Duisburg. Mercedes Benz stellt seine Autohäuser zum Verkauf. So reagieren die 800 Beschäftigten der Niederlassung Rhein-Ruhr in Duisburg und der Region.
Die Ankündigung des Vorstandes von Mercedes-Benz, seine bundesweit 80 konzerneigenen Autohäuser zum Verkauf zu stellen, beunruhigt die insgesamt 800 Beschäftigten der Niederlassung Rhein-Ruhr des Autobauers. Am Mittwoch trafen sich 400 von ihnen sich zu einer außerordentlichen Betriebsversammlung in Duisburg. „Wir werden den Verkauf nicht ohne Widerstand hinnehmen“, kündigt Sabrina Jaeger, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Duisburg/Dinslaken an.
Niederlassung Rhein-Ruhr: drei Autohäuser in Duisburg, Düsseldorf und Neuss
Zur Niederlassung Rhein-Ruhr zählen neben den Duisburger Standorten an der Johannes-Mechmann-Straße in Meiderich und dem Lackierzentrum an der Keniastraße in Großenbaum noch zwei weitere Autohäuser in Düsseldorf und Neuss.
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Für viele langjährige Beschäftigte, darunter auch die Betriebsratsvorsitzende Sandra Gutsch, war die Betriebsversammlung in Meiderich ein Déjà-vu: Schon vor zehn Jahren hatten sie sich an gleicher Stelle aus gleichem Grund getroffen. Da verkaufte der Konzern 63 seiner damals bundesweit noch 158 Niederlassungen an konzernunabhängige Händler – Rhein-Ruhr blieb am Ende im Besitz des Stuttgarter Autobauers.
Betriebsrat: Beschäftige haben bereits Zugeständnisse gemacht
„Nicht nachvollziehbar“, nennt die Sandra Gutsch die neuerlichen Verkaufsabsichten. „Nach Jahren des Verzichts und damit einhergehend zahlreichen Zugeständnissen seitens der Beschäftigten, sind die Niederlassungen profitabel und leisten ihren Beitrag zum Konzernergebnis.“
Die Vorstandspläne seien „ein Schlag ins Gesicht“ der rund 8000 Beschäftigten der Konzerntochter Own Retail. Gutsch: „Gerade in Zeiten der Transformation einer ganzen Branche brauchen die Beschäftigten Rückhalt, Konstanz und Zuversicht für eine erfolgreiche Zukunft.“
IG Metall: Betriebsräte müssen im Verkaufsprozess beteiligt werden
„Die Belegschaften der Niederlassungen haben in den letzten Jahren deutlich gezeigt, dass sie mit hoher Professionalität die in sie gesetzten Renditeerwartungen erfüllt haben“, sagt auch Sabrina Jaeger. Die IG Metall werde sich im Schulterschluss mit den Beschäftigten dem Verkauf widersetzen.
Verhindern kann die Gewerkschaft den Verkauf indes nicht. Ein möglicher Verkauf könne nur „unter Einbeziehung der betrieblichen Mitbestimmung geschehen“, fordert Jäger. Viele der Beschäftigten treibt schon jetzt die Frage um, wie es unter einem neuen Eigentümer weitergehen könnte. Das „Best Ownership“ müsse ein wichtiges Kriterium für potenzielle Erwerber sein, betont auch die IG Metall.
Branchenexperte bezweifelt Rentabilität der Niederlassungen
Das hatte Mercedes-Benz bereits im Januar zugesichert: Nur wer alle Voraussetzungen für den bestmöglichen Betrieb einer Niederlassung erfüllt, komme als neuer Eigentümer infrage. Auch ein Arbeitsplatzabbau sei nicht vorgesehen, mit dem Betriebsrat wolle man sich abstimmen.
Der Verkauf erfolge nicht aus einer Krise, versichert der Konzern, die eigenen Niederlassungen seien profitabel. Branchenkenner wie der Duisburger Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer bezweifeln das. In Großstädten seien die Niederlassungen vor allem Werbeträger für die Marke, ihr Betrieb aber nicht rentierlich, vermutet er.
Gewerkschaft: Niederlassungen sind verlässlicher Pfeiler innerhalb der AG
Mercedes-Benz reagiere auf die absehbar tiefgreifende Veränderung in der gesamten Branche, glaubt die IG Metall. Durch die Transformation zur Elektromobilität werden künftig wohl nicht nur weniger Autowerkstätten benötigt. Die Wettbewerbsfähigkeit, einen erfolgreichen Vertrieb und einen guten Service müsse der Konzern aber künftig mit den Belegschaften sicherstellen, „die mit hoher Motivation und persönlichem Einsatz für das Unternehmen arbeiten“, so Sabrina Jaeger: „Die Niederlassungen sind als Teil der AG ein starker und verlässlicher Pfeiler in einer Zeit der großen Veränderungen innerhalb der Branche.“