stört: „Der Betreiber macht das doch kommerziell.“ Erst 2023 sei aus der privatwirtschaftlichen SUP-Station Aloha der gleichnamige Verein geworden.
In die gleiche Richtung geht die Kritik eines Mannes, der in Duisburg politisch und im Vereinsleben aktiv ist und deshalb anonym bleiben möchte. Er betont: „Das Grundstück war immer für alle öffentlich“, im Sommer sei es gern als Liegewiese am See genutzt worden.
Aloha-Grundstück am Wambachsee: Zugang nur für Vereinsmitglieder und zahlende Kunden
Das ist jetzt vorbei: Das Aloha-Grundstück am Wambachsee wird künftig nur noch Vereinsmitgliedern zugänglich sein. Betrieben wird der neue wie der alte Standort von Roger Theyssen. „Vor zwei Jahren“ sei Aloha SUP als Verein gegründet worden, also 2022. Er bestätigt: Die Vereinsgründung sei die Voraussetzung gewesen, um das neue Gelände von DuisburgSport pachten zu können.
Die Rechtmäßigkeit dieser Verpachtung stellt ein Wedauer infrage. „Da hat eine Privatperson was betrieben und kriegt ein Grundstück wie Vereine.“
Tatsächlich gibt Theyssen an, die bisherige SUP-Station am Masurenseen sozusagen hauptberuflich betrieben zu haben, ansonsten sei er „auf dem Weg in die Rente“. Geld verdiente Aloha SUP mit Kursen im Stand-up-Paddling sowie dem Verleih und Verkauf von Boards. „Wir wären lieber da geblieben, aber wir sind froh, dass wir das Gelände haben“, sagt Theyssen.
Aloha SUP am Wambachsee: Zutritt nur für Vereinsmitglieder
Am Wambachsee wird ein kommerzieller Betrieb nicht möglich sein: Als Verein darf Aloha SUP keine Gewinne an Mitglieder ausschütten. Der Betrieb soll aber wie bisher weitergeführt werden, kündigt Theyssen an. Die Eröffnung der neuen Station strebt er für dieses Jahr an. Wer sich am Aloha-Strand niederlassen will, muss Mitglied oder zahlender Kunde sein: „Wir müssen schon Sport treiben. Danach können Sie sich gern dahinsetzen“, sagt der Aloha-Chef.
Wie viele Mitglieder der Verein hat, dazu äußert er sich nicht. Kann denn jeder Mitglied werden? Man müsse auf den Platz vor Ort achten; es würden keine Mitglieder gesucht.
Der Pachtvertrag zwischen Aloha SUP e.V. und DuisburgSport über das Grundstück solle „in den nächsten Wochen und Monaten“ unterzeichnet werden, sagt Roger Theyssen. Das Gelände ist bereits abgesperrt, Bäume und Sträucher wurden gerodet.
Neuer Standort für Aloha SUP: Strand und mehr – die Pläne
Auf 650 Quadratmetern werden zwei Container und eine Treppenanlage für den Wasserzugang errichtet. Einer der Container dient zu Lagerung der SUP-Boards, auch zwei mobile WCs sollen dort Platz finden. Weitflächig soll dort außerdem 20 Zentimeter hoch Sand aufgeschüttet werden, so dass ein künstlicher Strand entsteht. Die Uferlinie beträgt rund 22 Meter.
Gebaut werden die Anlagen, plus einem bis zu 2,43 Meter hohen Zaun, von der Gebag FE. Sie trägt auch die Kosten von 20.000 Euro. Laut Stadtsprecherin Anja Kopka ist eine Entschädigung „rechtlich zu leisten, wenn an einem Standort ein Verein (oder auch ein privater Immobilienbesitzer) für ein städtisches Vorhaben von übergeordnetem Interesse weichen muss.“
Grundstück an der Sechs-Seen-Platte: Pachtverträge mit sieben Vereinen
Neben Aloha gibt es nach Angaben der Stadt Duisburg Pachtverträge über Grundstücke direkt an der Sechs-Seen-Platte mit sechs weiteren Vereinen. Wassersport sei an Duisburgs beliebtem Naherholungsgebiet ein besonderer Schwerpunkt, ein Wasserzugang für entsprechende Vereine „unabdingbar“, sagt Kopka. „Stand-Up-Paddling im Bereich von 6-Seen-Wedau“ sei „ein tolles Freizeitangebot, das von öffentlichem Interesse ist, „indem es erheblich zur Steigerung der Attraktivität des Naherholungsgebietes beiträgt.“
Allerdings: In ihrer Planskizze für das Vorhaben weist die Gebag selber darauf hin, dass der dort gültige Bebauungsplan eine öffentliche Grünfläche vorsieht.