Duisburg. Das 5. Philharmonische Konzert wurde zum Holocaust-Gedenktag konzipiert. Das Duisburger Orchester erzeugt dabei ganz unterschiedliche Emotionen.
Bei einem Philharmonischen Konzert mit dem Motto „In der neuen Welt“ erwartet man eigentlich Antonin Dvoraks berühmte Sinfonie. Doch dieser Abend geht einen anderen Weg: Intendant Nils Szczepanski und Generalmusikdirektor Axel Kober haben ihn speziell zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar konzipiert. In der Mercatorhalle erklingen Werke des US-Amerikaners Aaron Copland und des in Dessau geborenen Kurt Weill – beide waren Juden und haben in New York gelebt.
Der erste Teil des Konzerts gehört ganz Copland: Seine Suite aus dem Ballett „Appalachian Spring“ ist ein von leuchtenden Dur-Klängen durchzogenes Idyll. Meist führen die Holzbläser die volksliedhaften Melodien ein, wobei hier besonders Stephan Dreizehnter an der Flöte, Mikhail Zhuravlev an der Oboe und Andreas Oberaigner an der Klarinette mit ihren wunderschönen Soli glänzen. Die Blechbläser und das gesamte Orchester steigern die Melodien dann mit hymnischer Kraft.
Duisburger Philharmoniker: Klarinettist im Rampenlicht
Bei Coplands Konzert für Klarinette ist ungewöhnlich, dass man für den anspruchsvollen Solopart keinen prominenten Gastsolisten engagiert. Stattdessen spielt das Stück nun Christoph Schneider, seines Zeichens erster Soloklarinettist der Duisburger Philharmoniker, und demonstriert so beispielhaft, aus welch hervorragenden Musikern das Orchester besteht.
Unter dem sorgfältigen Dirigat von Axel Kober tupft das Orchester seine Akkorde sanft dahin, während Christoph Schneider die weiten Melodien Coplands mit warmem und weichem Klang musiziert. Schneider spielt das Stück mit einem nie versiegenden Atem, und manchmal scheinen Dirigent und Solist so in der Schönheit des Klangs zu baden, als wollten sie, dass die Zeit stehen bleibt.
In der atemberaubenden Kadenz lässt Schneider die Töne virtuos aus seinem hölzernen Rohr sprudeln, bevor sich das Finale munter und turbulent wie eine Straßenszene in New York gibt. Synkopierte Melodien und swingende Rhythmen lassen den Einfluss Benny Goodmans, für den Copland das Stück komponierte, erkennen.
Absolute Rarität beim 5. Philharmonischen Konzert
Passend zum Holocaust-Gedenktag spielen Christoph Schneider und die Duisburger Philharmoniker noch ein Klezmer-Stück von Giora Feidmann. Nach einem klagenden Beginn mündet die Musik in einem virtuosen Klarinetten-Feuerwerk, bei dem der Applaus des Publikums noch größer ausfällt als nach dem Copland-Konzert.
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Mit der Sinfonie Nr. 2 von Kurt Weill erklingt nach der Pause eine absolute Rarität. Das Stück entstand nach der Emigration Weills aus Nazi-Deutschland und wurde 1934 in Amsterdam uraufgeführt. In dem klagenden Gestus, mit dem das Stück beginnt, kann man auch die Trauer des Komponisten über den Abschied von seiner Heimat heraushören.
Kurt Weill kennt man vor allem als Komponist vieler Brecht-Lieder, und auch die Melodien dieser Sinfonie erinnern an seine bissigen Polit-Songs. Hier werden sie sinfonisch verarbeitet und farbenreich instrumentiert. Weills Musik schwankt zwischen Hoffnung und Resignation, doch im abschließenden Presto mit seinen Marschrhythmen gibt sie sich klassenkämpferisch wie in den Liedern, die der Komponist mit Brecht schrieb. Dieses Werk ist ein starkes Beispiel deutscher Sinfonik im 20. Jahrhundert, für das es vom Duisburger Publikum ebenfalls viel Beifall gibt.
>>CHRISTOPH SCHNEIDER BEGLEITET AUCH OPER AM RHEIN
Christoph Schneider ist seit 2016 erster Soloklarinettist der Duisburger Philharmoniker und begleitet mit dem Orchester auch die Aufführungen der Deutschen Oper am Rhein.
Ersten Unterricht erhielt er in Mainz und Wiesbaden, bevor er Bundespreisträger bei „Jugend musiziert“ wurde. Als Hauptfachdozent unterrichtet er zudem an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz.