Duisburg. Ein Duisburger ärgert sich, weil die Biotonne öfter nicht geleert wird. Ist sie das ungeliebte Kind der Wirtschaftsbetriebe? Zahlen und Fakten.

Es war der Wunsch, nachhaltiger zu leben und eine deutliche Preissenkung für 2023, die Michael Haase vor gutem einem Jahr dazu bewogen hat, sich ganz bewusst für die Biotonne zu entscheiden. Nach gut 13 Monaten überlegt der Bergheimer allerdings, die braune Tonne wieder abzuschaffen. Haase hält sie für das ungeliebte Kind der Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD). Zu oft habe er sich ärgern müssen.

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Zuletzt sei der Biomüll einen Monat lang in der Tonne verwest, obwohl die turnusgemäß alle 14 Tage geleert werden soll. Auch eine nach seiner Beschwerde eigens anberaumte Sonderleerung sei am Ende nicht durchgeführt worden. Das stinkt für Haase zum Himmel – im wahrsten Sinne des Wortes.

Ärger in Duisburg über die Leerung der Biotonne

„Als Allererstes wird immer die Abholung der Biotonne verschoben“, sagt der Duisburger. „Wenn es Streik gibt, entfällt die Leerung der Tonne am Freitag. Wenn es einen Feiertag gibt, entfällt auch schon mal die sich auf Samstag verschiebende Leerung. Und in diesem Jahr entfiel die Leerung wegen des Winterdienstes.“ Dies seien zwar allesamt nachvollziehbare Gründe. „Aber wir zahlen für die Leerung!“, betont Haase.

Offenbar hat nicht nur er negative Erfahrungen mit der Biotonne gemacht. Der Kundenservice der Wirtschaftsbetriebe hat ihm per Mail mitgeteilt, dass es in der Vergangenheit tatsächlich „zu vielen Störungen bei der Abfuhr“ gekommen ist. Was heißt das konkret?

Wirtschaftsbetriebe wehren sich gegen Vorwürfe

Die Antwort von Volker Lange, Sprecher der Wirtschaftsbetriebe, fällt auf Nachfrage der Redaktion dazu nur sehr vage aus: „Allgemein kann es immer zu technischen oder personellen Störungen, aber auch zu nicht beeinflussbaren Widrigkeiten wie Wetter, Verkehrsstörungen oder Baustellen kommen, die nicht im Detail dargestellt werden können.“

Er wehrt sich allerdings gegen den Vorwurf, dass die Biotonnen bei einem Streik als Allererstes nicht geleert würden. Dies sei nicht richtig. „Wenn es dann zu verspäteten Leerungen oder Ausfällen kommt, bezieht sich das nicht nur auf die Biotonne“, erklärt Lange.

Einen Monat lang wurde die Biotonne von Michael Haase aus Duisburg nicht geleert.
Einen Monat lang wurde die Biotonne von Michael Haase aus Duisburg nicht geleert. © Michael Haase

Haase bleibt dabei: „So macht das echt keinen Spaß und es verwundert wenig, dass die braunen Tonnen nur langsam mehr werden.“

Wenige Haushalte mit Biotonne – Zahlen aber gestiegen

In der Tat haben immer noch wenige Haushalte in Duisburg eine Biotonne. Allerdings sind die Zahlen in den vergangenen Jahren nach Angaben der Wirtschaftsbetriebe gestiegen, zuletzt von 3504 (2021) auf 4795 Behälter (Stand 31. Dezember 2023) – ein Plus von fast 37 Prozent.

Dennoch landen in Duisburg die meisten Obst-, Gemüse-, Pflanzen- und Speisereste weiterhin in den 107.638 schwarzen Tonnen (Stand 31. Dezember 2023). Nach wie vor machen biologische Abfälle laut WBD-Sprecher Lange annähernd die Hälfte des Restmülls in der Stadt aus – aktuell etwa 43 Prozent.

