Duisburg. In Duisburgs Merion können Gäste sich den Steakteller individuell zusammenstellen. Das Gemüse überrascht. Das Restaurant hat nur eine Schwäche.

Friemersheim ist zwar recht weit draußen, aber der Weg lohnt sich nicht nur für einen Besuch der Rheinauen. Auch das Restaurant Merion ist es wert, den Rhein zu überqueren. Für die Friemersheimer ist das Merion schon lange kein Geheimtipp mehr, sondern eher eine Landmarke. Wer bisher nur vorbeigefahren ist, sollte dringend einen Zwischenstopp einlegen, denn die Küche ist kreativ, frisch und bietet jede Menge Geschmacksüberraschungen.

Atmosphäre: Wer den Gastraum zum ersten Mal betritt, steht vor einem optischen Rätsel. Das geschmackvolle, aber neutrale Ambiente stimmt weder auf griechische Urlaubsvibes, noch auf orientalische Verführungen oder rustikale Bierlaune ein. Der Gastraum ist dezent dunkel gehalten und mit silberner Deko aufgelockert. Die Theke erinnert an ein Stilgefecht zwischen 80er-Jahre-Beleuchtung und Art-Deco-Elementen. Alles in allem ergibt sich aber ein unaufgeregtes, stimmiges Miteinander.

Der Gastraum im Restaurant Merion in Friemersheim ist dunkel gehalten, aber nicht ungemütlich.
Der Gastraum im Restaurant Merion in Friemersheim ist dunkel gehalten, aber nicht ungemütlich. © WAZ | Kerstin Heidland

Empfangen werden die Gäste herzlich, und es herrscht eine familiäre Atmosphäre. Auch Sonntagabend um 18 Uhr ist schon viel Betrieb. Viele Besucher werden namentlich begrüßt.

Bestellen im Restaurant Merion: Am besten klappt‘s mit Nummern

Service: Der Service läuft reibungslos und zügig. Lange muss man auf die Vorspeise nicht warten. Wer dem Personal einen Gefallen erweisen möchte, der merkt sich die Nummern der einzelnen Gerichte und nicht deren genaue Beschreibung. 15 mit wenig Sieben klappt besser als „Ich hätte gerne das Filetsteak mit Balkansalat, aber ohne Zwiebeln und mit Rosmarinkartoffeln.“

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Das macht gar nichts, schließlich ist die Speisekarte sehr umfangreich, und der Steakesser kann sich seinen Teller tatsächlich individuell zusammenstellen. Falls nicht anders bestellt, wird das Fleisch medium gebraten, alle anderen Variationen werden auf Wunsch aber ebenfalls umgesetzt.

Weinkenner müssen im Restaurant Merion Abstriche machen

Nur Weinkenner sollten ihre Erwartungen zurückschrauben: Es gibt Weiß, Rosé und Rot. Bei Nachfragen bezüglich der Rebsorte muss die Chefin leider passen.

Angebot/Geschmack: Die Speisekarte lässt schnell erkennen, dass die Reise Richtung Steakhouse mit umfangreichem Fleischangebot geht. Sowohl Rind, Schwein, Lamm als auch Pute stehen auf dem Programm, ergänzt durch Nudeln mit Fisch oder Salaten. Die Karte ist üppig, was in diesem Fall allerdings nicht als Qualitätsmangel zu interpretieren ist.

Für Vegetarier: Steakhouse Merion überrascht mit leckerem Gemüseteller

Man könnte außerdem denken, derjenige, der im Steakhouse eine vegetarische Gemüseplatte bestellt, sei selbst schuld. Allerdings ist der Gemüseteller für 14,90 Euro eine wirkliche Überraschung. Jede der servierten Gemüsesorten hat ihre ganz individuellen Geschmacksvariationen. Brokkoli, Paprika und Spinat kommen alle aus völlig verschiedenen Gewürzecken, nichts schmeckt nach fertig eingekaufter Großküche. Sämtliche Komponenten sind gekonnt gewürzt, nichts ist zu scharf oder zu wenig gesalzen.

In einem Steakhaus überraschend: Der Gemüseteller macht richtig was her.
In einem Steakhaus überraschend: Der Gemüseteller macht richtig was her. © WAZ | Kerstin Heidland

Auch die Qualität des Lammsteaks ist gut, der Medium-Garpunkt souverän getroffen, und die Bratkartoffel-Beilage kann ebenfalls punkten. Für Fleischliebhaber ein leckeres Vergnügen, das mit 26,90 Euro nicht zu teuer ist.

Die Enchilada im Merion überrascht mit Kreuzkümmel und Koriander.
Die Enchilada im Merion überrascht mit Kreuzkümmel und Koriander. © WAZ | Kerstin Heidland

Die Enchilada überzeugt wiederum mit einer neuen und erneut völlig anderen Geschmackswelt, die mit viel Kreuzkümmel und Koriander eher in den Nahen Osten weist als nach Südamerika. Geschmacklich allerdings extrem rund und sehr stimmig (15,90 Euro).

Merion: In diesem Restaurant wird mit Liebe gekocht

Fazit: Im Merion schmeckt man bei jedem Gang, dass hier jemand mit Lust und Liebe kocht. Die Gerichte sind aus frischen Zutaten, die individuell und detailliert abgeschmeckt sind. Der Service ist freundlich, herzlich und darum bemüht, dem Gast eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.

Manchmal führen die Beschreibungen der Gerichte etwas in die Irre, denn die Lachs-Bruschetta sollte eigentlich eher den Namen Canapé tragen. Die war für drei Schnittchen mit Räucherlachs etwas überteuert (9,50 Euro), aber das Preis-Leistungsniveau ist generell sehr gut für die dargebotene Qualität.

Die Lachs-Bruschetta ist etwas überteuert, sonst passt der Preis im Merion aber zur Qualität.
Die Lachs-Bruschetta ist etwas überteuert, sonst passt der Preis im Merion aber zur Qualität. © WAZ | Kerstin Heidland

Auch das Nachspeisenangebot, das zum Teil nicht auf der Karte steht und mündlich unterbreitet wird, sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Das selbstgemachte Mandeleis mit Kirschen ist wohl die jüngste Kreation des Kochs und mit ein bisschen Minze zusammen wirklich lecker.

Alles in allem ist das Merion ein wirklich guter Grund, die neue Rheinbrücke einmal auszuprobieren. Vielleicht auch in der kommenden Fastenzeit, denn fleischlos schmeckt hier ebenfalls hervorragend.

Bewertung:

Atmosphäre: 4 von 5 Punkte

Service: 5 von 5 Punkte

Angebot/ Geschmack: 5 von 5 Punkte

Preis/ Leistung: 5 von 5 Punkte

Adresse: Bachstraße 34, 47229 Duisburg

Telefon: 02065 8365444

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 17 bis 22.30, Sonntag 12 bis 20 Uhr, Montag geschlossen

Hinweis: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil des Verfassers. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.