Biologische Abfälle machen 43 Prozent des Restmülls aus

Zur Einordnung: Die Wirtschaftsbetriebe haben 2023 nach eigenen Angaben insgesamt 122.207,90 Tonnen Restmüll gesammelt. Davon waren also rund 52.550 Tonnen Biomüll, die in der Müllverbrennungsanlage gelandet sind. Diese Abfälle könnten laut WBD hochwertig verwertet werden, wenn sie separat erfasst würden.

Immerhin: 2023 verzeichneten die Wirtschaftsbetriebe 1216,19 Tonnen Biomüll in der dafür vorgesehenen braunen Tonne, 2021 waren es nur 1048,79 Tonnen. Außerdem habe der Duisburger Bioabfall eine sehr gute Qualität, mit einem weiterhin verschwindend geringen Anteil sogenannter Störstoffe von etwa 0,3 Gewichtsprozent. Die Zahlen machen mit Blick auf die Massen an biologischen Abfällen in der Restmülltonne aber auch deutlich, dass rund 97,7 Prozent des Duisburger Biomülls vergeudet werden, weil er nicht getrennt gesammelt wird.

WBD gegen verpflichtende Biotonne

Um das zu ändern hatte, der Landesverband Erneuerbare Energie (LEE) NRW bereits 2022 eine verpflichtende Biotonne gefordert. Bisher ist die Anschaffung der entsprechenden Behälter, die Eigentümer seit 1. Januar 2015 in Duisburg bestellen können, hier freiwillig. Und so soll es nach Ansicht der Wirtschaftsbetriebe auch bleiben.

Sie seien „nach wie vor daran interessiert, die separate Sammlung von Bioabfällen weiter zu intensivieren“, sagt WBD-Sprecher Lange. „Einer Pflichtbiotonne stehen wir aber nach wie vor kritisch gegenüber. Neben der Tatsache, dass nicht jede Immobilie noch ausreichend Platz für weitere Abfallbehälter hat, stellt die getrennte Bioabfallsammlung in einer stark verdichteten städtischen Bebauung eine besonders große Herausforderung dar.“

Eine Pflichtbiotonne, besonders bei Großwohnanlagen, verschlechtere „erfahrungsgemäß die Qualität der Bioabfälle signifikant“, so Lange. Diese Qualität zu sichern, sei für die Wirtschaftsbetriebe von großer Bedeutung, „da die Anlagen ein Rückweisungsrecht von angeliefertem Bioabfall bei einem Fremdstoffanteil von mehr als Prozent haben“.

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>> BIOTONNE IN DUISBURG IST 2024 ETWAS TEURER GEWORDEN

  • Die Biotonne, die von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg (WBD) gezielt subventioniert wird, damit sich möglichst viele Bürger dafür entscheiden, ist 2024 etwas teurer geworden. Der 60-Liter-Behälter etwa kostet nun im Jahr 24,04 Euro (+1,52 Euro) und zum Beispiel die 80-Liter-Tonne 32,04 Euro (+2 Euro). Für 2023 war die Gebühr für diese Behälter allerdings deutlich gesunken (-27,5 bis -45,9 Prozent).
  • Die Biotonnen sollen alle 14 Tage geleert werden. Die Abfuhrtermine werden nach Angaben der Wirtschaftsbetriebe in ihrem Online-Abfallkalender oder in der WBD-App angezeigt. Dies sei über iPhones und Android-Geräte möglich.
  • Einen Reinigungsservice der Behälter wie in anderen Städten gibt es in Duisburg nicht. Die Nachfrage ist laut WBD-Sprecher Volker Lange zu gering und stehe somit in keinem Verhältnis zu der Anschaffung einer notwendigen technischen Ausstattung und den personellen Kosten. Bisher funktioniere es gut, dass die Eigentümer sich selber um die Reinigung der Behälter kümmern, wenn sie dies für erforderlich halten.
  • Alle Informationen zur Biotonne in Duisburg gibt es online auf wb-duisburg.de.